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Baden
Der Humanist Heinrich Pantaleon schrieb vor 440 Jahren ein Standardwerk über das Badeleben – und machte die Stadt Baden und ihr Bäderquartier erst richtig berühmt.
Er schrieb eines der wichtigsten Bücher über Baden: der Basler Arzt, Theologe und Schriftsteller Heinrich Pantaleon. Vor 440 Jahren, im Frühsommer 1578, kam er bereits zum zwölften Mal zur Kur nach Baden.
Im Jahr davor hatte er seinen Reisebericht über Deutschland, Österreich und die Eidgenossenschaft herausgegeben, unter dem Titel «Teutscher Nation wahrhaffte Helden». Der römisch-deutsche Kaiser Maximilian II. war davon so angetan, dass er Pantaleon zum Poeta laureatus krönte und ihm die Würde eines Pfalzgrafen verlieh. Im Heiligen Römischen Reich war das eine der allerhöchsten Auszeichnungen.
In Baden wirkte der Basler als Kurarzt und als Lokalhistoriker. Aber wer war der Mann, der Baden erst richtig berühmt machte? Pantaleon kam im Juli 1522 als Hans Heinrich Bantlin in einer Schneiderfamilie in Basel zur Welt. Er lernte Latein und Griechisch, seine Studienzeit führte ihn nach Freiburg im Breisgau, nach Ingolstadt, Wien, Heidelberg und wieder nach Basel. Hier erhielt er 1544 die Magisterwürde und wurde Lateinprofessor an der Universität.
1545 gründete Pantaleon eine Familie. Er bekam zwölf Kinder, vier Söhne und acht Töchter. Als Professor beschäftigte er sich neben den Fächern Grammatik, Dialektik und Rhetorik zunehmend auch mit Theologie und Medizin. 1553 erlangte er im südfranzösischen Valence die Doktorwürde der Medizin. Zurück in Basel begann er als Arzt zu praktizieren.
In den Sommermonaten aber hielt sich Pantaleon meistens in Baden auf. Im Gasthof zum Löwen im Bäderquartier richtete er eine Praxis als Kurarzt ein, ohne eigentlich eine Erlaubnis dafür zu haben. In Baden wird mit Melchior Borsinger erst 1627 erstmals ein Stadtarzt erwähnt. Zuvor versorgten Schröpfer und Bader die Kurgäste in den Bädern.
Der erste «echte» Arzt in Baden war um 1516 Alexander Seitz, der ebenfalls eine Badeschrift über die Badener Bäder schrieb. Sein Nachfolger Pantaleon war also der zweite Arzt in Baden. Er suchte im Thermalwasser auch Heilung von seinen eigenen Gebrechen. In Basel wurde er 1558 zum Rektor der Universität gewählt.
Als Heinrich Pantaleon 1578 zum zwölften Mal in Baden war, schrieb er das wichtigste Buch über die Bäderstadt der Frühen Neuzeit. Das Werk, das unter anderem im Badener Stadtarchiv und in der Basler Universitätsbibliothek aufbewahrt wird, ist heute vollständig digitalisiert und frei zugänglich im Internet.
Es trägt den schönen Titel: «Warhafftige und fleissige Beschreibung der Uralten Statt und Graveschafft Baden, sampt ihrer heilsamen warmen Wildbedern so in der hochloblichen Eydgnoschafft inn dem Ergöw gelegen». Wildbäder war im Mittelalter die Bezeichnung für Thermalbäder. Als «wilde Wasser» bezeichnete man das von Natur aus warme Heilwasser. Da die Bäder meistens ausserhalb der Städte lagen, wie in Baden, spielte der Begriff auch auf die Lage in der «Wildnis» an.
Oder mit Pantaleons Worten: «Gleich under diser Statt Baden einen sehr lustigen Spaciergang bey 1160 gemeiner Schritt Fussgang, ligen grosse und kleine Beder, zu beiden Seiten der Limmat, an einem Bühel ganz lustig bezieret.»
Pantaleon schreibt in seinem Buch, wie das Badeleben im Armenbad und in den Herrenbädern zuging, wie schon frühmorgens bei der «Morgensuppe» Bier getrunken wurde und dass Tiere in den Badebecken verboten waren.
Er berichtet von der Verenalegende, von den Badgasthöfen im Bäderquartier, von den Herbergen der Eidgenossen in der Stadt oben, von den Klöstern Königsfelden und Wettingen und von dem reichen Spital der Badener, das Königin Agnes von Ungarn im Jahr 1310 der Stadt gestiftet hatte: «In disem werden vil einheimischer unnd frembder armer leuten erhalten, welche kranck bey den Bedern vorhanden.»
Detailliert beschreibt Pantaleon die Geschichte Badens von der Römerzeit bis zur Unterwerfung Badens durch die Eidgenossen. In dem Buch eingefügt ist zudem eine der schönsten und frühesten Darstellungen der Stadt Baden.
Der Holzschnitt von David Kandel wurde erstmals 1550 in Sebastian Münsters «Cosmographia» abgedruckt, dem geografischen Standardwerk des 16. Jahrhunderts. Auf dem Bild sieht man das damals noch recht neue Landvogteischloss, die Stadt und die Bäder und auch das Ennetbadener Schlössli.