Arthur Schnitzlers «Der einsame Weg» wurde am Samstag im vom Badischen Staatstheater Karlsruhe im Badener Kurtheater gespielt. Das Spiel der Mitwirkenden im 110 Minuten langen Stück wirkte jedoch aufgesetzt – und so berührte «Der einsame Weg» wenig.
Ein Birkenwäldchen, darin verteilt zusammengewürfelte Stühle, im Hintergrund eine Tür, vorne – mit dem Rücken zum Zuschauer – sitzt unbeweglich eine Frau.
Das Saallicht geht aus, Scheinwerfer ein, aus, ein aus: Acht Figuren verteilen sich im Dunkeln auf der Bühne. Das Spiel beginnt, und damit für das Publikum die Suche nach Antworten. Vor allem auf die Frage, was sie zusammenhält, die drei Frauen und fünf Männer, und was sie trennt. Nur bruchstückhaft, einem Vexierbild gleich, fügt sich im Verlauf des Geschehens manches zusammen; anderes bleibt bis zum Schluss diffus, rätselhaft.
Spinnennetz von Seelenzuständen
In seinem 1903 entstandenen späten Drama «Der einsame Weg» verwebt und verbindet Arthur Schnitzler die Figuren in einem Spinnennetz von verwundeten und verlogenen Seelenzuständen. Betrüger werden zu Betrogenen, Überzeugte zu Zweifelnden, Ahnende zu Wissenden, Liebende zu Hassenden.
Das Badische Staatstheater Karlsruhe gastierte am Samstag mit einem Konzentrat des Fünfakters, in dem ohne Pause 110 Minuten durchgespielt wurde. Regisseur Dominique Schnitzer lässt die jeweils sprechenden Figuren an die Bühnenrampe treten. Die anderen ziehen sich derweil zurück, setzen oder legen sich hin, ziehen Kleidungsstücke an und aus.
Der tiefere Sinn dahinter bleibt dem Zuschauer ebenso verborgen, wie viele Befindlichkeiten der seelisch und körperlich aus dem Lot geratenen Handelnden schleierhaft. Klar ist: Alle haben sie Probleme, teils hausgemachte, teils schicksalshafte.
Akustisch schwer verständlich
Handfeste solche hatte auch das Publikum. Zum einen, weil einiges rein akustisch nur schwer zu verstehen war, da vor allem zwei der Schauspielerinnen öfter mehr hauchten, denn sprachen. Zum andern, weil über weite Strecken bedeutend mehr geredet als gesagt wurde. Ganz «l’art pour l’art» wurden Dialoge ausgewalzt, ohne damit Transparenz in die tiefgreifende Problematik zu bringen. Zusammen mit der starken Tendenz zum Manierismus der Inszenierung und dem entsprechend aufgesetzten Spiel der Mitwirkenden berührte «Der einsame Weg» wenig.