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Das Kurtheater Baden wurde am Mittwochabend nach zweijähriger Umbauphase neu eröffnet. Mit einer viel gelobten feministischen «Lulu»-Inszenierung aus München.
«Ein jedes Ding hat seine Zeit». Auf nichts trifft dieses Shakespeare-Zitat besser zu als aufs Kurtheater Baden. Der neue künstlerische Leiter Uwe Heinrichs hat den Satz prominent aufs Saisonprogramm des Theaters drucken lassen. Auch um daran zu erinnern, dass der zweijährige Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes der Architektin Lisbeth Sachs (1952) ein Kraftakt war, für den man 13 Jahre lang mit Geldgebern, Denkmalpflege und Anwohnern an einer einvernehmlichen Lösung gearbeitet hat.
Nun hat die Covid-19-Pandemie zum grossen Finale hin auch noch die Eröffnung teilweise vereitelt. Das mehrtätige Eröffnungsfest musste abgesagt werden. Bereits die Schlüsselübergabe fand diesen Sommer unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Und bei der verschlankten Eröffnung am Mittwochabend, die inszenatorisch nicht ganz rund lief – die geplanten musikalischen Einspieler, die den Auftritt der Politprominenz hätten orchestrieren sollen, fielen wegen technischer Probleme aus -, blieb das Abonnenten-Publikum bei steigenden Infektionszahlen zumindest teilweise der Veranstaltung fern. Angestossen werden musste im Freien, im ganzen Gebäude galt Maskenpflicht.
Trotzdem oder gerade deshalb waren die Beteiligten an der Eröffnung am Mittwochabend überglücklich, dass ihr Theater nun doch endlich wieder durchstarten durfte. Die für den Umbau verantwortliche Architektin Elisabeth Boesch vom Architekturbüro Boesch Architekten zeigte sich im Gespräch mit Moderatorin Fabienne Hadorn versöhnlich. «Odysseus bekam auf seiner Reise in seine Heimat auch viel Gegenwind. Ich werde vor allem das überwältigende Ja in der Volksabstimmung und den wegbereitenden Bundesgerichtsentscheid in Erinnerung behalten.»
Und Kulturdirektor Alex Hürzeler durchschnitt auf der Bühne symbolisch ein Absperrband. «Das Haus wird die Theaterlandschaft im Aargau beflügeln», sagte er und wies nochmals auf die wichtige Rolle hin, die das grösste Theaterhaus des Kantons zusammen mit der geplanten Bühne Aarau künftig im Bereich Tanzförderung innehaben soll.
Stiftungsratspräsidentin Antonia Stutz von der Theaterstiftung Region Baden-Wettingen erinnerte nochmals an die wichtigsten Stationen des Dramas Kurtheater, das sich zeitweise fast zur Tragödie zugespitzt hatte, als Einwohneransprachen und Denkmalpflege das Projekt in Frage stellten. Dass die Wettinger Einwohnergemeinde plant, einen Tag nach der Eröffnung die Beiträge ans Kurtheater nächstes Jahr von 95'000 auf neu 50'000 Franken zu kürzen, kam nicht überall gut an. «Die geplante Kürzung um 45'0000 Franken liegt uns schwer auf dem Magen», sagte Antonia Stutz. Man habe die Gelder fürs nächste Jahr schon fest einbudgetiert gehabt. Der Wettinger Gemeindeammann Roland Kuster versuchte die Wogen zu glätten, indem er einen einmaligen Unterstützungsbeitrag von 15'000 Franken durch die Wettinger Ortsbürger ankündigte.
Die Aargauer Grossratspräsidentin Edith Saner schliesslich schlug den Bogen zur Eröffnungsinszenierung, indem sie nochmals an die Architektin Lisbeth Sachs erinnerte, die das Originalgebäude als 25-Jährige in einer Dekade konzipierte, als Frauen noch wenig mitreden durften bei der Gestaltung der Gesellschaft.
Sich an die vielen Pleiten, Pech und Pannen bereits gewöhnt, nahm es das Publikum dann fast schon gelassen, dass in der anschliessenden «Lulu»-Inszenierung aus München die Schauspielerin Juliane Köhler krankheitsbedingt ausfiel. Regisseur Bastian Kraft bewies Improvisationsgeschick und sprang spontan für seine Schauspielerin ein. Gemeinsam spielten die drei in einer virtuosen Maskerade Männerfantasien an die Wand.