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Ehrendingen führt ein Halteverbot für Autos vor Schulen ein – was dies bewirkt, weiss man in Döttingen. Die Stadtpolizei Baden findet solche Massnahmen jedenfalls grundsätzlich sinnvoll. Doch müssen Halteverbote auch kontrolliert werden.
Kurz vor zwölf Uhr gestern Mittag vor dem Schulhaus Lägernbreite in Ehrendingen: Die Schulglocke ertönt, die Primarschüler stürmen aus dem Gebäude und rennen die Strasse hinunter. Während einige auf ihrer Fahrräder steigen oder zu Fuss nach Hause gehen, werden andere von ihren Eltern abgeholt, die bereits im Auto warten. Die Ehrendinger Behörden gehen nun gegen Elterntaxis vor: Der Gemeinderat hat diese Woche ein temporäres Halteverbot für Autos vor den drei Schulhäusern im Ort erlassen, es tritt nach den Sportferien bis zu den Frühlingsferien in Kraft. Ammann Urs Burkhard (CVP) begründete den Entscheid, der viel mediales Echo auslöste, mit der Häufung von gefährlichen und unübersichtlichen Situationen für die Kinder. «Die Situation mit Elterntaxis ist in letzter Zeit ausgeartet, man muss es in dieser Klarheit festhalten», sagte er.
Doch sind Halteverbote für Elterntaxis vor Schulen überhaupt eine sinnvolle Massnahme? «Grundsätzlich ja», findet Max Romann von der Stadtpolizei Baden. Denn büssen konnte die Polizei bisher nur jene Autofahrer, die auf Trottoirs fuhren oder gar dort parkierten. Nun braucht es kein Trottoir mehr, damit Chauffeure von Elterntaxis gebüsst werden, die vor der Schule halten. Anhalten im Halteverbot kostet 80 Franken, Parkieren 120 Franken. Die Polizei werde zwar nicht täglich vor Ort sein können, «doch wenn ein Halteverbot verfügt worden ist, muss dieses auch kontrolliert und Missachtungen gebüsst werden», so Romann.
Den Elterntaxi-Fahrern in Ehrendingen drohen also saftige Bussen – dass dies durchaus abschreckende Wirkung haben kann, zeigen die Erfahrungen aus Döttingen. Dort gilt vor der Primarschule seit drei Jahren ein Halteverbot. Gemeinderat Martin Utiger (FDP): «Das Halteverbot hat die Problematik direkt vor dem Schulhaus sicher entschärft. Die Unfallgefahr für Kinder ist gesunken. Insofern können wir anderen Gemeinden das Halteverbot empfehlen.» Es wäre aber eine Illusion zu glauben, dass das Verbot die Eltern von Chauffeurdiensten abhalte. «Die Autos halten jetzt nicht mehr direkt vor der Schule, sondern auf Parkplätzen in der Nähe.» Weder Briefe, Gespräche oder Verbote führen dazu, dass Elterntaxis verschwinden. «Es braucht ein Umdenken in der Gesellschaft», sagt Utiger.
René Lippuner, Chef der Regionalpolizei Zurzibiet, bestätigt diese Beobachtungen und ergänzt: «Es braucht mittelfristig eine Lösung für das Problem mit den Elterntaxis.» Eltern müssten sich bewusst werden, dass sie ihren Kindern einen Gefallen machen, wenn diese in die Schule laufen dürften. «Denn dadurch lernen sie, sich im Verkehr zu bewegen. Es braucht mehr Kampagnen, die Eltern und auch Kinder darauf aufmerksam machen», fordert Lippuner.
Bei den Eltern von Ehrendinger Kindern sorgt das Halteverbot für Gesprächsstoff. Während ein Vater, der seinen Sohn zu Fuss abholt, diese Massnahme begrüsst, erachtet eine Mutter dieses Vorgehen als völlig überrissen. Sie geht davon aus, dass das Regime noch zu reden geben wird. Sie behält sich vor, beim Elternrat, der als Bindeglied zwischen Eltern und Schulleitung dient, zu intervenieren. Der Gemeinderat überlegt sich derweil, ein dauerhaftes Halteverbot durchzusetzen, sollte sich das temporäre Verbot bewähren.