Am ersten Wochenende am Festival der Stille in Kaiserstuhl zog die ukrainische Pianistin Valentina Lisitsa die Besucher in ihren Bann und sorgte für grosse Emotionen.
Seit Jahren wollte sie diese Musik bei Kerzenlicht spielen, aber bis jetzt hätten alle abgewehrt: Feuerpolizei, Sicherheit, viel zu gefährlich. Dass es in dieser wunderschönen Kirche nun möglich sei, mache sie sehr glücklich. Beim Konzert hat der Youtube-Star Noten vor sich und einen Umblätterer an der Seite, spielt aber die meiste Zeit mit geschlossenen Augen. Die Haare fallen ihr ins Gesicht, das erstaunlich leer wirkt – als wäre die ganze Konzentration nach innen gerichtet.
Auf der Leinwand über ihr sind es die Hände, die beeindrucken: Gross und kräftig tanzen sie über die Tasten. Die Finger streicheln und schmeicheln, scheinen wie von selbst über weiss und schwarz zu kullern, dazwischen gespannt zu verharren und, in den seltenen Forti, auf die Flügel-Tasten zu hämmern.
Das Publikum ist wie verzaubert. Kaum ein Ton ist zu vernehmen, und als Lisitsa vor der Pause den letzten Ton nachklingen lässt, dauert es eine Weile, bis der Applaus einsetzt.