Im armen westafrikanischen Staat Togo gibt es kaum Augenärzte. Armin Junghardt setzt sich dort für eine Augenklinik ein.
To go or not to go to Togo? (Zu Deutsch: Nach Togo reisen oder nicht?) Diese Frage stellten sich der Augenarzt Armin Junghardt und sein Team vor vier Jahren. «To go» war die Antwort. So reiste eine siebenköpfige Gruppe 2014 das erste Mal in den westafrikanischen Staat Togo.
Begonnen hat alles in seiner Klinik hier in Baden. Oder in Togo, wie man es nimmt. Pater Theo, ein Geistlicher aus Togo, litt an Grauem Star. Durch diese Erkrankung trübt sich die Linse und die Sehkraft verschlechtert sich so drastisch, dass es zur Erblindung kommen kann. «Eine Operation kann Abhilfe schaffen. Jedoch gibt es in ganz Togo nur fünf Augenärzte, die eine solche Operation durchführen können», sagt Junghardt. Dies in einem Land mit fast so vielen Einwohnern wie die Schweiz.
Bekannte von Pater Theo kontaktieren Armin Junghardt. Dieser liess den Pater einfliegen, machte eine Untersuchung und operierte beide Augen. Pater Theo, zurückgekehrt nach Togo und erfreut über seine zurückgewonnene Sehkraft, fragte Junghardt an, ob er nicht in Togo Augenoperationen durchführen könne. 2014 entschied sich Junghardt dazu, mit einem Team nach Togo zu reisen.
In einer Ortschaft etwa 50 Kilometer von der Hauptstadt Lomé entfernt, haben sie in einer Klinik eine Augenabteilung aufgebaut. Seither reist fast jedes Jahr ein Team mit Junghardt nach Togo. Es wurden Erwachsene und Kinder operiert und Einheimische ausgebildet. Die Aufenthalte dauern rund zwei Wochen, pro Tag werden bis zu 13 Patienten operiert.
Togo gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Der Graue Star tritt hier 20-mal häufiger auf als in der Schweiz. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich: Mangelernährung, Vererbung, die Sonneneinstrahlung oder Infektionen. Eine Behandlung der Krankheit ist möglich: In einer 15-minütigen Operation wird die trübe Linse durch eine künstliche, klare ersetzt. Man erhält das Augenlicht zurück. Die Operation kostet in Togo 50 Franken für einen Erwachsenen. Etwas mehr für ein Kind, da es eine Vollnarkose braucht.
Armin Junghardt ist in Wettingen aufgewachsen, er hat den Kindergarten, Schule und die Kanti in Wettingen gemacht: «Gäbe es eine Uni in Wettingen, hätte ich auch die dort gemacht», sagt Junghardt. Heute lebt er mit seiner Familie in Ennetbaden. Seit über 20 Jahren praktiziert er in Baden. Er hat schon mehrere humanitäre Einsätze im Ausland gemacht. So war er bereits in Mexiko und Indien.
Die Einsätze in Togo unterscheiden sich jedoch sehr von den vorherigen. Togo ist nicht nur ärmer, es gibt auch grosse kulturelle Unterschiede: «In Mexiko und Indien wurde schnell selber Material produziert und Operationen durchgeführt. Wenn wir aber nach einem Jahr nach Togo zurückkehren, ist die Augenklinik unaufgeräumt, verstaubt und chaotisch.»
Diese Zustände hätten nichts mit Faulheit oder Gleichgültigkeit zu tun, es sei einfach die Kultur. «In Togo werden mehrere Sprachen gesprochen. Doch in keiner Nationalsprache gibt es ein Wort für ‹Instandhaltung›. Ein Fahrrad zum Beispiel wird gekauft und dann so lange gefahren, bis es kaputt geht. Niemand kommt auf die Idee, eine Kette zu ölen oder das Fahrrad in Schuss zu halten.»
Mittlerweile hat Junghardt mit den Bekannten von Pater Theo eine Stiftung gegründet: «Togo opening eyes». Ihr Ziel ist es, 2021 eine eigene Klinik zu bauen. «Das Land, auf dem die Klinik gebaut werden soll, haben wir bereits. Momentan suchen wir Spenden, damit unser Projekt überhaupt realisiert werden kann.»
Dem Punkt «Instandhaltung» schenken sie besondere Beachtung: Die Klinik soll aus einzelnen Modulen bestehen. Jedes Jahr werden drei Einheiten gebaut. Im dritten Jahr wird die Wartung der ersten drei Einheiten durchgeführt. «Der ‹facteur trois› hat eine spezielle Bedeutung für uns in Togo. Alles hier braucht dreimal länger als in der Schweiz», sagt der Arzt mit einem Schmunzeln. Ziel der Stiftung ist es, die Klinik mit Schulungsräumen auszustatten, damit Einheimische ausgebildet werden und die Klinik selber führen können. Sie rechnen, dass dies etwa in zwölf Jahren der Fall sein wird. Denn das sei schlussendlich auch das Ziel, sagt Armin Junghardt. «Wir machen dies für die Bevölkerung von Togo, nicht für uns.»
Mehr Informationen zur Stiftung und das Spendenkonto finden Sie unter