Birmenstorf
Edith Saner hat von Politik noch lange nicht genug — zur CVP kam sie per Zufall

Nach 20 Jahren im Gemeinderat und 16 Jahren als Ammann wurde Edith Saner zur Vizepräsidentin II des Grossen Rats gewählt — damit dürfte sie 2020 das Ratspräsidium übernehmen.

Andreas Fahrländer
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Während zweier Jahrzehnte ihre Wirkungsstätte: Edith Saner vor dem Gemeindehaus in Birmenstorf.

Während zweier Jahrzehnte ihre Wirkungsstätte: Edith Saner vor dem Gemeindehaus in Birmenstorf.

SEVERIN BIGLER

Edith Saner geht bald wieder in die Lehre. Mit einem Augenzwinkern sagt sie das und meint die kommenden zwei Jahre als Vizepräsidentin des Grossen Rates. 20 Jahre lang war sie Gemeinderätin von Birmenstorf, 16 Jahre davon als Gemeindeammann.

Im Grossen Rat gehe es anders zu und her als auf der Gemeindeebene, sagt sie: «Die Parteipolitik steht viel mehr im Vordergrund. Aber es gefällt mir sehr im Grossen Rat. Hier hat man so ein breites Spektrum an Themen und man lernt noch mehr interessante Menschen kennen.»

Seit dreieinhalb Jahren ist Edith Saner Grossrätin. Sie ist im Fraktionsvorstand und im Parteivorstand der CVP Aargau. Im Parlament in Aarau engagiert sich die 57-Jährige in der Kommission für Volkswirtschaft und Abgaben und in der Einbürgerungskommission, aber auch für Bildungs- und Gesundheitsthemen.

Das waren für sie schon bisher wichtige Themen, unter anderem in der Regionalplanungsgruppe Baden Regio, wo sie sich in den vergangenen Jahren für die Umsetzung des Pflegegesetzes für die Langzeitpflege und die Spitex engagierte. Mit einem glanzvollen Resultat wurde Saner nun in der Januarsitzung des Grossen Rats zur Vizepräsidentin II gewählt. Damit dürfte sie 2020 das Ratspräsidium übernehmen.

Mit sanftem Luzernerdialekt

Aufgewachsen ist Edith Saner in Oberkirch am Sempachersee. Sie spricht immer noch einen sanften Luzernerdialekt. Ihre Eltern führten einen Bauernhof, auf dem sie mit sieben Geschwistern aufwuchs. Als Kind musste sie viel mit anpacken.

Der Hof lag in einem Weiler abseits des Dorfes, die Kinder besuchten eine Gesamtschule. Sie habe sehr viel fürs Leben gelernt, durch das Leben auf dem Bauernhof, aber auch in der Grossfamilie. Nur: «Ich habe mir als Kind immer gewünscht, richtig zu einem Dorf dazuzugehören», erzählt Saner.

Dieser Wunsch ging in Erfüllung, als sie mit ihrem Mann 1987 nach Birmenstorf zog. «Endlich waren wir in einem Dorf, eingebettet zwischen anderen Häusern und wo etwas läuft», sagt sie und lacht. «Wir sind hier schnell angekommen und wurden sehr gut aufgenommen.»

Zuvor hatte Edith Saner die Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau gemacht. Nach der Lehre lebte sie einige Jahre mit ihrem Mann, der Veterinärmedizin studierte, in Bern. Sie kamen in den Aargau, weil ihr Mann Rainer eine Stelle in Mülligen fand. Edith Saner trat eine Stelle am Kantonsspital Baden an. Heute leitet sie dort die Abteilung Bildung und Beratung.

In ihrer neuen Heimat Birmenstorf engagierte sie sich zuerst im Kulturkreis und in der Spitex. Irgendwann klingelte das Telefon und Ruth Humbel, heute Nationalrätin, damals Grossrätin, fragte, ob von den Saners nicht jemand für den Gemeinderat kandidieren möchte. «Mein Mann sagte sofort, für ihn komme das nicht infrage», sagt Saner lachend.

«Ich fand die Anfrage spannend und stellte mich zur Wahl.» Edith Saner ist katholisch, aber zur CVP kam sie eher per Zufall. Gewählt wurde sie 1997 noch als Parteilose. «Erst später als Gemeindeammann merkte ich, dass es manchmal doch gut ist, eine Partei im Rücken zu haben», sagt sie. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Dorf ist sie dann der CVP beigetreten: «Die Mittepartei stimmt für mich. Das Abwägen verschiedenster Meinungen ist mir wichtig.»

Zu Fuss ins Bündnerland

Edith Saner sagt, die Arbeit im Gemeinderat habe sie bereichert. Sie möchte diese Erfahrung nicht missen. Wenn es einmal Schwierigkeiten gab, habe sie immer versucht, das Positive herauszuziehen. In ihrer Zeit als Ammann hat Birmenstorf ein neues Gemeindehaus gebaut, die öffentlichen Gebäude und die Strassen wurden saniert, Kooperationen mit anderen Gemeinden geregelt, Tagesstrukturen eingeführt und vieles mehr. Und was sie freue: dass Birmenstorf ein Dorf für alle Generationen sei.

«Wir haben eine Dorfkultur, die mich beeindruckt», meint Saner. «Mir war es immer wichtig, dass wir anständig und respektvoll miteinander umgehen», sagt sie. Die Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitern habe sie unglaublich geschätzt. «Und mit unserem Gemeindeschreiber, der die rechte Hand des Gemeindeammanns ist, hatte ich einen Sechser im Lotto», sagt sie und schmunzelt.

Jetzt freue sie sich auf die weitere Arbeit im Grossen Rat und als Präsidentin des Aargauischen Spitälervereins VAKA. In den letzten Jahren sei die Freizeit durch die Politik geprägt gewesen. Die Saners wandern gern. Vor zwei Jahren sind sie in fünf Tagen von Birmenstorf ins Bündner Oberland gewandert. Zudem schreibt Edith Saner gerne, zurzeit vor allem Lyrik. Auch ihre Reden schreibe sie immer mit Freude. Und: «Ich freue mich, jetzt einfach wieder einmal spontan ins Kino oder in ein Konzert zu gehen.»