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Baden
Über 300 ehemalige Gardisten hielten an der Zentraltagung in Baden ihre Generalversammlung ab. Die farbenfrohen Auftritte der ehemaligen Leibwächter des Papstes stiessen auf sehr grosses Interesse.
Sonntagvormittag, Innenstadt Baden: Wo es sonst eher ruhig zu und her geht, liegt eine besondere Stimmung über den Gassen. Nicht nur trifft man auffällig viele Menschen an. Nein, die meisten sind auch festlich gekleidet und in offensichtlicher Vorfreude auf das, was bald kommen wird. Regelrecht überfüllt ist der Kirchplatz, von der Stadtkirche ganz zu schweigen. Ein kurzer Blick ins Innere verrät: Das heute ist kein gewöhnlicher Gottesdienst. Farbige Uniformen da, bunte Fahnen dort.
Grund für die spezielle Szenerie ist die Zentraltagung der ehemaligen Schweizer Gardisten, die mit dem Fahnenaufzug am Freitagvormittag auf der Schlossruine Stein eröffnet wurde. Über 300 ehemalige Schweizer Gardisten – die Organisatoren hatten sogar mehr erwartet – haben sich in Baden während dreier Tage getroffen und ihre Generalversammlung abgehalten. Dass es sich dabei alles andere als um eine geschlossene Angelegenheit handelte, bewiesen die ehemaligen Leibwächter des Papstes am Samstag und Sonntag auf eindrückliche Weise. So hielten die ehemaligen Gardisten am Samstagvormittag auf dem Schlossbergplatz ein viel beachtetes Konzert. Wer sich zudem für die Geschichte der Gardisten interessierte, konnte am Samstag die aufschlussreiche Ausstellung im Tagsatzungssaal besuchen.
Doch der öffentliche Höhepunkt bildete zweifelsohne das sonntägliche Defilee, angeführt durch die Dragoner der Schweizer Kavallerie Schwadron 1972. Die Strassen waren von derart vielen Menschen gesäumt, wie das sonst nur an der Fasnacht der Fall ist. Nebst der Kavallerie, der Musikformation, dem aktuellen Kommandanten der Schweizer Gardisten Christoph Graf und den vielen ehemaligen Gardisten war auch viel Prominenz vertreten. So gab sich Erzbischof Thomas Gullickson die Ehre. Als Nuntius ist er der Botschafter des Papstes in der Schweiz.
An seiner Seite schritt Weihbischof Alain de Raemy durch die Massen. Von der Politik waren unter anderem Regierungsrat Markus Dieth und der Badener Stadtammann Markus Schneider mit seinen Stadtratskollegen Philippe Ramseier und Regula Dell’Anno mit von der Partie. «Die Zentraltagung kann als absolut gelungen bezeichnet werden», sagt Philipp Wagemann, Mitglied des OK. Er selber gehörte von 2007 bis 2014 der Schweizer Garde an. «Die vielen Menschen zeigen, dass das Interesse an der Schweizer Garde sehr gross ist. Das freut mich ungemein», so Wagemann.
Die Zentraltagung findet alle zwei Jahre statt. Dass dies immer mal wieder in Baden der Fall ist – das letzte Mal vor 24 Jahren –, ist kein Zufall: Die Schweizergarde wurde 1505 an der Tagsatzung in Baden ins Leben gerufen und bezog im folgenden Jahr Posten im Vatikan. Heute gehören der Garde 110 Gardisten an. Dass diese eine grosse Verbundenheit weit über die Aktivzeit hinaus pflegen, konnte man dieses Wochenende eindrücklich beobachten. Immer wieder kam es zu spontanen und vor allem freudigen Begegnungen älterer Herren und ihren Frauen, die sich nach Jahren zum ersten Mal wieder trafen.
Mit einem grossen Bankett in der Trafohalle ging die Zentraltagung schliesslich zu Ende. Die Organisatoren blicken auf einen gelungen Anlass zurück und sie dürfen erfreut festhalten: Auch wenn die Gardisten ihren Dienst fernab der Heimat leisten. Zu Hause in der Schweiz ist das Interesse an der Leibwache und der Stolz über ihren Dienst ganz offensichtlich sehr gross.