Ennetbaden
Gemeinde kauft schon wieder ein Restaurant – und eine weitere Liegenschaft im Zentrum

Der Gemeinderat von Ennetbaden hat im Zentrum gleich mehrere Liegenschaften erworben. Nun will er eine Immobilienstrategie erarbeiten. An der Gmeind informierte er zudem über die hohe Bautätigkeit oder dass die Gemeinde bis 2030 eigenständig bleiben soll.

Philipp Zimmermann
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Im ehemaligen Gasthaus zum Grendel an der Sonnenbergstrasse 3 in Ennetbaden befindet sich heute das Restaurant Taj Mahal.

Im ehemaligen Gasthaus zum Grendel an der Sonnenbergstrasse 3 in Ennetbaden befindet sich heute das Restaurant Taj Mahal.

Rahel Künzler

Der Gemeinderat von Ennetbaden hat im Jahr 2020 mehrere Parzellen gekauft. Dazu gehören die Liegenschaften im Zentrum an der Badstrasse 7 und an der Sonnenbergstrasse 3. Das geht aus dem Rechenschaftsbericht hervor.

Jene an der Badstrasse 3 befindet sich, von Siggenthal aus gesehen, rechts vor der Einfahrt in den Goldwandtunnel. Sie beinhaltet vier Wohnungen. 2,2 Millionen Franken hat die Gemeinde bezahlt. «Das ist gewiss ein stattlicher Preis. Wir beurteilen ihn aber langfristig als vertretbar», sagt Gemeindeammann Pius Graf (SP) dieser Zeitung.

Die Liegenschaft Zum Grendel an der Sonnenbergstrasse 3 hat die Gemeinde für 2 Millionen Franken erworben. Zu ihr gehören das Restaurant Taj Mahal sowie fünf Wohnungen.

Die Liegenschaft an der Badstrasse 7 ist seit dem vergangenen Jahr im Eigentum der Gemeinde.

Die Liegenschaft an der Badstrasse 7 ist seit dem vergangenen Jahr im Eigentum der Gemeinde.

Rahel Künzler

Immobilienboom in Ennetbaden spürbar

An der Gemeindeversammlung vom Donnerstag fragte eine Bürgerin nach dem Grund für die Käufe. Der Gemeinderat habe schon in der Vergangenheit Liegenschaften an raumplanerisch respektive strategisch wichtigen Orten erworben, die nicht primär öffentlichen Dienstleistungen dienen, antwortete Graf. Als mögliche Gründe nannte er die Unterbringung von Asylsuchenden oder städtebauliche Überlegungen.

Der Gemeinderat habe nicht im Sinn, diese Wohnungen wieder zu verkaufen, sondern einen «einigermassen bezahlbaren Wohnraum anzubieten». Der Immobilienboom macht auch vor Ennetbaden nicht Halt. Handänderungen nehmen zu. Die Gemeinde hat letztes Jahr 619'000 Franken an Grundstückgewinnsteuern eingenommen. 552'000 Franken waren es im Vorjahr.

Immobilienstrategie ausarbeiten

Die Gemeinde stellt zudem eine hohe Bautätigkeit fest. Bis zum April sind dieses Jahr schon so viele Baugesuche eingegangen wie 2020. Die Gemeinde hat deshalb eine zusätzliche Stelle ausgeschrieben. «Das verdichtete Bauen verlangt aufwendigere Abklärungen», so Gemeindeammann Pius Graf.

Der Gemeinderat will, wenn sich die Gelegenheit bietet, auch in Zukunft auf dem Immobilienmarkt tätig werden. Pius Graf verwies an der Gmeind auf das Leitbild «Ennetbaden 2030»: In diesem hat der Gemeinderat festgehalten, dass er eine Immobilienstrategie ausarbeiten wird. Er will «gezielt Einfluss auf die langfristige Entwicklung in städtebaulich wichtigen Teilgebieten» nehmen, um die Lebensqualität der Bevölkerung zu erhalten und zu entwickeln. Die Gmeind hat dem Leitbild diskussionslos zugestimmt.

Im Jahr 2013 hat die Gemeinde bereits das Areal mit dem ehemaligen Restaurant Schützenhaus gekauft, Ende 2015 schloss die Beiz. Mittlerweile steht fest, dass es abgerissen wird. Die Gemeinde hat einen Studienauftrag durchführen lassen und ein Siegerprojekt erkoren:

Die Visualisierung zeigt den geplanten Neubau auf dem Areal Schützenhaus.

Die Visualisierung zeigt den geplanten Neubau auf dem Areal Schützenhaus.

BEM-Architekten AG

«Es ist noch unklar, ob die Gemeinde ein Bauprojekt selbst als Bauherr realisiert – oder es einem Investor verkauft», sagt Gemeindeschreiber Dominik Andreatta. Klar ist, dass der Neubau Wohnungen beinhalten wird. In der Schützenhaus-Liegenschaft hat die Gemeinde eine Asylbewerberfamilie untergebracht.

Alle Entscheide der Gmeind

Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Ennetbaden haben an der Gmeind auf dem Postplatz allen traktandierten Geschäften des Gemeinderats fast diskussionslos zugestimmt. Dazu gehört die neue Baugebührenordnung. Bei Baugesuchen bis 5 Millionen Franken werden sie erhöht. Anders sieht das bei Projekten mit einer höheren Bausumme aus (das BT berichtete).

