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Baden
2013 war das Haus Mellingerstrasse 20 als Schulhaus gebaut worden. Schon knapp drei Jahre später war diese Ära zu Ende, die International School verliess Baden. Die Frage war: Wie weiter? Nach intensiven Abklärungen präsentierte das Schweizer Architekturbüro Burckhardt Partner zusammen mit der Eigentümerin Swisscanto eine Umnutzung des Gebäudes in Wohnungen und Gewerbe. Zur Debatte hätten auch ein Abbruch und Neubau stehen können, nach lediglich vier Jahren war der Lebenszyklus aber zu gering. «In dieser Situation war eine Umgestaltung alternativlos, das Haus sollte ein zweites Leben bekommen», sagt Andreas Mast, Geschäftsleitungsmitglied von Burckhardt Partner. Der Vorgängerbau, die Garage Diebold, brachte es immerhin auf eine Lebensdauer von 50 Jahren. «Der wirtschaftliche Faktor spielt eine grosse Rolle», betont Mast.
Wer sich dem Haus nähert, dem fällt die Fassade mit den grossen Fenstern auf. Hinter einigen sind mächtige schräge Zuganker zu sehen. Sie sind Zeichen für eine Besonderheit: Das Haus ist auch eine Brücke. Es steht über dem SBB-Tunnel und auf den Kellergeschossen der ehemaligen Garage Diebold. Diese Situation erforderte bei Planung und Bau eine leichte Konstruktion. Diese durfte auch bei der Umgestaltung nicht verändert werden. Und so sind die Zuganker nun ein ebenso charakteristisches wie gestalterisches Element in den neu 50 Wohnungen. «Wir hätten sie nicht extra entworfen, wenn sie nicht in der bestehenden Tragstruktur da gewesen wären», sagt Mast. «Aber so haben wir die Chance ergriffen und ein stilbildendes Element daraus gemacht.» Sie geben den Kleinwohnungen mitten in der Stadt ihr Flair, zusätzliche Loggias oder der direkte Zugang zur Gemeinschaftsterrasse ihre Grosszügigkeit.
«Die raumhohen Fenster vermitteln ein urbanes Wohngefühl», sagt Andreas Mast. Er hat gemeinsam mit seinem Team das Konzept für die neue Nutzung ausgearbeitet. Weil die Fenster die ganze Raumhöhe einnehmen, werden sie nicht ausschliesslich als Zimmerwand wahrgenommen. Sie wirken eher wie der Rahmen eines grossen Bildes. So werden der Schlossberg, der Kreuzliberg, aber auch die Fassade des Nachbargebäudes beinahe zu einem Bestandteil des Zimmers. «Wir haben diese Wirkung gesucht und gefunden, nämlich maximales Wohngefühl bei optimierter Wohnfläche», freut sich der Architekt. Dazu trägt auch die Raumhöhe von 2,7 Metern gegenüber den für Wohnräume üblichen 2,4 Metern bei. Von den drei Treppenhäusern blieb nur eines erhalten, die anderen wurden aufgehoben und die Flächen in die Wohnungen integriert. Das Wohnungslayout wie auch die zentrale Lage sind Indizien dafür, dass sich das Angebot primär an jüngere Singles und Paare richtet.
Um die Forderungen des Brandschutzes zu erfüllen, waren deutliche Eingriffe nötig. «Wir mussten die ganze Stahlkonstruktion mit Gipsplatten einkleiden», sagt Mast. Unterschiedliche Deckenniveaus in den Wohnungen sind durch die Haustechnik bedingt. Umgestellt wurde die Heizanlage, früher waren es Radiatoren, die neuen Wohnungen haben Bodenheizung. Witzig präsentiert sich die Umwandlung der WC-Anlagen der Schüler: Im Stil eines Waschsalons stehen aufgereiht Waschmaschinen und Tumbler für jede der Wohnungen auf einer Etage.
Auch dieses Detail steht sinnbildlich für die Transformation vom Schul- zum Wohnhaus. «Wir haben eine Flexibilität im Denken gebraucht», sagt Andreas Mast. Die Herausforderung für ihn und sein Team: «Mit dem komplett anderen Gebäudeinhalt umzugehen und daraus noch etwas Besseres zu machen.»