Baden
«Durchschnitt zu sein, kam für mich nie infrage»

Zum Finale des Orgelsommers spielt die russische Pianistin und Organistin Alina Nikitina in der Stadtkirche.

Ursula Burgherr
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Zieht alle Register – Alina Nikitina beim Üben für ihr Konzert in der Stadtkirche Baden. Ursula Burgherr

Zieht alle Register – Alina Nikitina beim Üben für ihr Konzert in der Stadtkirche Baden. Ursula Burgherr

Eine Tasse Kaffee im Restaurant Moser – schon ist Alina Nikitina wieder munter und plaudert drauf los. Die Berufsmusikerin ist nach einem Konzert in Esslingen (DE) mit dem Nachtzug in die Schweiz zurückgekommen und hat kein Auge zugetan.

Heute wird die Organistin ihr musikalisches Können innerhalb der Reihe «Orgelsommer» in der Stadtkirche vor dem Badener Publikum unter Beweis stellen. Auf dem Programm stehen Werke von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach, Robert Schumann und Max Reger.

Die Musik fordert der 32-Jährigen nicht nur viel ab (sie übt bis zu sieben Stunden täglich), sondern verleiht ihr auch ungeheure Kräfte. «Ich bin immer ehrgeizig, aber niemals verbissen gewesen», sagt Nikitina. «Durchschnitt zu sein, kam für mich nie infrage», sagt sie und beisst genüsslich in ein Stück Aprikosenstrudel. Für ihr Orgelspiel heimste Nikitina schon Preise in ganz Europa ein, diesen Juli kam der dritte Preis am Bach-Wettbewerb in Leipzig dazu, der zu den renommiertesten Musikwettbewerben der Welt gehört. Musik zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Alina. In ihrem Geburtsland Kasachstan fing sie schon mit fünf Jahren an, Klavier zu spielen. «Es war mein Wunsch, nicht derjenige der Eltern», betont sie und ist überzeugt: «Wer Berufskarriere machen und gut werden will, muss so jung anfangen.» Mit ihren Eltern, der Papa ein Uniprofessor und die Mama Ökonomin, zog sie später nach Omsk (Sibirien) und absolvierte schliesslich am staatlichen Konservatorium in St. Petersburg ihr Klavierstudium mit Orgel im Nebenfach. Sie erhielt ein Stipendium in Weimar und entschied sich für einen Weiterbildungsstudiengang für Orgel an der Hochschule Luzern, wo Kirchenmusik eine lange Tradition hat.

Sie möchte im Aargau bleiben

Seit 2015 ist die Berufsmusikerin Organistin in der Kirche St. Anton und im Kloster Wettingen. Sie liebt den Aargau und möchte bleiben. Wie sich ihre Zukunft weitergestaltet, will sie aber noch nicht verraten. Es sei einiges in Abklärung aber nicht spruchreif, verrät sie. Musik machen wird sie überall, egal wohin es sie verschlägt.

Für ein Hobby hat Alina keine Zeit. Zurzeit ist sie Single. Mit Umzügen, Ausbildungen und Konzertreisen war die Berufsmusikerin bisher viel zu eingespannt, um an Familienplanung zu denken. «Was nicht ist, kann noch werden», meint sie und nippt an ihrem Cappuccino. Beim Üben in der Stadtkirche Baden sind ihre Hände und Füsse enorm flink im Einsatz. Wenn sie das Kirchenschiff mit einem Klangvolumen füllt, als ob es von einem ganzen Orchester käme und ihre totale Hingabe spürbar wird, dann weiss man: Alina Nikitinas ganz grosse Liebe wird immer der Musik gehören.