Ehrendingen wird einen neuen Gemeindeammann erhalten. Ein Herausforderer greift zudem den Vize-Ammann an. Das sagen die bisherigen Gemeinderäte zur aktuellen Ausgangslage.
Sieben Kandidierende für fünf Sitze: An den Gemeinderatswahlen in Ehrendingen vom 13. Juni kommt es zu einem Showdown. Nach dem Rücktritt von Gemeindeammann Urs Burkhard duellieren sich Dorothea Frei und Bruno Schmid (beide neu und parteilos) um den Gemeindeammannsitz. Sicher ist also, dass eine neue Person das Amt des Ammanns übernehmen wird. Als Vizeammann bewerben sich Erich Frei (neu/parteilos) und Markus Frauchiger (bisher/parteilos). Für Gemeinderatssitze stellen sich die bisherigen Gina Kern (FDP), Yvan Mülli (parteilos) und Neide Zimmermann (CVP) zur Verfügung.
Als Gründe für ihre Kandidatur nennen die drei Neulinge Unzufriedenheit bei der Bevölkerung und mangelnde Kommunikation seitens des Gemeinderats (die AZ berichtete). Deshalb wollen sie nun eine Veränderung bringen. Diese Einstellung passt nicht allen bisherigen Gemeinderäten. Nun äussern sie sich zu ihren Widersachern und zur aktuellen Ausgangssituation in Ehrendingen.
Herausforderer Erich Frei macht dem jetzigen Vizeammann Markus Frauchiger das Amt streitig. Frauchiger hält die Kandidatur für legitim, fühlt sich dadurch jedoch nicht bedroht:
«Ich bin überzeugt, dass ich in den acht Jahren als Gemeinderat gute Arbeit geleistet habe.»
Ohnehin gehe er davon aus, dass die Bisherigen wiedergewählt werden. «Wir hatten in der vergangenen Amtsperiode keinen Skandal, der begründen würde, weshalb wir nicht mehr wählbar sein sollten.» Zudem sei Kontinuität in einem Gemeinderat wichtig, um laufende Projekte weiterzutreiben.
Dass eine Unzufriedenheit in der Bevölkerung herrsche – wie dies die Neulinge kritisieren – nimmt Frauchiger auch wahr. Bei den kritischen Stimmen stünden seines Erachtens jedoch hauptsächlich Eigeninteressen dahinter. «Man darf durchaus geteilter Meinung sein», sagt er. «Ziel des Gemeinderates ist es aber, eine mehrheitsfähige Lösung zu erarbeiten und die verschiedenen Interessen abzuwägen». Dem Duo Bruno Schmid/Erich Frei gegenüber ist Frauchiger skeptisch, da die beiden Herren keine politische Erfahrung mitbringen.
«Ich halte es für wichtig, die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Abläufe in einer Gemeinde zu kennen, da nicht alles, was man sich wünscht, umsetzbar ist.»
Er hofft deshalb, dass Dorothea Frei als Frau Gemeindeammann gewählt wird und er seine Arbeit weiterführen kann.
FDP-Gemeinderätin Gina Kern ist eine der wenigen Kandidierenden, die sich zu einer Partei bekennt – ihrer Meinung nach ein grosser Vorteil: «Ich biete das Gegengewicht zu all den parteilosen Ortsbürgern und vertrete die klar freisinnige, liberale und offene Haltung vieler Ehrendingerinnen und Ehrendinger.» Als jüngstes Mitglied im Gemeinderat setzt sich die 46-Jährige zum Ziel, in fünf Jahren die neue Mehrzweckhalle einzuweihen – bis dahin gebe sie bestimmt nicht auf.
Kern ist der Meinung, dass die Gemeinde gut unterwegs ist. «Mit dem neuen Rat wünsche ich mir viel Spirit und positiven Zug nach vorne.» Ob dies die neuen Kandidierenden mitbringen, könne sie nicht beurteilen. Kern deutet jedoch Zweifel an:
«Ich kenne die Drei nicht und habe sie noch nie im Dorf wahrgenommen, weder an einer Versammlung noch sonst an einem Anlass.»
Ohnehin sei der Ammann nicht der König von Ehrendingen, sagt sie und lacht. «Er ist einer von Fünf und muss das Gremium mit im Boot haben.»
Über Vize-Ammann-Kandidat Erich Frei vermutet Kern, dass er sich in den Gemeinderat wählen lassen möchte, um Eigeninteressen zu vertreten. «Das kann ich per se nicht unterstützen und hoffe deshalb, dass die vier Bisherigen problemlos wiedergewählt werden.»
Für Yvan Mülli ist die Tatsache, dass es mehr Kandidierende als Sitze gibt, erfreulich. «Es zeugt davon, dass wir ein interessantes Dorf sind, in dem man etwas bewegen kann», sagt er. «Dass sich zudem vier Bisherige zur Wiederwahl stellen, zeigt, dass wir motiviert sind und an unseren Projekten weiterarbeiten wollen.» Für ihn seien die bereits angefangenen Projekte auch die grösste Motivation: «Es macht Freude, die Inputs der Bevölkerung umzusetzen.»
Er findet es zwar selbstverständlich schade, dass der amtierende Gemeindeammann nicht mehr zur Wiederwahl antritt, andererseits begrüsst Mülli die Kandidatur von Dorothea Frei. «Ich kenne sie zwar nur flüchtig, aber sie bringt politische Erfahrungen mit», sagt Mülli. «Das ist von unschätzbarem Wert.» Den Kandidaturen der beiden anderen Neulingen steht er jedoch eher zurückhaltend gegenüber.
CVP-Gemeinderätin Neide Zimmermann schätzt die Ausgangslage mit vier Bisherigen und drei Neuen als sehr spannend ein. «In einer direkten Demokratie kann nichts Besseres passieren, als wenn die Bevölkerung eine echte Auswahl hat», sagt sie.
«Es ist sehr zu begrüssen, wenn man sich aktiv in die Dorfpolitik einbringen und Verantwortung übernehmen will.»
Zudem komme immer etwas Dynamik in den Gemeinderat, wenn sich dessen Zusammensetzung verändert.
Sich selbst setzt Zimmermann zum Ziel, den Dialog des Gemeinderats mit der Bevölkerung und den Vereinen weiter zu fördern – ein Punkt, den die Neulinge an der jetzigen Politik kritisieren. «Wenn mir eine Sache am Herzen liegt, setze ich mich hoch motiviert dafür ein», sagt Zimmermann. «Die lancierten Projekte würde ich deshalb gerne weiter begleiten und zu einem erfolgreichen Abschluss bringen.» Als Beispiele dafür nennt Zimmermann die Nachbarschaftshilfe und das Zukunfts-Kafi.