Nach fast drei Jahrzehnten hört das Ehepaar Meier im «Schürhof» auf. An diesem Samstag geben die beiden das Zepter ab, für eine Nachfolge ist nämlich bereits gesorgt.
«Sie, der Bezirksanzeiger war auch schon hier. Ich finde nicht, dass ich noch eine weitere Plattform brauche.» Diese bescheidenen Worte spricht Alois Meier vom «Schürhof» in Künten. Zusammen mit seiner Frau Erika hat er den Dorfladen während fast drei Jahrzehnten geführt.
Doch nach 28 Jahren gibt das Ehepaar Meier das Zepter nun diesen Samstag ab. «Wehmut ist bei uns noch nicht gross aufgekommen, wahrscheinlich realisieren wir erst nächste Woche, dass dieses Kapitel nun vorbei ist», sagt der 66-jährige Geschäftsmann. «Unsere Kunden, die wir fast alle persönlich kennen, sind aber schon etwas traurig», ergänzt seine 59-jährige Frau.
Am 19. Mai 1988 eröffneten die beiden den «Schürhof». Damals gab es im Dorf noch eine Metzgerei, einen Bäcker und zwei Dorfläden. Übrig geblieben ist nur der «Schürhof». Ganze Generationen hätten bei ihnen eingekauft. «Heute kaufen junge Väter bei uns ein, die wahrscheinlich als Knaben hier Kaugummis geklaut haben», sagt Alois Meier und lacht.
Und seine Frau fügt an: «Noch heute machen ehemalige Künter hier Halt, und fragen, ob ich ihnen ein Sandwich wie dannzumal in der Schulzeit zubereiten könnte.» An ausserordentliche Ereignisse erinnert sich das Ehepaar nicht. «Ein paar Mal wurde bei uns eingebrochen, zum Glück in der Nacht, als wir jeweils nicht hier waren.»
Zehn bis zwölf Stunden hätten sie pro Tag gearbeitet. Und es sei nicht immer einfach gewesen, die Gedanken im Laden zu lassen und zu Hause richtig abzuschalten. Erika Meier ist überzeugt: «Auch in der heutigen Zeit wird ein Dorfladen sehr geschätzt. Erst wenn er einmal nicht mehr hier ist, merken die Menschen, was sie an einem Dorfladen haben.»
Darum die gute Nachricht für alle Künter: Mit der Landi Freiamt (Volg-Laden) wurde eine Nachfolgelösung gefunden. «Wir wohnen ja weiterhin in Künten und werden auch weiter hier einkaufen», sagt Erika Meier. Wahrscheinlich werde es sie dann auch hin und wieder jucken, wenn ihr etwas im Angebot fehlt. «Ich werde mich aber zusammenreissen», sagt sie.
Wobei: Gerade ein Dorfladen sei auf Echo und Feedback angewiesen, damit man das Sortiment auch entsprechend den Wünschen gestalten könne. «Gut ist zum Beispiel, dass auch der neue Laden vom jetzigen Bäcker beliefert wird, weil viele Kunden wegen des frischen Brots in den Laden gekommen sind», so Meier.
Das Bald-Rentner-Ehepaar freut sich vor allem darauf, mehr Zeit im Garten zu verbringen und vermehrt auf Reisen gehen zu können. «Wir konnten uns ein kleines Polster zusammensparen; wir hatten ja fast nie Zeit, Geld auszugeben», sagt Erika Meier und lacht. Apropos ausgeben: Meiers hoffen, dass ihre Kunden bis Samstag noch den einen oder anderen Franken ausgeben, damit sie so viel wie möglich von ihrem Sortiment loswerden.
Am Samstag selber lädt das Ehepaar zu einem Schlussapéro mit Grillwurst. «Wir sind stolz, dass wir so lange durchgehalten haben und möchten unseren Kunden für ihre Treue danken. Ganz bestimmt wird es emotional», deutet Erika Meier zum Schluss doch so etwas wie Wehmut an.