Baden
Eltern wehren sich gegen massive Tariferhöhung an Tagesschule

An der Tagesschule Ländli in Baden müssen Eltern ab dem neuen Schuljahr massiv höhere Beiträge bezahlen. Einige Eltern wollen das nicht einfach so hinnehmen und haben deshalb den Elternrat eingeschaltet. Die Schule will nun Klarheit schaffen.

Erna Lang-Jonsdottir
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Die Tagesschule Ländli. (Archiv)

Die Tagesschule Ländli. (Archiv)

Die Tagesschule Ländli in Baden sorgt für Gesprächsstoff unter Eltern. Grund ist das Schreiben der Fachstelle Familie vom 15. Januar, das über die vom Einwohnerrat Baden beschlossene Erhöhung des Elternbeitrags informiert. «Die Elternbeiträge werden massiv erhöht», ärgert sich eine betroffene Mutter zweier Kinder. Je nach Einkommen müssen Eltern im neuen Schuljahr zwischen 20 und 25 Prozent mehr für die Betreuung ihrer Kinder bezahlen.

Die Mutter rechnet vor: Heute bezahlt sie für die Betreuung ihrer beiden Kinder monatlich 1170 Franken. Neu müsste sie 1464 Franken bezahlen, das sind rund 300 Franken oder über 25 Prozent mehr pro Monat. «Auf das ganze Jahr herausgerechnet ist die Schule für mich 3600 Franken teurer als bisher.» Sie will diese Tariferhöhung nicht einfach so hinnehmen und hat dazu den Elternrat der Tagesschule Ländli eingeschaltet. «Der Elternrat hat die Angelegenheit überprüft. Unser Schreiben an die Stadt Baden wird morgen am schwarzen Brett in der Tagesschule ausgehängt», sagt Ushi Tamborriello, Sprecherin des Elternrats. Doch nicht nur die zweifache Mutter wehrt sich, auch andere Eltern protestieren gegen diese Tariferhöhung.

«Viele Eltern sind über das Mass der Tariferhöhung erschrocken und empören sich», schrieb Alexander Grauwiler, Geschäftsleiter der Volksschule Baden, in einem Brief vom 24. Februar an die Eltern. Es seien bereits einige Anfragen beziehungsweise Beschwerden bei ihnen eingegangen. «Ich verstehe die Reaktion der Eltern», sagt Grauwiler gegenüber der «Schweiz am Sonntag». Man nehme die Anliegen der Eltern ernst und stelle ein zweites Schreiben in Aussicht, das die Umstände für die Tariferhöhung eingehender erklären werde.

Die Mutter: «Ein weiteres Schreiben löst das Problem nicht, dass sich viele Eltern die Tagesschule nicht mehr leisten können oder wollen.» Mehrleistungen gebe es keine. Sie befürchte, dass es zu einem Qualitätsabbau an der Tagesschule kommen wird. Grund: «Die Schulleitung hat noch nicht darüber informiert, wie sie den Anstieg der Schülerzahl von 100 auf 120 hinsichtlich des Systemwechsels auf 6/3 meistern will.» Die Platzverhältnisse an der Tagesschule Ländli seien bereits heute eng. Doch auch darüber sollen laut Grauwiler die Eltern in den nächsten Tagen mittels eines Schreibens informiert werden. Einen Qualitätsabbau werde es nicht geben, betont er. «Am Fakt, dass die Tagesschule zukünftig für einzelne Eltern deutlich mehr kostet, lässt sich nichts ändern», fügt Grauwiler hinzu.

Selbiges sagt Stadträtin Ruth Müri, verantwortlich für das Ressort Bildung: «Die neuen Leitlinien für die familienergänzende Betreuung von Kindergarten- und Primarschulkindern sowie die Weiterentwicklung der Tagesstrukturen wurden vom Einwohnerrat im Dezember 2012 genehmigt.» Müri erachtet die Erhöhung der Elternbeiträge als gerechtfertigt und stützt sich dabei auf das Schreiben der Fachstelle Familie. Gemäss diesem wurden die Elternbeiträge seit 2009/10 nicht mehr angepasst. «Das Angebot der Tagesstrukturen in Baden ist stark ausgebaut und die Kosten pro Betreuungsplatz sind seit der letzten Tarifanpassung gestiegen.» Damit nicht nur die Stadt Baden die Mehrkosten trage, sei eine Erhöhung der Elterntarife notwendig geworden.

Die Bekanntgabe der neuen Tarife überrascht die Eltern noch auf andere Weise: «Eine allfällige Kündigung muss per Ende März erfolgen», sagt die Mutter. Eltern bleibe kaum Zeit, andere Lösungen für die Betreuung ihrer Kinder zu finden. Grauwiler: «Diese Kritik nehme ich entgegen, wir werden dies prüfen.»