Keine Fusion bis 2030

Die Gmeind genehmigte auch Rechenschaftsbericht, Rechnung 2020 sowie diverse Kreditabrechnungen an. Im genehmigten Leitbild des Gemeinderats für die Gemeindeentwicklung «Ennetbaden 2030» heisst es: «2030 ist Ennetbaden in der Region Baden eigenständig, selbstbewusst und offen für eine effiziente Zusammenarbeit zur Lösung der vielfältigen Aufgaben insbesondere in den Bereichen Infrastruktur, Mobilität, Siedlungsentwicklung und Vorsorge für das Allgemeinwohl.» Eine klare Ansage – Fusionsgelüste werden in den nächsten Jahren also kaum aufkommen.

Hohe Bautätigkeit

Durch die hohe Bau- und Beratungstätigkeit bei der Ennetbadener Abteilung Bau und Planung sind bis zum Monat April schon so viele Baugesuche wie im ganzen Jahr 2020 eingegangen. Die Gemeinde hat deshalb eine zusätzliche Stelle ausgeschrieben. «Das verdichtete Bauen verlangt aufwendigere Abklärungen», sagte Pius Graf.

Gleichzeitig stellt die Gemeinde auch eine Zunahme an Beschwerden fest, «die zum Teil Mitarbeiter und Gemeinderäte belastet». Leider sei die Kommunikation nicht immer in angemessenem Ton gehalten, drückte sich Pius Graf vorsichtig aus. Er hoffe, dass ein Teil davon der geänderten Kommunikationsform während der Pandemie zugeschrieben werden könne «und dass zukünftig wieder klärende Gespräch von Angesicht zu Angesicht helfen könnten, gemeinsam Lösungen zu finden».

Budgetposten für Anwaltskosten

Unabhängig davon plant die Gemeinde, für das Budget 2022 einen Posten für Anwaltskosten aufzunehmen. Als Grund nannte Graf komplexere Baugesuche und Einwendungen, welche das Fachwissen der Gemeindemitarbeiter übersteigen.

Einwendungen gegen Tempo-30-Baugesuch

Zum Baugesuch mit der Umsetzungen von Tempo 30 in Ennetbaden sind «einige Einwendungen und viele Anregungen» eingegangen. Die Einwendungsverhandlungen sollen noch vor den Sommerferien durchgeführt werden. Der Gemeinderat hofft, Ende Juli die Baubewilligungen sprechen zu können. Damit könnte die Umsetzung noch im Spätsommer starten.

Elektrobusse im Clinch mit Ästen und Sträuchern

Diese Woche haben die Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen (RVBW) Probefahrten mit den neuen (und grösseren) Elektrobussen gemacht, die nächste Woche neu und unter anderem in Ennetbaden verkehren werden.

Von den RVBW ging dazu folgendes Anliegen ein, wie Pius Graf ausführte: Liegenschaftsbesitzer werden gebeten, Äste und Sträucher an den Strassenrändern zurückschneiden. «Die Probefahrten haben gezeigt, dass der Bus ab und zu hat ausweichen müssen», so Graf. Nicht, dass ihr Lack Schaden nehme.

Bundesfeier abgesagt

Auch in diesem Jahr findet die offizielle 1.-August-Feier in Ennetbaden nicht statt. Der Gemeinderat sieht wegen Corona aufgrund der Pandemie-Situation davon ab, sagte Pius Graf auf die Frage einer Einwohnerin antwortete. Im Bezirk Baden hat bereits Neuenhof die 1.-August-Feier wegen der aktuellen Lage abgesagt.

Mehr Altglas und ein farbiger Rechenschaftsbericht

Die Gemeinderäte mussten bei ihren Ausführungen auf die Unterstützung eines Beamers verzichten. Tanja Kessler (FDP) sorgte trotzdem für einen «farbigen» Rechenschaftsbericht – mit einigen Ballonen, die sie während ihren Ausführungen in der Hand hielt. Dabei erwähnte sie dass Ennetbaden im 2020 pro Kopf 135 Kilogramm Abfall verbraucht habe – genau gleich viel wie im Vorjahr und massiv weniger als der Schweizer Durchschnitt von 330 Kilogramm.

Tanja Kessler während des "farbigen" Rechenschaftsberichts.

Tanja Kessler während des "farbigen" Rechenschaftsberichts.

PZ

«Altglas haben wir mehr produziert», sagte sie. 33 Kilogramm – das sorgte für ein fröhliches Lachen in der Versammlung. Wobei der Schweizer Durchschnitt bei 41 Kilogramm liegt. Kessler folgerte: «Wir haben noch Steigerungspotenzial.» Die Ballone liess sie steigen. Wer die angeheftete Karte findet, auf die oder den wartet auf der Gemeindekanzlei eine Überraschung.

Würdigung des langjährigen Gemeindeschreibers

Zum Schluss wurde Anton Laube gewürdigt, der 37 Jahre lang als Gemeindeschreiber für Ennetbaden tätig war, ehe er Ende Mai in den Ruhestand ging. Von Gemeinderat und Gemeindemitarbeitenden erhielt er mehrere Präsente, unter anderem ein hölzernes Ruhebänkli, auf dem er und seine Ehefrau Platz nahmen. Zudem fuhr sogar die Feuerwehr mit Blaulicht vor. Kommandant Florian Immer würdigte Laube für sein Mitwirken an der Feuerwehrfusion von Baden und Ennetbaden im Jahr 2013.