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Limmattaler Gemeinden halten wenig von einer möglichen Regionalstadt Baden – viel lieber planen sie im Kleinen.
Die Diskussion um eine Regionalstadt zieht immer grössere Kreise. Erst war da die Ennetbadener Gemeindeversammlung, die – zwar knapp – grünes Licht für Fusionsgespräche mit Baden gab. Badens Stadtammann Geri Müller äusserte darauf die Meinung, eine Fusion würde nur mit mehreren Gemeinden – etwa auch mit Neuenhof – Sinn machen. Daraufhin hielt der Ennetbadener Gemeindeammann Pius Graf fest: «Auch Wettingen und die beiden Siggenthal müssten bei einer Fusion einbezogen werden.»
Schliesslich forderte Ende letzter Woche der Wettinger SP-Einwohnerrat Alain Burger den Wettinger Gemeinderat mit einer Motion auf, er solle sich an den Diskussionen um eine mögliche Regionalstadt beteiligen. Die Wettinger Parteien haben diesen Steilpass unterschiedlich aufgenommen. Die Haltung reicht von «sofort fusionieren» bis hin zu «Nein, danke, der erfolgreiche Weg der Zusammenarbeit soll weitergeführt werden».
Neuenhof liebäugelt mit 2. Anlauf
Doch wie stehen Gemeinden im dicht besiedelten oberen Limmattal zu einer möglichen Grossstadt mit bis zu 70'000 Einwohnern? Eine Umfrage der az zeigt: Das Interesse an einer Gross-Fusion ist hier eher klein. Überhaupt fällt auf, das sich die Politiker – wie fast immer bei diesem Thema – sehr schwammig äussern und sich nicht auf die Äste hinaus wagen wollen. Grundtenor: «Zusammenarbeit wie bisher ja, Fusion eher nein.»
Kleine Ausnahme, Neuenhof: Bereits vor drei Wochen äusserte sich Gemeindeammann Susanne Voser zu einer allfälligen Gross-Fusion: «Ich bin überzeugt von den Vorteilen von Fusionen in der Region. Bis ins Jahr 2018 erachte ich solche als realistisch.» Sie sei zudem überzeugt, dass die Voraussetzung jetzt besser sei als im Jahr 2010, als die Badener eine Fusion mit Neuenhof an der Urne ganz kapp ablehnten. «Die Braut Neuenhof will die Zeit nun nutzen, um sich zu verschönern.» Beispiel: Bis 2017 seien die Neuenhofer Schulhäuser neu- beziehungsweise umgebaut.
Spreitenbach will keine Viel-Ehe
Spreitenbachs Vizeammann Stefan Nipp sagt zu einer möglichen Gross-Fusion. «Die Gemeinde Spreitenbach konzentriert sich auf die Zusammenschlussgespräche mit Killwangen.». Zehn Arbeitsgruppen der beiden Gemeinden klären momentan die Chancen eines Zusammenschlusses ab. Anfang 2015 sollen die Ergebnisse vorliegen. Einen grösseren Verbund kann sich Nipp momentan nicht vorstellen. Angesichts der starken Entwicklung im Limmattal will er aber langfristig keine Entwicklung ausschliessen. Nipp begrüsst dagegen die intensiven Kooperationen der Gemeinden Bergdietikon, Killwangen, Neuenhof, Wettingen und Würenlos. «Wir machen sehr gute Erfahrungen mit dem Polizeikorps Wettingen Limmattal und der Zivilschutzorganisation.»
Ähnlich tönt es aus Killwangen: «Für uns ist eine Gross-Fusion momentan kein Thema. Wir prüfen viel eher Zusammenarbeitsmodelle mit Spreitenbach», sagt Werner Scherer, Gemeindeammann von Killwangen. Sollte daraus der Vorschlag einer Fusion der beiden Gemeinden resultieren, sei wichtig, dass es sich um einen Zusammenschluss und nicht um eine Übernahme handeln würde. «Solange die Daten der Facharbeitsgruppen noch nicht vorliegen, ist alles offen», so Scherer. Die öffentliche Information dürfte im ersten Halbjahr 2015 stattfinden.
Würenlos bevorzugt den Alleingang
Noch selbstbewusstere Töne ertönen aus Würenlos: «Wir können und wollen unseren Weg alleine gehen», sagt der Würenloser Gemeindeammann Hans Ulrich Reber. Der Gemeinderat werde die Entwicklung jedoch aufmerksam beobachten. «Fusionen nur um der Grösse willen dürfen nicht das Ziel sein», sagt Reber. Die ganze Zielrichtung ist ihm noch zu unbestimmt, um konkret darüber zu diskutieren. Seiner Ansicht nach könnte momentan vor allem Neuenhof von einer Fusion profitieren. «Dabei wäre sowohl ein Zusammenschluss mit Baden wie auch mit Wettingen denkbar», so Reber.
Grossräte sind zurückhaltend
Das Thema Gross-Fusion beschäftig aber nicht nur die Limmattaler Kommunalpolitiker. Auch die beiden Grossräte Peter Voser (CVP, Killwangen) und Josef Bütler (FDP, Spreitenbach) machen sich so ihre Gedanken zur aufflackernden Fusions-Diskussion. «Als Grossrat bin ich froh, wenn sich die Gemeinden durch eigenen Willen stärken, sei dies durch Fusionen oder durch Zusammenarbeitsverträge», sagt Voser. Deshalb begrüsse er, wenn die Gemeinden die Vor- und Nachteile einer Fusion genau abklären. Eine gesunde Gemeinde ist eine sehr wichtige Basis für den Kanton, stellt der Finanzpolitiker fest und ergänzt: «Es ist wie in anderen Bereichen, zwei Schwache geben noch keinen Starken.» Weiter hält er fest, dass die Fusionswelle im Kanton gegenüber früheren Jahren eher abgeklungen ist: «Momentan ist die Begeisterung in der Bevölkerung nicht sehr gross.»
Ähnlich sieht es auch Bütler: «Ich glaube nicht, dass momentan die Zeit für eine grosse Fusion in der Region reif ist.» Die Gemeinde sei ein Dienstleistungsbetrieb, dessen einziger Nutzer der Bürger und damit der Steuerzahler sei. «Aus dieser Sicht müssten alle Fusionen und Kooperationen betrachtet werden.»