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Bei einem frühmorgendlichen Spaziergang mit seinem Hund entlang der Limmat staunte ein Badener nicht schlecht: Direkt über ihm raschelte ein Waschbär im Geäst. Sofort zückte der aufmerksame Passant sein Handy und knipste den seltenen Gast.
Wegen der morgendlichen Dunkelheit etwas verschwommen, doch klar zu erkennen blickt der Waschbär in die Linse der Handy-Kamera von Thomas H. Das Bild des in der Schweiz seltenen Tiers schickte er sogleich dem Newsportal «20 Minuten». Der Waschbär habe interessiert zu ihm geblickt, berichtet der Leser-Reporter gegenüber der Gratiszeitung.
Im Schnitt gebe es im Kanton Aargau pro Jahr eine Waschbär-Sichtung, sagte Erwin Osterwalder, Fachspezialist Jagd beim Kanton, gegenüber «20 Minuten». Die Anzahl Sichtungen habe in den letzten Jahren nicht zugenommen. «Es handelt sich um einzelne Tiere, die sich in der Gegend befinden.»
Doch die possierlichen Tiere leben gefährlich, wie Osterwalder weiter erklärt: «Man will nicht, dass die Waschbären in der Schweiz Fuss fassen. Sie sind eine Konkurrenz für einheimische Tierarten und verdrängen diese.» Deshalb seien Waschbären laut Bundesjagdgesetz das ganze Jahr über jagdbar.
Diese tierischen Einwanderer sind im Kanton Aargau unerwünscht:
Der Blick in die Eidgenössische Jagdstatistik zeigt: Seit dem Jahr 2000 sind in der Schweiz 15 Waschbären abgeschossen worden, so die Recherchen von «20 Minuten». Erlegt wurden sie in den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Bern, Schaffhausen, Thurgau, St. Gallen, Luzern und Zürich. Sechs weitere Waschbären wurden seit 2009 tot aufgefunden – zuletzt 2015 je ein Tier im Aargau und im Kanton St. Gallen.
Insgesamt wurden in der Schweiz bisher schon 242 Sichtungen von lebenden Waschbären registriert, wie Simon Capt, Forscher am Centre Suisse de Cartographie de la Faune (CSCF), gegenüber «20 Minuten» erklärt. Das Institut hat im Internet eine Verbreitungskarte des seltenen Tiers aufgeschaltet.
Laut Capt wird vermutet, dass 100 bis 200 Waschbären in der Schweiz leben. Diese seien bereits in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts aus dem süddeutschen Raum in die Schweiz eingewandert. Ursprünglich stammt das pelzige Kerlchen aus Nordamerika. (luk)