Ennetbaden
Diese knallige Skulptur haucht dem tristen Goldwandtunnel neues Leben ein

Seit zwei Jahren ist die Gemeinde Ennetbaden Teil des Kulturwegs Baden-Wettingen-Neuenhof, nun wurde ein neues Kunstwerk offiziell eingeweiht. Das steckt dahinter.

Sarah Kunz
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So präsentiert sich die neue Installation von Künstler Kerim Seiler an der Aussenwand des Goldwand-Tunnels in Ennetbaden.

So präsentiert sich die neue Installation von Künstler Kerim Seiler an der Aussenwand des Goldwand-Tunnels in Ennetbaden.

Bild: Alex Spichale

Lange war die Aussenwand des Goldwandtunnels in Ennetbaden grau und trist, eine Ödnis aus Beton, nur durchbrochen von einzelnen Wildreben. Jetzt prangen drei bunte Stahlskulpturen daran und hauchen ihr Leben ein. Die Installation ist Teil des Kulturwegs Baden-Wettingen-Neuenhof, dem sich Ennetbaden vor zwei Jahren angeschlossen hat.

Zum 700. Geburtstag der Schweizerischen Eidgenossenschaft organisierte die Stiftung 1992 eine Freilichtskulpturen-Ausstellung. Das Ziel: Die Bevölkerung für das Naherholungsgebiet entlang der Limmat zu sensibilisieren und das Gebiet mit Kunst an ungewöhnlichen Standorten aufzuwerten.

Der Rundgang beginnt auf der Holzbrücke beim Historischen Museum und führt dem Flussufer entlang über Neuenhof und Wettingen wieder zurück nach Baden. Mittlerweile können dabei 28 Kunstwerke bestaunt werden.

Explosionen im Comic-Stil sorgen für Farbtupfer

Dazu gehört nun eben auch die neue Skulptur in Ennetbaden, die am Mittwoch im Zuge der geografischen Erweiterung des Kulturwegs eingeweiht wurde. Es handelt sich dabei um ein dreiteiliges Werk aus Stahl des Schweizer Künstlers Kerim Seiler – mitunter auch bekannt für eine bunte Gebäudefassade beim Bahnhof Schlieren. Wer mit dem Zug von Zürich in Richtung Baden fährt, sieht sie auf der rechten Fahrseite.

Auch beim Werk mit dem Titel «Copy/Paste» handelt es sich um eine farbenprächtige Installation: In knalligem Rot und Gelb, und mit scharfen Zacken stellt es eine Explosion im Comic-Stil dar. Auf dem grauen Hintergrund kommen die Farbtupfer gut zur Geltung. Das findet auch der Künstler: «Vorher war die Wand ein Unort und ist brutal trist dahergekommen», sagt er und fügt an:

«Mithilfe der dreidimensionalen Form kommt jetzt richtig Leben ins Spiel.»

«Copy/Paste» entstand ursprünglich 2002 im Auftrag des Migros Museums für Gegenwartskunst im Rahmen der Gestaltung für das Einkaufszentrum Glatt in Wallisellen. Dort stand es in der Horizontale beim Kreisel. Aufgrund der neuen Verkehrsführung wurde die Skulptur von ihrem ursprünglichen Standort entfernt und gelangte 2020 als Schenkung in den Besitz der Stiftung Kulturweg. Nach einer umfassenden Restaurierung konnte für das Kunstwerk nun in Ennetbaden ein neuer Standort gefunden werden.

Stiftungspräsident: «Haben den perfekten Standort gefunden»

Tanja Kessler, Gemeinderätin und Stiftungsrätin, zeigte sich an der Einweihung sichtlich erfreut: «Ich habe schon viele positive Rückmeldungen erhalten», sagte sie. Die Leute würde es freuen, dass der bislang triste Ort belebt werde. Zudem bezeichnete sie es schmunzelnd als weisen Entscheid, Ennetbaden dem Kulturweg anzuschliessen.

Künstler Kerim Seiler (l.) und Stiftungspräsident Christoph Doswald an der Eröffnung in Ennetbaden.

Künstler Kerim Seiler (l.) und Stiftungspräsident Christoph Doswald an der Eröffnung in Ennetbaden.

Bild: Alex Spichale

Auch Stiftungspräsident Christoph Doswald bezeichnete das Projekt als gelungen: «Dieses erste Gastspiel in Ennetbaden ist eine tolle Ergänzung unseres Kulturwegs», sagte er. «So wird das Erbe unserer Stiftung weitergeführt und aktualisiert. Das war immer unser Ziel.» Ennetbaden habe schon lange nach Ideen gesucht, wie die Aussenwand verschönert werden könnte. «Deshalb haben wir hier den perfekten Standort für die Skulptur gefunden.»

Doswald freute es zudem, dass mit Seilers Werk zeitgenössische Kunst in den Kulturweg gefunden hat – die übrigen Werke stammen alle aus dem Jahr 1991 oder früher. «Wir haben ‹copy und paste› – also kopieren und einfügen – alle verinnerlicht und normalisiert», sagte Doswald. «Dabei steht diese Aktion in einem Gegensatz zu Innovation und Fortschritt.» Darauf mache das Kunstwerk aufmerksam und über diese Werteverschiebung soll man sich Gedanken machen.