Neuenhof
Ende Juni stellt der Kinderhort Neuenhof den Betrieb ein – Nachfolgeangebot zeichnet sich ab

Neuenhof will das Gebiet rund um die dominierende Hauptstrasse aufwerten. Deshalb sind die Tage des Kinderhorts an der Zürcherstrasse längst gezählt. Jetzt zeichnet sich eine Lösung ab.

Martin Rupf
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22 Jahre lang hat das blaue Haus (links) den Kinderhort beherbergt. Ende Monat geht dieses Kapitel zu Ende, was im Dorf für kritische Stimmen sorgt. Mario Heller

22 Jahre lang hat das blaue Haus (links) den Kinderhort beherbergt. Ende Monat geht dieses Kapitel zu Ende, was im Dorf für kritische Stimmen sorgt. Mario Heller

Mario Heller

Seit Ende 2014 steht fest, dass die Tage des Kinderhorts im ehemaligen Pfarrhaus an der Zürcherstrasse gezählt sind. Grund: Die Gemeinde will das Gebiet rund um die dominierende Hauptstrasse aufwerten. In diesem Zusammenhang wurde das Land, auf dem sich das Haus befindet, an die Garage J. Stocker AG verkauft und von einer Zone für öffentliche Bauten in eine Zentrumszone umgewandelt.

Noch an der Winter-Gmeind sagte Gemeinderat und Sozialvorsteher Andreas Muff: «Der Gemeinderat ist bemüht, bis Anfang 2016 eine entsprechende Lösung zu präsentieren.» Doch daraus wurde nichts. Im Gegenteil: Ende letztes Jahr hat der Verein Tageshort beschlossen, sich auf Ende dieses Monats aufzulösen. An der letzten Wintergmeind musste die Gemeinde denn auch allerhand Kritik einstecken. Für einige Votanten trug die Gemeinde eine Mitverantwortung am Schicksal des Kinderhorts.

Gemeinderat weist Kritik zurück

Die Gemüter haben sich ganz offensichtlich nicht beruhigt. So haben Unbekannte letzte Woche ihrem Unmut Luft gemacht und mit Kreide «wir tragen zu Grabe Kinderhort. Grund: Garage» auf den Boden geschrieben. Etwas konkreter wird Einwohner und Grossratskandidat (Grüne) Manuel Capitanio: «Mir persönlich tut die Schliessung des Kinderhorts weh. Denn im Hort sind vor allem Kinder sozial schlechter gestellter Familien betreut worden.» Diese Familien seien nicht auf irgendeinen, sondern genau auf diesen Hort angewiesen. Capitanio betont: «Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass das Haus abgebrochen werden muss und dass die Gemeinde auf diesem Gebiet eine Wertsteigerung anstrebt.» Doch das Vorgehen störe ihn. «Wieso suchte man nicht zuerst eine Nachfolgelösung, ehe man das Gebäude verkauft und später das Land umgezont hat?» Für Capitanio stimmen Worte und Taten der Gemeinde einfach nicht überein. «Es wird immer wieder betont, welch hohen Stellenwert die Kinderbetreuung hat, und trotzdem hat man das Ende des Kinderhorts einfach so hingenommen.»

Diese Kritik lässt Gemeinderat Andreas Muff nicht gelten: «Die Gemeinde hatte grosses Interesse an einer Weiterführung des Kinderhorts, doch leider hat der Verein Ende letzten Jahres seine Auflösung beschlossen.» Zwar gibt es in der Gemeinde die vor einem Jahr eröffnete Kita «Meister Petz», die aber nur Vorschulkinder betreut. Bedeutet das nun, dass schulpflichtige Kinder ab den Sommerferien in Neuenhof – abgesehen vom Mittagstisch – nicht mehr betreut werden? Gemeinderat Muff zeigt sich optimistisch: «Eine Kita-Betreiberin ist auf uns zugekommen. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass diese nach den Sommerferien einen Hort mit 15 Tages-Plätzen betreiben wird.» Wer die Betreiberin ist und wo sich der Hort befinden soll, will Muff noch nicht verraten.

Die Gemeinde bleibe so oder so nicht untätig, sagt Muff. «Ziel ist es, an den Neuerhofer Schulen dereinst Blockzeiten mit integrierter Betreuung zu realisieren.» Die Arbeitsgruppe «Projekt Tagesstrukturen» setze sich bereits mit der Konzeptbearbeitung auseinander.

Gelder aus Fonds für Härtefälle

Was, wenn der neue Kinderhort doch nicht kommt? Für diesen Fall hat die Gemeinde vorgesorgt, wie der Vorlage für die Gemeindeversammlung vom kommenden Montag (19 Uhr, Turnhalle Zürcherstrasse) zu entnehmen ist.

Den Stimmbürgern wird die Schaffung eines Kinderbetreuungsangebots-Fonds sowie ein Reglement über die Gemeindebeiträge zur Genehmigung vorgelegt. Die Gemeinde schreibt sinngemäss: «Sämtlichen Eltern des Vereins Tageshort wurde ein Beratungsgespräch angeboten; sieben Familien haben davon Gebrauch gemacht. Für die Kinder dieser Familien konnte eine Anschlusslösung gefunden werden.»

Für Fälle, die noch nicht abschliessend geregelt werden konnten, bestehe im Reglement eine Regelung bezüglich Härtefällen. Finanziert werden sollen diese Härtefälle durch den Fonds.

Geäufnet wird dieser mit dem Erlös in Höhe von rund 722 000 Franken aus dem Liegenschaftsverkauf Zürcherstrasse. Hauptzweck des Fonds ist es, mit den Geldern «die später zu definierenden Angebote zielführend finanziell zu unterstützen», heisst es in der Vorlage.

Nebst des Fonds soll ein Reglement geschaffen werden, wonach Eltern je nach Einkommensverhältnis bei der Betreuung ihrer Kinder von der Gemeinde finanziell unterstützt werden. Bei ganz tiefen Einkommen würde die Gemeinde dann bis zu drei Viertel der Betreuungskosten übernehmen.