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Die Ennetbadenerin Cathryn Lehmann setzte voll auf die Musik. Das zahlt sich nun aus – auch dank Projekten wie der Band «Härz».
Cathryn Lehmanns Welt schwankt noch ein bisschen. Die letzte Woche verbrachte die 46-Jährige als Backgroundsängerin von Philipp Fankhauser auf dem Kreuzfahrtschiff des «Rock & Blues Cruise». Die Musik ist im Leben der Sängerin aus Ennetbaden allgegenwärtig. Mit der Frauengruppe «Härz», die letztes Jahr entstand, brachte sie im Juni die erste CD heraus. Die Gruppe, bestehend aus sechs Müttern aus der ganzen Deutschschweiz, singt Lieder aus dem Leben auf Mundart. Innerhalb kürzester Zeit wurden 10 000 CDs verkauft. Ausserdem leitet Lehmann einen Kinderchor in Ennetbaden, gibt Gesangsunterricht und tritt Solo auf.
Cathryn Lehmann kam nicht zur Musik, sie war einfach immer da: «Meine Mutter sagt immer, ich sang, bevor ich sprechen konnte.» Doch bevor sie wusste, dass das Singen ihr Lebensweg sein sollte, verging Zeit: «Ich spielte lange Gitarre, hatte fast 16 Jahre Unterricht, doch irgendwie war es immer ein Kampf, in die Lektionen zu gehen.» Doch sie ging hin, weil die Musik eben doch wichtig war in ihrem Leben. Dann kam der Aha-Moment: Lehmann, aufgewachsen in Staufen, besuchte die Kanti in Wettingen und wurde dort Backgroundsängerin einer Band. Von da an war ihr klar: Singen ist das, was sie machen will.
Sie gründete Bands und war Teil von Bands, meistens alles gleichzeitig. Währenddessen schloss sie die Ausbildung zur Kindergärtnerin ab. Nach sieben Jahren in diesem Beruf entschied sie mit 29 Jahren, alles auf die Karte Musik zu setzen. «Musik war für mich schon immer mehr als nur ein Hobby. Als ich merkte, dass es mir montags immer schwerer fiel, als Kindergärtnerin arbeiten zu gehen, war es Zeit, die Musik zu meinem Beruf zu machen.»
Sie flog nach Amerika und besuchte in Los Angeles das Musicians Institute, eine berufsbildende Musikschule. «Ich wollte eine professionelle Meinung über meine Gesangskünste. Wenn sie gesagt hätten: Tönt nett, aber geh lieber zurück zu den Kindergartenkindern, dann wärs das wohl gewesen.» Das Gegenteil war der Fall: Lehmann wurde von allen Seiten gelobt. Nach knapp einem Jahr kehrte sie zurück in die Schweiz und fing an, Gesangsunterricht zu geben. «Damals gab es fast nur klassischen Gesangsunterricht. Ich unterrichtete aber Pop, das kam sehr gut an.»
Dann wurde sie Backgroundsängerin von Seven. Die ersten sechs Jahre seines Werdegangs war Lehmann mit dabei. «Es war eine wahnsinnig tolle Zeit, aber auch anstrengend», sagt sie. In dieser Zeit wurde sie Mutter. Paula ist jetzt 14, Timo wird bald zwölf. Sie hatte keine Zweitbesetzung, wenn ein Konzert anstand, musste sie einfach Zeit haben. Nach dieser Zeit unterrichtete sie sieben Jahre lang Sologesang an einer Musikschule. Letztes Jahr kündigte sie. «Das war zwar eine Sicherheit, die ich hatte, aber ich entschloss mich, mich voll und ganz auf meine Musik zu konzentrieren.»
Lehmann hat es nie bereut, auf die Musik gesetzt zu haben, auch wenn es schwierige Zeiten gab. «Es war nicht immer einfach und gerade, wenn es um eigene Songs ging, war es manchmal richtig hart, wenn es nicht so lief wie ich erhoffte.» Doch das Durchhalten war es wert: «Seit diesem Jahr kann ich die Früchte ernten, für all die Jahre. «Härz» ist eine einmalige Chance und auch sonst erhalte ich immer wieder sehr spannende Anfragen.» Wie eben zum Beispiel zur «Rock & Blues Cruise».
Mit «Härz» singt Lehmann das erste Mal auf Mundart. «Bis anhin war für mich eigentlich immer Englisch meine Gesangs-Sprache. Ich habe auch fast alle meine Songs auf Englisch verfasst. Aber an Konzerten merke ich schon, dass das Publikum anders reagiert, wenn ich auf Mundart singe. Alle verstehen, was ich sagen will, es berührt die Menschen mehr.» Das spezielle an «Härz»: Jeder Song wurde auf ein Bandmitglied angepasst — inklusive Dialekt. Die Strophen werden vom jeweiligen Bandmitglied gesungen, der Refrain von der ganzen Gruppe. Lehmann findet das wichtig: «Die Sprache ist für mich ein Teil der Musik. Ein Lied kann in einem anderen Dialekt völlig anders wirken.» Die sechs Mütter wurden alle vom Produzenten Georg Schlunegger ausgewählt und angefragt. Und das funktioniert gut. Nicht nur auf, sondern auch neben der Bühne: «Die Frauen sind mir alle innert kürzester Zeit ans Herz gewachsen.»
Musik ist im Hause Lehmann allgegenwärtig. Der Ehemann ist, neben seinem Fahrlehrerjob, ein versierter Gitarrist, die Tochter singt und der Sohn spielt E-Gitarre. Was würde Lehmann sagen, wenn die Kinder Musiker werden wollen? «Eine Ausbildung zu absolvieren fände ich schon wichtig. Das Musikbusiness ist hart, der Markt in der Schweiz begrenzt. Aber was soll ich sagen? Wenn es ihre Passion ist, stehe ich voll dahinter.»