Das Haus des Gemeinnützigen Frauenvereins an der Haselstrasse hat einelange Geschichte. Nach einer Ruhephase ist mit der Eröffnung des Familienzentrums Karussell wieder Lebeneingekehrt.
Von den 20er-Jahren bis in die 50er-Jahre war das Haus an der Haselstrasse sechs ein beliebter Treffpunkt. Vom Hausmädchen bis zum BBC-Arbeiter fanden dort alle Platz, um zu essen oder an Kursen und Vorträgen teilzunehmen. «Ursprünglich gehörte das Gebäude Hans Speck. Er führte dort das Restaurant Sonnenblick», erinnert sich Catherine Courvoisier, Präsidentin des Gemeinnützigen Frauenvereins Baden.
1927 entschloss sich Speck dazu, seine Liegenschaft zu verkaufen. Der damals zehn Jahre alte Gemeinnützige Frauenverein packte die Gelegenheit am Schopf und kaufte das Haus für 178 000 Franken, um nach dem Muster der Zürcher Frauen ein alkoholfreies Restaurant zu betreiben. «Der Alkohol war auch damals ein Problem. Damit dieser weniger fliesst, schenkten die Frauen keinen aus», sagt Courvoisier.
«Nebst dem Restaurant gab es an der Haselstrasse eine Gemeindestube, die sonntags zur Stube für weibliche Angestellte und Dienstboten wurde. «Die Mädchen sagten jeweils, dass sie nicht mehr ‹heim› gehen wollen, weil dort die Dame im Salon sitzt und die Mädchen nur in der Küche», erinnert sich Courvoisier und lacht.
Der Betrieb des Restaurants erschwerte sich dann aber, als das BBC Gemeinschaftshaus Martinsberg 1954 eröffnet wurde. Die Frauen führten den Betrieb trotzdem bis ins Jahr 1972 weiter. Danach kehrte in den ersten zwei Etagen sozusagen Ruhe ein. Die Frauen beschlossen, die Räume zu an Firmen zu vermieten.
2012 kündigte der neue Vorstand diese Mietverträge. Erstens, weil eine Renovation dringend nötig war: «Die Wasser- und Elektroleitungen waren marode. Zudem gab es im Haus Asbest», sagt Courvoisier. Zweitens, weil der Verein darauf hoffte, dass das Familienzentrum der Region Baden «Karussell» sein vierjähriges Pilotprojekt in den renovierten Räumen starten kann. Und dazu brauchte das «Karussell» die Genehmigung der Einwohnerräte Baden und Wettingen.
Im Juli 2014 gaben sie für das vorgesehene Budget grünes Licht. Anfang Januar hat das Familienzentrum seinen Betrieb aufgenommen (die az berichtete). «Es erfreut unsere Herzen, dass das Haus wieder lebt und ein Treffpunkt für Jung und Alt sowie für Familien sein kann», freut sich Courvoisier. Sie hofft, dass der Verein neue Mitglieder gewinnen kann, damit «wie damals» wieder Kurse oder andere Veranstaltungen durchgeführt werden können.
Morgen: Tag der offenen Tür , Familienzentrum Karussell. Eröffnung Kinderbrocki des Gemeinnützigen Frauenvereins.