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In der Themenwoche der Kanti Baden drehte sich alles um Afghanistan. Unter anderem erzählten geflüchtete Afghanen von ihrer Heimat.
Die Türe wird einem schnell geöffnet, wenn man im ehemaligen Restaurant Metropol in Wettingen klingelt. Ein junger Afghane reicht schüchtern die Hand und sagt freundlich «Hallo». Im Esssaal ist es bereits sehr voll. An weihnachtlich geschmückten Tischen sitzen Schüler der ersten bis vierten Kanti Baden.
Das Mittagessen im Metropol ist die dritte von fünf Veranstaltungen der Themenwoche Afghanistan der Kanti Baden. Die Idee dazu hatten die Biologielehrerin Sarah Knecht und der Religionslehrer Benjamin Ruch. Seit Anfang Jahr geben Kantischüler und -schülerinnen freiwillig Deutschunterricht für Bewohner des Metropols. Dies war ausschlaggebend, um sich in der Themenwoche mit diesem Land auseinanderzusetzen.
In kleinen Gruppen kann die Unterkunft angeschaut werden. Die jungen Männer schlafen in Zweierzimmern. Bereitwillig geben sie Auskunft über ihr Leben im Metropol. Als alle wieder im Esssaal sind, erzählt der geflüchtete Liyagat Moradi über das Leben in Afghanistan. Der 20-Jährige ist vor zwei Jahren in die Schweiz gekommen.
In gutem Deutsch liest er seinen Text vor. In seiner Erzählung geht er darauf ein, wie das Leben in Afghanistan ist und wie Kinder dort aufwachsen. Zum Beispiel hätten die Grosseltern einen sehr hohen Stellenwert in der Familie. Über seine Flucht in die Schweiz spricht der junge Afghane nicht und auch in der darauffolgenden Fragenrunde wird nicht danach gefragt.
Eine Schülerin möchte von ihm wissen, was ihm am meisten fehlt in der Schweiz. «Meine Eltern. Und dass ich nicht zur Schule gehen kann. Ich war ein guter Schüler in Afghanistan und ging gerne zur Schule.» Und was gefalle ihm in der Schweiz? Es sei sicher hier und die Schweiz sehr schön.
Nachdem alle Fragen beantwortet sind, wird das Essen serviert. Die zwölf Bewohner haben ein typisch afghanisches Gericht gekocht: Reis mit Gemüse, Rosinen, Fleisch und Kichererbsen. Das Essen scheint allen sehr zu schmecken, der Geräuschpegel sinkt.
Jemand möchte wissen, ob alle afghanischen Männer kochen können. «Ich wohnte alleine in einer Stadt, darum musste ich es lernen. Aber in meinem Dorf kochte schon die Mama», sagt Moradi etwas verlegen, was für Schmunzeln sorgt. Nach dem Essen kommt Bewegung in den Raum. Die Schülerinnen und Schüler gehen auf die Afghanen zu und stellen ihnen Fragen. Sie reden auch über die Veranstaltung am Montag zuvor, «Grundlegendes zur Geschichte Afghanistans», bei der auch einige Bewohner des Metropols anwesend waren.
Benjamin Ruch ist zufrieden mit der Themenwoche. Alle fünf freiwilligen Veranstaltungen seien gut besucht gewesen. Am Dienstag war Martin Hongler, Unternehmer und Vizepräsident des Vereins «Afghanistanhilfe», in der Kanti Baden und erzählte über die ökonomische Situation des Landes und über das Hilfsprojekt.
Am Donnerstag erhielt die Schüler einen Blick auf Afghanistan aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Zum einen erzählte Sadaf Sadat, geboren 1996 in einer afghanischen Provinz, von seiner Heimat. Zum anderen Dr. Niklaus Miszak, Program Officer Swisspeace, der vier Jahre in Kabul lebte. Den Abschluss am Freitag machten zwei Kurzfilme von den jungen afghanischen Filmemachern Hesam Pirqadam und Ahmad Alizada.
«Mit dieser Woche wollten wir den Schülern dieses Land, das so weit weg ist, näher bringen. Und dank den Männern im Metropol und afghanischen Schülern aufzeigen, dass es vielleicht gar nicht so fern ist», so Ruch.