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Ehemalige Stadtammänner äussern sich zur Idee einer Fusion von Baden und Turgi, die diese Woche Auftrieb erhalten hat.
Die Nachricht, dass der Badener Stadtrat bereit ist, einen Zusammenschluss mit der Nachbargemeinde zu prüfen, wurde von der Gemeindeversammlung in Turgi am Donnerstagabend mit Wohlwollen und ohne kritische Kommentare zur Kenntnis genommen. In Baden sorgt die Nachricht derweil für Gesprächsstoff. Unter anderem bei ehemaligen Stadtammännern, die sich während ihrer Amtszeiten intensiv mit dem Thema beschäftigten und das Geschehen nach wie vor interessiert verfolgen. Josef Bürge, Stadtammann von 1985 bis 2005, ist grundsätzlich erfreut, dass über eine Fusion von Baden und Turgi diskutiert wird. «Beide Gemeinden werden sehr gut geführt, und es macht Sinn, die Region mittels Fusionen zu stärken.»
Gleichzeitig warnt der langjährige CVP-Stadtammann: «Mehr Sinn würde ein gleichzeitiger Zusammenschluss von mehreren Gemeinden mit Baden machen. Erstens, damit eine Kommune entsteht, welche die Stärke der Region Baden in wirtschaftlicher, politischer, kultureller und gesellschaftlicher Sicht widerspiegelt. Und zweitens, damit nicht dieselben Fehler passieren wie anno 2010, als die Fusion mit Neuenhof scheiterte.»
Bei aller Euphorie über eine mögliche Fusion dürfen wichtige Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht ausgeblendet werden.
(Quelle: Josef Bürge, Stadtammann 1985 bis 2005)
Josef Bürge ist überzeugt: Bei Fusionsabstimmungen mit nur zwei beteiligten Gemeinden erhielten kritische Stimmen mehr Gewicht als bei gut aufgegleisten Projekten wie etwa im Bezirk Zurzach mit einer Vielzahl von Gemeinden. «Wichtig scheint mir, dass die Euphorie über eine mögliche Fusion nicht dazu führt, dass wichtige Erfahrungen aus der Vergangenheit ausgeblendet werden.» Ausserdem sei bei Fusionsgesprächen wichtig, dass die potenziellen Partnergemeinden auf Augenhöhe diskutieren, unabhängig von der Einwohnerzahl. «Bei Turgi und Baden habe ich ein gutes Gefühl.» Und nicht zuletzt wäre wichtig, dass der Gemeindezusammenschluss von der Basis her aufgebaut werde.
Ein weiterer ehemaliger Stadtammann, Geri Müller (von 2013 bis 2017), kennt die beiden möglichen Fusionspartner sehr gut: Sein Heimatort ist Turgi, er wuchs im Ortsteil Wil auf, verbrachte in diesem Dorf seine Jugend. «Wenn wir dieses Wochenende an der Urne über eine Fusion abstimmen könnten, würde ich ein Ja einlegen», sagt er, «und ich würde versuchen, Turgemer und Badener von einem Zusammenschluss zu überzeugen.»
Alleine schon aus geografischer Sicht biete sich eine Fusion an: «Die Grenze ist nicht sichtbar, verläuft durch den Wald. Ausserdem verbindet die Limmat die beiden Gemeinden.» Der ehemalige Stadtammann ist sich sicher: «Ein Zusammenschluss hätte Vorteile sowohl für die Stadt Baden als auch für Turgi.» Die Gemeinde mit rund 3000 Einwohnerinnen und Einwohnern könnte sich als Teil von Baden besser weiterentwickeln, so der ehemalige Nationalrat der Grünen. Der kleinere Partner könnte von den Strukturen der Stadt profitieren und habe eigentlich nichts zu verlieren, ausser dass der Ortsname analog zu Rütihof oder Dättwil an Bedeutung verliere. «Aber ich denke, aus Sicht von Turgi überwiegen die Vorteile klar.»
Baden könnte von einem Zusammenschluss profitieren, weil die Nachbargemeinde Entwicklungsmöglichkeiten biete. «Im Ortsteil Wil beispielsweise besteht Potenzial für innere Verdichtung.» Im Energiebereich sei Turgi mit der Kehrichtverbrennungsanlage und Fernwärme bedeutend für die ganze Region.
Würde denn nicht eine Fusion von mehreren Gemeinden gleichzeitig Sinn machen? Geri Müller sagt: «Natürlich wäre es toll, wenn auf einen Schlag ein grösseres Gebilde entstehen könnte. Aber das ist kein Muss. Es kann wie im Falle der Zurzibieter Gemeinden funktionieren, ist aber nicht das einzige Erfolgsrezept.»