Startseite
Aargau
Baden
Die SVP will in Baden mit einer improvisierten «Velostation 2» auf den Flop der richtigen Velostation aufmerksam machen. Für die 177 Abstellplätze in der richtigen Velostation sind bis jetzt lediglich 42 Jahresabonnements gelöst worden.
In Baden wird Politik doch nicht nur mit Verbissenheit betrieben: Für zwei Tage hat die neue Velostation beim Bahnhof West auf der andern Seite Konkurrenz erhalten. SVP-Einwohnerrat Daniel Glanzmann, Geschäftsführer einer Bauunternehmung, entdeckte unlängst an der Wiesenstrasse 28 einen alten Veloständer, der nun auf dem unteren Bahnhofplatz steht und heute an den Schlossbergplatz gezügelt wird.
«Sehr oft fahren wir mit unserem politischen Kurs für einen sparsamen Umgang mit Steuergeldern im Einwohnerrat fest. Diese Aktion kann darum als Wahlkampfauftakt der SVP für das Jahr 2017 betrachtet werden – natürlich mit einem Augenzwinkern», schickt Glanzmann nach. Die «Velostation 2» soll auf die Ausgabenpolitik der Stadt Baden hinweisen, die unter anderem eine 830 000 Franken teure Velostation möglich machte. Heute Mittwoch lädt die SVP auf 18 Uhr ein, um ihre «politische Installation» zu feiern.
Die Zahlen, die Badenmobil als Betreiberin der (echten) Velostation vorweist, sind noch gar nicht begeisternd: Seit Inbetriebnahme im Dezember 2015 wurden total 42 Jahresabonnements im Betrage von 150 Franken sowie 13 Monatskarten gelöst. Diese sehr mässige Bilanz bestätigt der Blick in die Velostation, denn nur selten entdeckt man tagsüber mehr als 30 eingestellte Velos.
Beatrice Meyer, Geschäftsführerin von Badenmobil, spricht denn auch von einer enttäuschenden Belegung, die sich jedoch auf mehrere Gründe zurückführen lasse. «Der Start im Winter und die vergangenen verregneten Monate trugen sicher zu diesem schlechten Start bei», erklärt sie. Weil das Gesamtkonzept mit Hauslieferdienst und Überwachung vom Einwohnerrat zerpflückt worden sei, funktioniere die Velostation auch nicht so, wie sie als Mobilitäts-Hub geplant gewesen sei.
Als weiteren wichtigen Punkt führt Meyer die velounfreundliche Situation an, wie sie zurzeit am Schulhausplatz herrscht. «Potenzielle Velofahrer sagen sich, dass sie nicht lebensmüde sind und bei den jetzigen Verhältnissen den Schulhausplatz befahren.» Wie es mit der Velostation weitergehen werde, steht für Meyer noch in den Sternen: «Wir betreiben im Auftrag der Stadt die Velostation.
Angesichts der Sparbemühungen bei der Stadt wissen wir nicht, welche Rolle wir spielen und welche Budgetbeträge uns in Zukunft zur Verfügung stehen werden.» Die Situation für die Velostation und auch für Badenmobil wird sich damit nicht vereinfachen, wenn einerseits Sparen angesagt ist und andererseits höhere Erwartungen vorhanden sind.
Für das Jahr 2016 sind laut Rolf Wegmann, Abteilung Entwicklungsplanung, unter den 33 000 Franken Betrieb und Unterhalt 15 000 Franken für die Aktivitäten von Badenmobil eingesetzt. Die Entwicklungsplanung ist in Sachen Velostation federführend.
Die Velostation sollte das frostige Veloklima in der Region und im Zentrum velofreundlicher werden lassen. Doch bereits der Stadtrat stützte im Vorfeld der Behandlung des Geschäfts im Einwohnerrat die Vorlage und nahm die Überwachung heraus. Die Erfahrungen andernorts würden bestätigen, dass bewachte Velostationen auch besser frequentiert seien, sagt Beatrice Meyer. Immerhin konnte mit der Bike-Zone ein Velogeschäft im Teilzeitbetrieb in die Velostation geholt werden.