Stetten
Eine Seltenheit: Gleich vier Jungstörche beringt

Das Storchenpaar auf dem Kamin der Brennerei Humbel hat vier Eier ausgebrütet. Anfang Woche wurden die Jungen beringt. Dass gleich vier Tiere beringt werden, kam erst einmal vor.

Carla Stampfli (Text und Foto)
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Alois Vogler beringt einen der insgesamt vier Jungstörche.

Alois Vogler beringt einen der insgesamt vier Jungstörche.

Carla Stampfli

Auf dem Kamin der Brennerei Humbel in Stetten haben es sich «Laura», «Hanna», «Brigitte» und «Regina» gemütlich gemacht. Mit einem Körbchen in der Hand steigt Alois Vogler die Feuerwehrleiter hoch. Einmal oben, nimmt der Präsident des Stetter Natur- und Vogelschutzvereins einen der vier Jungstörche aus dem Horst. Dann steigt er die Leiter hinab und legt ihn auf den Boden. Nun bringt Vogler einen Identifizierungsring am rechten Bein an. Danach legt er den Jungstorch zurück in den Horst.

Über 100 Personen, darunter viele Kinder, beobachteten am Montagabend, wie die vier Jungstörche der Reihe nach beringt wurden. «Zuerst war ich mir nicht sicher, ob das überhaupt möglich ist», sagt Vogler. Dies, weil die Jungstörche, die Ende April geschlüpft sind, bereits sehr gross und kräftig sind. Nach einem kurzen Abtasten des Körpers habe sich aber gezeigt, dass einer Beringung nichts im Wege stehen würde.

«Für Interessierte und für die Kinder ist es toll, Jungstörche aus nächster Nähe zu sehen», sagt Vogler, um gleich anzufügen: «Jedoch stellt eine Beringung für die Tiere auch eine Belastung dar.» Um Stress zu vermeiden, werde der Ring raschmöglichst angebracht. Auf diese Weise blieben die Jungstörche dem Horst nur für eine kurze Zeit fern. Die Beringung dient unter anderem dazu, die Vögel zu identifizieren und deren Verhalten zu verfolgen. Wie Vogler sagt, wurde einmal ein Stetter Storch in Spanien ausfindig gemacht.

Nachwuchs überlebt nicht immer

Dass in diesem Jahr gleich vier Jungstörche beringt werden konnten, ist für Alois Vogler ein freudiges Ereignis. «Das kommt nur sehr selten vor», sagt er. Seit sich die ersten Störche im Jahr 2000 auf dem Hochkamin niederliessen, war dies nur einmal, 2012, der Fall. In den anderen Jahren brüteten die Storchenpaare bis zu drei Eier aus. «Es ist nicht selbstverständlich, dass der Nachwuchs überlebt. Die Gefahr ist, dass die Jungstörche durch Kälte oder schlechtes Wetter umkommen», erklärt Vogler. 2014 und 2015 etwa gingen die Jungen vor der Beringung ein, 2016 starb «Lorenz», bevor er den Horst beringt verlassen konnte.

Geht alles gut, werden die vier Jungstörche «Laura», «Hanna», «Brigitte» und «Regina» Ende Juni, Anfang Juli bereit zum Ausfliegen sein.