Verkehrsprojekt
«Eine halbe Limmattalbahn macht keinen Sinn»

Ein Komitee setzt sich gegen die Initiative «Stoppt die Limmattalbahn – ab Schlieren!» ein. Darüber befindet am 23. September das Stimmvolk – dies hat Auswirkungen auf den Aargau.

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Limmattalbahn in Killwangen-Spreitenbach: Ob die Visualisierung dereinst Realität wird, entscheidet am 23. September das Zürcher Stimmvolk. Architron GmbH/Zvg

Limmattalbahn in Killwangen-Spreitenbach: Ob die Visualisierung dereinst Realität wird, entscheidet am 23. September das Zürcher Stimmvolk. Architron GmbH/Zvg

Architron GmbH, Zürich, zvg

Die Initiative verlangt, dass auf die zweite Bauetappe der Limmattalbahn, welche die Strecke von Schlieren über Dietikon nach Killwangen-Spreitenbach umfasst, verzichtet wird. Bei der Volksabstimmung über das Gesamtprojekt vor drei Jahren habe der direktbetroffene Bezirk Dietikon ein Nein in die Urne gelegt, begründen die Initianten ihr Anliegen. Auch sei es absurd, viel Geld für ein unerwünschtes Strassenbahnvorhaben auszugeben.

Für die Gegner der Initiative ist der Verzicht auf die zweite Etappe hingegen absurd, weil «eine halbe Limmattalbahn einfach keinen Sinn macht», wie sie vor den Medien am Dienstag ausführten. Die Limmattalbahn sei ein kantonsübergreifendes Verkehrsprojekt, das nur in seiner Gesamtheit funktioniere und seine Wirkung entfalte.

Eine positive Wirkung der Bahn verspreche man sich beispielsweise auf die derzeit unbefriedigende Verkehrssituation – konkret sollen die Staus reduziert werden. Zudem würden dank der Bahn die Wohn- und Lebensqualität steigen und der Klimaschutz verbessert. Ein Abbruch der Übung wäre ausserdem «undemokratisch und eine Geldverschwendung», hiess es an der Medienkonferenz. Undemokratisch, weil die Bevölkerung des Kantons Zürich im Jahr 2015 mit fast 65 Prozent Ja-Anteil dem Bau der Limmattalbahn zugestimmt hat. Es sei «ein seltsames Demokratieverständnis», abstimmen zu lassen, bis einem das Resultat passe. «Ein Entscheid ist ein Entscheid.»

Zudem wolle man auch gegenüber dem Kanton Aargau ein verlässlicher Partner sein, betonten Komitee-Mitglieder. Im Aargau gab es keine Volksabstimmung über den kantonalen Kreditanteil von 180 Millionen Franken. Der Grosse Rat genehmigte den Betrag im Mai 2015 mit 117 zu 11 Stimmen klar. Die tatsächlichen Kosten werden weniger hoch ausfallen, da der Bund für das Projekt einen Beitrag von 35 Prozent der Gesamtkosten übernimmt.

Von einem «geschichtsträchtigen Entscheid» sprach damals im Grossen Rat der frühere Spreitenbacher Gemeindeammann Josef Bütler (FDP). Generationen von Limmattalern würden davon profitieren. Die Notwendigkeit dieser Stadtbahn wurde im Aargau überhaupt nicht infrage gestellt, was bei der Kredithöhe beachtlich ist. Offenbar konnte der Regierungsrat zuvor im ganzen Aargau deutlich kommunizieren, dass nicht nur die wenigen direkt betroffenen Gemeinden an der Grenze zum Kanton Zürich profitieren werden.

Ein teures Abstellgleis

Wie es an der Medienkonferenz weiter hiess, wäre ein Abbruch auch eine Geldverschwendung. Man erhielte nur «ein exorbitant teures Abstellgleis ohne Gegenwert und einen planerischen Scherbenhaufen quer durch das Limmattal». Das Komitee «Nein zur halben Limmattalbahn» ist breit abgestützt. Ihm gehören nach eigenen Angaben sämtliche Exekutiven der Limmattaler Gemeinden an, rund 300 Mitglieder aus Wirtschaft und Politik sowie 22 Parteien und Verbände. Das Spendenziel für die laufende Abstimmungskampagne des Komitees beträgt 300 000 Franken. Allerdings ist es noch nicht erreicht, wie es am Dienstag hiess.

Die erste Etappe der Limmattalbahn wird derzeit erstellt. Die Strecke vom Farbhof in Zürich Altstetten bis Schlieren soll – als Verlängerung der bestehenden Tramlinie 2 – im September 2019 eröffnet werden. Der Baustart für die zweite Etappe ist Mitte 2019 vorgesehen. Für Dezember 2022 ist die Inbetriebnahme der gesamten Strecke zwischen den Bahnhöfen Altstetten und Killwangen-Spreitenbach geplant – sofern die Zürcher Stimmbevölkerung die Initiative wie der Regierungs- und Kantonsrat ablehnt. (sda/fh)