Bei «Sauser & Bärlauch» kreieren Jungschauspieler im Theater im Kornhaus in Baden spontan ihr Programm. Die Jungkünstler Sarah Oswald und Mathias Hannus begeisterten das Publikum. Dabei huschte auch Goethes Mephisto aus der Dunkelheit.
Draussen lechzte ein Frühlingstag seine letzten Sonnenstrahlen, w
ährend es im Theaterkeller des ThiK in Baden, dem Theater im Kornhaus, dunkel und experimentell zu- und herging. Und das lag nicht nur am Format des theatralischen Versuchslabors, das sich «Sauser & Bärlauch» nennt, in einer losen Folge abends stattfindet und sich an Nachwuchskünstler wendet.
Der Zuschauerraum des Thik ist zwar nur etwa zu einem Drittel gefüllt, ermöglicht so aber einen familiären Rahmen. «Dieses Theaterformat richtet sich an Studierende der Fachhochschule der Künste. Die jungen Schauspieler und Soundperformer treffen Techniker und Regisseure des ThiK erst am Aufführungstag und müssen so spontan ihr Programm kreieren», sagt Co-Theaterleiter Markus Lerch im Gespräch mit dem Badener Tagblatt.
Als die Nachwuchskünstler und Soundperformer beginnen, merkt man sofort: Dies ist wahrhaftig experimentelles Theater. Das Licht geht aus, irgendwo sind seltsame Töne zu hören, die man noch nicht einordnen kann. Eine Art Speed Dating, das hervorragend in unsere schnelllebige Zeit passt: Zu theatralischer Filmmusik der Batman-Trilogie legt Sarah Oswald ihrem Schauspielpartner Mathias Hannus Flügel an. Dabei erzählen sie eine Fabel von Novalis. Dann ist es wieder still, dunkel, fast teuflisch finster: Plötzlich huscht Goethes Mephisto aus der Dunkelheit auf die Bühne und führt mit dem Publikum ein Zwiegespräch über Gut und Böse.
Nach der einstündigen Vorführung gibt es von den rund 30 Zuschauerinnen und Zuschauern überzeugenden Applaus für die Jungkünstler. Co-Theaterleiter Markus Lerch ist mit der Vorstellung sehr zufrieden, da das Stück das Publikum zum Nachdenken angeregt hat. So auch Geri Müller, heute wieder Theaterschaffender, der nach der Vorführung ins Sinnieren gerät und den Schreibenden dennoch aufklärt: «Würden wir das Theater nicht ständig infrage stellen und dürfte man nicht experimentieren, existierte dieses heute nicht mehr. Die beiden erfahrenen Theaterschaffenden des ThiK, Nadine Tobler und Markus Lerch, wissen: Solche Labore sind für die Weiterentwicklung des Theaters unersetzlich.»
Markus Lerch, der in der vierten Saison das Theater im Kornhaus zusammen mit Nadine Tobler führt, ist trotz geringer Zuschauerzahlen an diesem Abend sehr zufrieden: «Unser Publikum hat sich bei gewissen Anlässen wie diesem Format in der letzten Zeit sehr verjüngt. Man merkt: Im ThiK gibt es keinen Theatermainstream, der das grosse Publikum anzieht. Aber dafür gibt es auch andere Bühnen, mit denen das Thik nicht konkurrieren muss», so Lerch.