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Nur wenige Wochen nach der Eröffnung verliessen fünf Angestellte die neue Krippe in Freienwil. Nun kritisieren aktuelle und ehemalige Mitarbeiter Krippenbesitzerin Marina Eller heftig: Sie bezahle Löhne nicht, informiere Eltern schlecht und es fehle an qualifiziertem Personal.
«Die neue Krippe sorgt für Gesprächsstoff»: So titelte das «Badener Tagblatt» letzte Woche über die Freienwiler Krippe «im Dörfli». Darin ging die Zeitung der Frage nach, weshalb seit der Eröffnung der Krippe diesen Sommer schon fünf Mitarbeiterinnen gekündigt hatten oder ihnen gekündigt wurde. Zudem machte das Gerücht die Runde, dass die Kinderbetreuung fachlich mangelhaft sei. Kita-Besitzerin Marina Eller (59) bestätigte die Abgänge und sprach von «Differenzen», verteidigte aber ihr Vorgehen: «Wenn eine Mitarbeiterin das bewährte Betreuungskonzept, nach dem ich die Tagesstätte führe, ignoriert, muss ich handeln.»
Der Zeitungsartikel blieb nicht ohne Echo. Über ein Dutzend aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meldeten sich bei der Redaktion. Der Grundtenor: «Stimmt alles nicht. Eller beschönigt alles.» Umgekehrt sind die Vorwürfe happig, die sich Eller von ausnahmslos allen Personen gefallen lassen muss. Das wird ihr vorgeworfen:
Marina Eller will sich zu diesen Vorwürfen nicht äussern. Diese sind aber glaubwürdig, schildern doch auffällig viele ehemalige und aktuelle Mitarbeiter genau die gleichen Missstände. «Es ist einfach nur ungerecht, dass eine Kitaleitung das Personal nicht bezahlt, das Geld selbst einsteckt und bis heute ungeschoren davon kommt», sagt eine ehemalige Mitarbeiterin etwa. Tatsächlich liegen der Redaktion Entscheide des Bezirksgerichts Baden vor, in welchen die «Beklagte» Eller sich zur Zahlung des Lohns verpflichtet.
Auch ist die Redaktion im Besitz des Betreibungsregisterauszuges von Eller. Auf vier Seiten sind rund 50 Betreibungen, Verlustscheine und Konkursandrohungen vermerkt. Gibt man den Namen «Eller» zudem auf der Wirtschaftsdatenbank «Teledata» ein, wird ihre Bonität als «sehr tief» angegeben.
Doch damit nicht genug. Während Eller zwar gewisse Probleme in Freienwil einräumte, gab sie zu Protokoll, in der Schneisinger Kita, die sie 2014 eröffnet hatte, laufe alles bestens. «In all den Jahren hatte ich nie nennenswerte Probleme in Schneisingen. Im Gegenteil: Die Eltern vertrauen mir und unterstützten mich sehr in den letzten Wochen.» Auch hier liessen die Reaktionen nicht lange auf sich warten. «Alles gelogen», sagen ehemalige und aktuelle Mitarbeiter, die ebenfalls bis heute auf ihren Lohn warten. Man habe sich sogar bei der Gemeinde beschwert, doch passiert sei bis heute gar nichts (vgl. Artikel unten).
Zurück zur Freienwiler Krippe: Eller bestätigte, dass aufgrund der Gerüchteküche und den Spekulationen verunsicherte Eltern ihre Kinder aus der Krippe nahmen oder das Betreuungspensum reduzierten. «Ich bedaure, dass die Eltern nicht mit ihr direkt das Gespräch suchten.» Doch auch diese Version wird von mehreren Eltern, die ihre Kinder inzwischen aus der Kita genommen haben, widerlegt. «Wir wurden schlecht bis gar nicht über die vielen Weggänge informiert. Wenn wir das Gespräch mit Frau Eller suchten und Informationen wollten, wurden wir abgeblockt. Dabei ist das Vertrauen doch das A und O.»
Andere Eltern sagen: «Wir haben unsere Kinder aus der Krippe genommen, weil wir von Frau Eller permanent angelogen wurden.» Auch habe Eller ihr Krippenkonzept nicht eingehalten. «Als das perfekt ausgebildete Personal gekündigt hatte, wurden unsere Kinder von nicht ausgebildetem Personal betreut, welches keinen pädagogischen Hintergrund hatte. Auch seien Rechnungen immer wieder zu spät oder mit falschem Namen verschickt worden. «Nicht mal unsere Kündigung wurde uns von Frau Eller bestätigt», sagt eine Mutter. «Wir würden unser Kind gerne wieder hier in Freienwil in die Krippe bringen, aber ganz sicher nicht unter dieser Leitung.»