Einen geschichtsträchtigeren Ort hätte sich das Junge Theater Baden für seine Romulus-Aufführungen kaum aussuchen können: Der Legionärspfad Windisch verweist auf die Spuren der Römer, die einst in Vindonissa gewirkt und gelebt haben.
Romolus der Grosse war der letzte weströmische Kaiser. War er wirklich gross? Der Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt schildert ihn in seiner Komödie als Herrscher, dem nichts Kaiserliches anhaftet: Dürrenmatts Romolus trinkt beispielsweise Spargelwein und züchtet Hühner.
An der Zucht hält er selbst in schwierigsten Zeiten fest: Vor der Toren Roms stehen nämlich die Germanen mit Odoaker an der Spitze - er wird sich später ebenfalls als begeisterter Hühnerzüchter zu erkennen geben. «Dürrenmatt hat mit dem Spannungsfeld zwischen Führungselite und Volk ein brisantes Thema beleuchtet», sagt Regisseur David Imhoof und spielt damit auf die Aktualität von Dürrenmatts Stück an.
Die mit Witz und Pointen reich gewürzte Komödie spielt das Junge Theater Baden in dem für Aufführungen prädestinierten, einem riesigen Estrich ähnelnden Obergeschoss des Legionärspfad-Hauptgebäudes. Vorgängig werden die Theaterbesucher aber von einem Moderatorenteam auf einen Rundgang durch das umliegende Gelände mitgenommen. Hier werden sie mit Installationen zum Thema «Zerfall» - passend zum bröckelnden Römischen Reich - überrascht.
Die Zuschauer werden aber auch Zeugen römischer Szenen im Freien. Mit diesem «Rüstzeug» ausgestattet, besucht der Zuschauer dann die Vorstellung und gewinnt zweierlei: Verständnis für einen Ort, der in der Geschichte einen bedeutenden Platz einnimmt sowie ein geschärftes Sehen und Hören für die Finessen von Dürrenmatts Komödie. Die Inszenierung: Ein geglücktes Unterfangen mit starken Schauspieler-Leistungen. Langanhaltender Applaus an der Premiere