Dieser Scherz ging nach hinten los

Martin Rupf
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1.-April-Scherze sind so eine Sache: Man findet sie prinzipiell gut oder eben nicht. Dass man sich in Zeiten des Coronavirus aber besser zweimal überlegen sollte, ob ein 1.-April-Scherz angebracht ist, versteht sich von selbst. Laut Aussage von Lutz Fischer-Lamprecht habe man schon gewusst, dass es «heikel» sein könnte, einen Scherz über erfundene Unterstützung für das lokale Gewerbe zu machen. Weshalb er und sein Mit-Autor den Scherz auf dem Portal «Wettiger Nochrichte» trotzdem publizierten, bleibt letztlich ihr Geheimnis. Wenig überraschend hagelte es aber zu Recht Kritik auf den sozialen Netzwerken. «Ein Aprilscherz? Wenn ja, finde ich es voll daneben in dieser Situation», heisst es etwa.

Über Humor lässt sich immer trefflich streiten. Nur: Beim Verfasser des «heiklen» Aprilscherzes handelt es sich nicht um irgendwen, sondern um keinen Geringeren als den zweithöchsten Wettiger, den Vizepräsidenten des Einwohnerrats. In dieser Rolle – und nicht zuletzt, weil er auch den Beruf des Pfarrers bekleidet – hätte man von ihm etwas mehr Fingerspitzengefühl erwarten dürfen. Auch wenn keine Absicht: dieser 1.-April-Scherz ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die jetzt vor dem finanziellen Ruin stehen. Journalisten wissen, wie schnell der Schuss beim Schreiben nach hinten losgehen kann. Politiker, die nebenbei noch ein bisschen Journalist sein wollen, sind gut beraten, das gleiche, wenn nicht gar grössere Taktgefühl an den Tag zu legen.