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Im neuen Ambulatorium der Psychiatrischen Dienste Aargau finden ältere Menschen Hilfe – die Nachfrage ist gross.
Helle Räume, schlichte Möblierung und eine atemberaubende Aussicht. So präsentiert sich das neue Ambulatorium für Alters- und Neuropsychiatrie der Psychiatrischen Dienste Aargau AG (PDAG) im Rundturm in Dättwil.
Es ist das insgesamt fünfte im Kanton und wurde gestern Nachmittag im Beisein zahlreicher Vertreter von Spitälern und Heimen sowie Fachpersonen aus der Region eröffnet. Das Ambulatorium nimmt eine zentrale Rolle ein:
Zum ersten Mal überhaupt können nun auch im Ostaargau ältere Patienten mit psychischen Erkrankungen direkt vor Ort behandelt werden. Das sei wichtig, zumal die Nachfrage sehr gross sei, sagt Dan Georgescu, Chefarzt des neuen Ambulatoriums Dättwil, im Interview.
Dan Georgescu: Dadurch, dass die Menschen immer länger leben und der Anteil der Älteren an der Gesamtbevölkerung wächst, nehmen die neuropsychiatrischen Erkrankungen in dieser Altersgruppe zu. Bei uns in Dättwil werden vorwiegend Patienten ab 65 Jahren behandelt, die unter Depressionen, Demenz, Angst- und Schlafstörungen, Suchtproblemen oder psychosomatischen Beschwerden leiden. Ausserdem auch Erwachsene, die unter komplexen Kombinationen aus psychischen und körperlichen Krankheiten leiden.
Dahinter stecken verschiedene Gründe. Das kann zum Beispiel der Verlust einer nahestehenden Person oder des sozialen Status sein. Senioren können aber auch erkranken, wenn sie sehen, dass ihre Gesundheit, ihre Vitalität abnimmt oder wenn sie sich alleine fühlen. Dann ist die Gefahr gross, dass ältere Menschen in eine Depression verfallen, Suchtprobleme bekommen, Angstzustände haben oder gar zu Suizid tendieren. Das sind Erscheinungen, die spezifisch für das Alter sind.
Psychische Erkrankungen machen sich durch Veränderungen bemerkbar. Diese können sich sowohl auf einer psychischen als auch auf einer körperlichen Ebene manifestieren. Die Spannbreite ist gross und unterscheidet sich von Krankheit zu Krankheit. Oftmals werden diese Veränderungen zuerst von nahestehenden Personen wahrgenommen.
Meistens, wenn sich Betroffene selber nicht mehr helfen können. Wenn sie beispielsweise müde und bedrückt sind, an Gewicht verlieren, ihre geistige Leistungskraft abnimmt, wenig Appetit oder Schlafstörungen haben, dann könnte es sich um eine Depression oder gar um eine beginnende Demenz handeln.
Nein. Es ist weniger der Stolz als die kulturellen Wertvorstellungen, die sich beispielsweise in Form von Tabu und Stigma äussern. Da bestehen Unterschiede zwischen den Generationen, aber auch zwischen Stadt- und Landbevölkerung, zwischen traditionellen Kulturen und modernen Auffassungen. Die jüngeren Generationen neigen etwas weniger dazu, psychische Störungen zu tabuisieren oder Betroffene zu stigmatisieren.
Ja, oder aber Sie machen den Hausarzt darauf aufmerksam, der wiederum den Patienten an uns vermittelt. Wir verfügen über ein multiprofessionelles, zehnköpfiges Team, das unter anderem aus Psychiatern, Neurologen, Neuropsychologen, und Psychotherapeuten besteht.
Enorm wichtig! Denn jetzt können wir auch im Osten des Aargaus ältere Patienten direkt vor Ort behandeln. Mit dem Ambulatorium haben wir eine wichtige Lücke schliessen können: Bisher fehlte in dieser Region ein Standort der ambulanten und aufsuchenden Alterspsychiatrie. Dass das Ambulatorium nötig war, zeigen auch die zahlreichen Rückmeldungen, die wir seit der Inbetriebnahme im November 2016 erhalten haben. Darüber hinaus ist es auch für die Psychiatrischen Dienste Aargau ein entscheidender Schritt nach vorne.
Zum einen, weil die Nähe zum Kantonsspital Baden kürzere Abklärungsverfahren ermöglicht. Zum anderen haben wir im Ambulatorium sämtliche konsiliarpsychiatrischen Dienste im ganzen Kanton zusammengefasst. Dank des neuen Headquarters in Dättwil können wir die Konsiliarangebote der Psychiatrischen Dienste Aargau für die Akutspitäler im Aargau besser koordinieren und professionalisieren.