Würenlos
«Endlich Nägel mit Köpfen machen»: Anwohner fordert Antworten zum Stillstand beim Alterszentrum

In einem offenen Brief fordert der Würenloser Ernst Rohrbach Antworten zum Stillstand beim Bau des geplanten Alterszentrum ein. Er kritisiert den fehlenden Informationsfluss und die lange Dauer des Projektes. Nun werden erstmals Details zu den Einwendungen bekannt.

Larissa Gassmann
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Das Siegerprojekt «Margerite» sieht diesen Neubau für das Alterszentrum Würenlos auf der Zentrumswiese vor. Visualisierung: zVg

Das Siegerprojekt «Margerite» sieht diesen Neubau für das Alterszentrum Würenlos auf der Zentrumswiese vor. Visualisierung: zVg

Daniel Vizentini (dvi)

«Margerite, wo bist du?», fragt Ernst Rohrbach in seinem offenen Brief an den Gemeinderat Würenlos. In seinem Schreiben nimmt der 71-Jährige Bezug auf den geplanten Bau des Altersheims auf der Zentrumswiese.

Nach fünfzigjähriger Vorgeschichte wurde der geplante Bau vor sieben Jahren per Abstimmung besiegelt, im Januar 2019 folgte die Vorstellung des Siegerprojekts «Margerite» durch die Zürcher Architekten Fiechter und Salzmann. Knapp ein halbes Jahr später wurde das Vorentscheidsgesuch für den Bau ausgeschrieben. Schliesslich war es die Firma Oase Service AG mit Sitz in Dübendorf, die im Dezember den Zuschlag für den Betrieb erhielt.

So weit, so gut. Doch seither ruht das Projekt. «Ich schreibe diesen offenen Brief an den Gemeinderat, weil ich das Gefühl nicht loswerde, dass im Moment wieder nichts geschieht», so Ernst Rohrbach. Noch wurde kein Bauchgesuch eingereicht, zehn Beschwerden zum Vorentscheid sind derweil hängig. «Nur wir Würenloser, als eigentliche Auftraggeber, wissen nicht, um was es im Moment geht bei diesen Einsprachen und wie lange das noch dauert», schreibt Rohrbach.

Die Anzahl der Zimmer rief Kritik hervor

Auf Anfrage verweist Markus Roth, Bauverwalter der Gemeinde Würenlos, auf die laufenden Verfahren, welche ihm eine Auskunft verunmöglichen. In einem dieser Zeitung vorliegenden Brief, welcher der Vizeammann Nico Kunz (FDP) Anfang Monat an Rohrbach schicken liess, werden allerdings die Details zu den Einwendungen ersichtlich.

So wird darauf hingewiesen, dass auf eine Einwendung mangels fehlender Legitimation nicht eingetreten worden ist. Im Zentrum der restlichen Einwendungen stehen zumeist die ortsbauliche Einpassung, die Gebäudehöhen und Abstände. Auch die Anzahl der Zimmer rief offenbar Kritik hervor. Aufgeführt wird, dass der Gemeinderat daraufhin zwei Fachgutachten einforderte.

Zur Stellungnahme wurden die Mitte Januar erstellten Gutachten den Einwendern zugesandt. Nur zwei an der Zahl wünschten letztlich die Durchführung einer Einigungsverhandlung. Auf diese wird nun aber verzichtet. «Weil das Interesse zu gering ist und weil die Durchführung aufgrund der aktuellen Coronakrise kaum möglich wäre», wie der Brief besagt.

Zurzeit ist wieder Warten angesagt. Seit über fünfzig Jahren bleibt ein neues Alterszentrum der ortsansässigen Bevölkerung nicht vergönnt. Projekte mit wohlklingenden Namen wie «Falter am Bach» (1994) oder «Ikarus» (2010) wurden einst abgeschmettert, auch das Produkt der Abstimmung von 2013 steht offenbar unter einem schlechten Stern.

«Grundsätzlich ist das Schreiben gut gemeint»

Öffentlich will Gemeindeammann Anton Möckel (parteilos) keine Stellung zu den Aussagen aus dem an ihn andressierten Brief beziehen. Da er zugleich dem Verwaltungsrat der Alterszentrum Würenlos AG angehört, befindet er sich bei diesem Sachgeschäft im Ausstand. Selbstverständlich habe er aber Ernst Rohrbach geantwortet, lässt er verlauten. «Grundsätzlich ist das Schreiben gut gemeint. Auf diese Weise können wir die Bevölkerung spüren und wissen, wo der Schuh drückt», sagt Möckel.

Dennoch bleibt die Verunsicherung bei Ernst Rohrbach bestehen. Dass auch dieses Projekt sang- und klanglos versandet, soll verhindert werden. Doch wann die ersten Bewohner einziehen können, bleibt unklar. Im nächsten Schritt sollen die in den Einwendungen erwähnten Vorwürfe und Mängel geprüft werden. Miteinbezogen werden dabei die Fachgutachten. «Wobei auch diese von den Einwendern teilweise kritisiert und in Frage gestellt werden», wie es im Brief steht. Nico Kunz lässt durchblicken, dass der Gemeinderat alles daran setzt, das Verfahren soweit wie möglich voranzutreiben.

Im Falle einer Beschwerde gegen den abschliessenden Entscheid des Gemeinderates könnte sich die Sache aber verzögern. Rohrbach mahnt derweil zur Eile. «Bei diesem Projekt sollen endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden. Unsere ältere Bevölkerung hat das verdient», schreibt er.