Spreitenbach
Einigung bei «Tivoli Garten»: Die Limmattalbahn-Haltestelle kann kommen

Nach einer Beschwerde des Verkehrsclubs (VCS) Aargau gegen den Bau des "Tivoli Gartens" wurde nach intensiven Verhandlungen doch noch eine Einigung erzielt. Wenn jetzt alles nach Plan läuft, kann die Limmattalbahn-Station zeitig realisiert werden.

Claudia Laube
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Tivoli Garten

Tivoli Garten

zvg

Die Migros Genossenschaft Aare plant in Spreitenbach für über 200 Millionen Franken das Bauprojekt «Tivoli Garten». Dieses umfasst einen Obi Baumarkt, zwei Hochhäuser mit 420 Wohnungen und eine Haltestelle der Limmattalbahn. Diese Haltestelle ist ein wichtiger Bestandteil des «Tivoli Gartens».
Doch ob die Haltestelle überhaupt realisiert werden kann, war lange nicht klar. Zur Erinnerung: Nachdem der Verkehrsclub (VCS) Aargau im letzten Jahr Beschwerde gegen den «Gestaltungsplan Handels- und Gewerbezone Ost (HGO)» eingelegt hatte, verzögerte sich das Projekt (die AZ berichtete). Die Investorin befürchtete, nicht rechtzeitig mit den Bauarbeiten fertig zu werden, wenn die Limmattalbahn im Dezember 2022 in Betrieb genommen wird.
Nun aber kommt es zum Durchbruch. Nach «langwierigen und schwierigen Verhandlungen», wie es der VCS-Präsident Jürg Caflisch bezeichnet, haben sich die Beteiligten, die Migros Genossenschaft Aare und der VCS, am Ende doch noch auf eine Kompromisslösung einigen können — quasi in letzter Minute.

Stimmiges Gesamtpaket

Bei dieser Lösung geht es vor allem um die Neuregelung der Parkraumbewirtschaftung, um die Reduktion der Anzahl Parkplätze sowie um Kompensationszahlungen bei der Überschreitung von festgelegten Fahrtenzahlen. Letztere sind nun wie folgt festgelegt: Wird die Zahl von fünf Millionen Autofahrten in einem Jahr im Bereich des «Tivoli Gartens» überschritten, müssen die Eigentümer Kompensationszahlungen an die Gemeinde Spreitenbach leisten. Diese muss die so eingenommenen Mittel wiederum für Massnahmen im öffentlichen Verkehr und im Langsamverkehr einsetzen.
Zudem werden bei den Parkplätzen ab der ersten Minute zwei Franken Parkgebühr verlangt, und für jede weitere Stunde 50 Rappen. Bei der Anzahl Parkplätze einigte man sich auf 3900 Parkplätze, 3500 für die Kunden, 400 für die Mitarbeiter. Obwohl sich der VCS bei den Parkplätzen und den Fahrtenzahlen eine noch tiefere Anzahl vorgestellt hatte, stimmte für ihn am Ende aber vor allem das Gesamtpaket: «Aus unserer Sicht haben wir einen Kompromiss gefunden, der ausgewogen ist und der Umwelt etwas bringt», sagt Caflisch. Der Anteil von 86 Prozent an Besuchern, die mit dem Auto ins Shoppi Tivoli komme, sei nach wie vor hoch: «Aber wir erhoffen uns, dass es mit der Limmattalbahn einen Schub für den öffentlichen Verkehr gibt.»
Auch Patrick Stäuble, der als Geschäftsführer der Shoppi Tivoli Management AG die Interessen der Investoren Genossenschaft Migros Aare/Credit Suisse vertritt, ist erleichtert über die gefundene Lösung: «Wir haben uns ganz klar dafür entschieden, dass das, was wir in Zukunft für die Weiterentwicklung des Shoppi Tivoli, der Limmattalbahn und des Zentrums Neumatt erhalten, mehr bringt als wenn wir um weniger Parkplätze oder Parkgebühren ab erster Minute weiterdiskutieren würden.» Klar, sie hätten «das ganze Paket gerne ohne Parkgebühren gebaut, aber das stand nun einmal nicht im Menüplan», wie es Stäuble ausdrückte.

Engmaschige Zusammenarbeit

Auch der Geschäftsführer der Limmattalbahn AG, Daniel Issler, freut sich darüber, dass es am Ende doch noch zu einer Einigung gereicht hat: «Wir hatten das ‹Tivoli Garten›-Projekt von Beginn weg in unseren Plänen. Zwischendurch waren wir aber verunsichert, ob es mit der Haltestelle wirklich klappen wird.» Er bedankte sich bei allen Parteien, die immer wieder an einen Tisch gesessen seien, auch wenn sie doch hin und wieder einen «Schupf» gebraucht hätten, um weiter zu diskutieren. Der Weg zur Kompromisslösung war offenbar keine einfache Geburt: «Es gab viele Höhen und Tiefen». Aus Sicht der Limmattalbahn sei es nun aber sehr erfreulich, dass künftig sowohl das Shoppi Tivoli als auch die mehr als 400 Wohnungen wirklich sehr gut mit dem öffentlichen Verkehr angeschlossen sein werden.
Für die Limmattalbahn AG hat der Entscheid in letzter Minute nun aber die Konsequenz, die beiden Bauprojekte, die Limmattalbahn und «Tivoli Garten», engmaschig koordinieren zu müssen. «Wir sind aber zuversichtlich, dass es keine Verzögerungen für den Bau geben wird und auch der Termin der Inbetriebnahme eingehalten werden kann.»

Baldiges Baugesuch

Im September dieses Jahres beginnt die zweite Etappe für den Bau der Limmattalbahn. Auch in Spreitenbach hat dies Bauarbeiten zur Folge, so etwa an der Land- und an der Industriestrasse. Die Bauarbeiten der Limmattalbahn im Bauprojekt «Tivoli Garten» werden Ende 2021 erfolgen.
Doch erst muss der Kanton den vorliegenden Gestaltungsplan "Handels- und Gewerbezone Ost (HGO)" bewilligen. Wenn das geschehen ist, soll im März das Baugesuch eingereicht werden. Baubeginn von «Tivoli Garten» ist auf Ende 2020 geplant.