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Das Badener Stadtarchiv hat weitere Negative des Ennetbadener Fotografen Werner Nefflen digitalisiert – sie sind für jedermann zugänglich.
Er galt als fotografisches Gewissen und Gedächtnis der Region: Der Fotograf Werner Nefflen aus Ennetbaden. Rund 40000 Filme hat er im Lauf seiner Karriere belichtet. Sechs Jahre nach seinem Tod hat das Badener Stadtarchiv jetzt noch einmal rund 12000 von Nefflens Fotonegativen digitalisiert. Die Zahl der digital erfassten Bilder im Stadtarchiv hat sich damit mehr als verdoppelt – auf rund 25000.
Vor vier Jahren ist das Stadtarchiv dazu übergegangen, sein Archivgut unter eine offene Lizenz zu stellen. Das heisst konkret: Bilder und Dokumente können frei benutzt und publiziert werden, solange die Quelle korrekt angegeben wird. Seither sei die Verbreitung des Bildmaterials aus dem Stadtarchiv sprunghaft angestiegen, wie die Stadt in einer Mitteilung schreibt.
Neben den Fotografien aus Nefflens Nachlass hat das städtische Archiv, das vom Dättwiler Unternehmen Docuteam betreut wird und dem Historischen Museum angeschlossen ist, auch die Protokolle des Badener Einwohnerrats (seit der Einführung 1972 bis 2001) sowie des Stadtrats (von 1911 bis 1995) digitalisiert. 1911 schaffte die Stadtkanzlei eine Schreibmaschine an. Zuvor wurden die Protokolle von Hand geschrieben. Die Stadt Baden verfügt nun über eine digital durchsuchbare Protokollserie von über hundert Jahren – das ist in seiner Form eine einzigartige Fundquelle.
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Das Werk von Werner Nefflen ist eine äusserst kostbare Sammlung für die Geschichte der Region Baden und des Zurzibiets im 20. Jahrhundert. Nefflen kam 1919 in Baden zur Welt. Er wuchs in Ennetbaden auf, wo er bis zu seinem Tod lebte. Zur Fotografie fand Nefflen über seinen Vater, der ihm als Mitglied des BBC-Amateurfotoclubs eine erste Kamera schenkte. Seine Kunst – Werner Nefflen verstand sich selbst nie als Künstler – lernte er beim legendären Hans Finsler an der Zürcher Kunstgewerbeschule.
«Das Ruhige, fast Bedächtige, das die Bilder ausmacht, war auch ein Teil von Werner Nefflens Wesen», schrieb der Journalist Urs Tremp im Nachruf in den Badener Neujahrsblättern. Nefflen sei nie der aufgeregte Fotograf gewesen, der den vergänglichen Augenblicken hinterherhechelte. «Er arbeitete mit Geduld, mit Sorgfalt.» Zeit seines Berufslebens war Nefflen freiberuflich tätig. In Ennetbaden baute er für sich und seine Familie ein Wohnhaus mit Atelier. Er dokumentierte Industriebauten, Architektur und Landschaften oft in Auftragsarbeiten. Er fotografierte die Reben der Goldwand, die Lägern, den Rhein, die Reuss und die Limmat, die grossen Firmen genauso wie die kleinen Künstlerateliers.
2002 entschied sich Nefflen – nach einiger Überredungskunst von Freunden und Kunstsachverständigen –, sein Werk dem Historischen Museum Baden zu übergeben. Er arbeitete den gesamten Bestand an Negativen durch und notierte handschriftlich Bildinhalte, Auftraggeber und Aufnahmejahr, soweit er dies aus seinem Gedächtnis und aus seinen Unterlagen rekonstruieren konnte. Das war nötig, weil Nefflen keine Karteien zu seinen Bildern geführt hatte. Im Sommer 2014 starb Werner Nefflen im hohen Alter von 95 Jahren. Seine Bilder bleiben bestehen. Und sie sind jetzt im Onlineverzeichnis des Stadtarchivs in ihrer ganzen Fülle für jede und jeden frei zugänglich.