Rudern
Entbehrungen lohnten sich: Daniel Wiederkehr an Olympia in Rio dabei

Ruderer Daniel Wiederkehr hat sich nach einer langen Durststrecke mit der Olympia-Teilnahme belohnt. Dort will er um die Medaillen mitrudern.

Fabio Baranzini
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Daniel Wiederkehr (Mitte) wurde für seine Geduld belohnt: Der Athlet vom Ruderclub Baden ist im kommenden Jahr an den Olympischen Spielen am Start.

Daniel Wiederkehr (Mitte) wurde für seine Geduld belohnt: Der Athlet vom Ruderclub Baden ist im kommenden Jahr an den Olympischen Spielen am Start.

Detlev Seyb

Vor gut drei Jahren hat sich Daniel Wiederkehr zum Ziel gesetzt, an den Olympischen Spielen in Rio 2016 an den Start zu gehen. Zwei Bootsklassen kommen dafür infrage: Der Leichtgewichts-Vierer ohne Steuermann und der Doppelzweier. In beiden Booten war die Konkurrenz zum damaligen Zeitpunkt sehr gross und Wiederkehr musste sich mit der Rolle des Ersatzmannes abfinden. Und das drei Jahre lang.

Dank Hilfe von Eltern und des Ruderclubs

In dieser Zeit trainierte Wiederkehr weit mehr als zwanzig Stunden pro Woche, ordnete seinem Olympia-Traum alles unter. Der Badener machte grosse Fortschritte und kam der nationalen Spitze immer näher. Doch bei den wichtigen Rennen war er stets zum Zuschauen verdammt. «Ich war immer dabei und stand bereit, für den Fall, dass man mich gebraucht hätte. Soweit kam es aber nicht», blickt Wiederkehr zurück. Kamen ihm nie Zweifel oder allenfalls gar Rücktrittsgedanken? «Ich habe mir 2012 in den Kopf gesetzt, dass ich bis 2016 rudern werde – egal was passiert. Aber es war teilweise schon sehr hart und ohne die Unterstützung meiner Eltern, des Ruderclubs Baden und seit diesem Jahr auch der Schweizer Sporthilfe hätte ich es nicht geschafft», gibt Wiederkehr zu.

Drei Trainings pro Tag

Zu Beginn dieser Saison wurden unter dem neuen Nationaltrainer Ian Wright die Bootsbesetzungen neu verteilt. Der erfolgreiche Leichtgewichts-Vierer, der an der Olympiade in London mit Rang fünf überzeugte, ging nach drei Jahren Unterbruch wieder in der altbewährten Formation an den Start. So wurde plötzlich ein Platz im Doppelzweier an der Seite des Luzerners Michael Schmid frei. Und diesen Platz hat sich Daniel Wiederkehr ergattert.

Im März begann das Duo Wiederkehr/Schmid mit höchster Intensität auf die Olympia Qualifikation hinzuarbeiten. Fünf Tage pro Woche trainierten die beiden in Sarnen, wo der nationale Ruderstützpunkt liegt. Täglich standen drei Einheiten auf dem Programm. 30 Trainingsstunden pro Woche waren keine Seltenheit. Doch dann kam im Mai – eine Woche vor der EM – die Hiobsbotschaft: Michael Schmid brach sich bei einem Fahrradunfall die Hand und musste sechs Wochen pausieren. Die Olympiaqualifikation stand auf der Kippe. «Die Teilnahme in Rio war ohnehin ein Poker, da uns auch ohne die Verletzung von Michael nicht viel Zeit geblieben wäre, aber unter diesen Umständen wurde es noch schwieriger», so Wiederkehr.

A-Final ist das Ziel

Beim Weltcup in Luzern gaben die beiden ihr Comeback und belegten den 15. Rang. Dieser Platz hätte zwei Monate später an der WM nicht für die Olympia-Qualifikation gereicht. Dafür musste ein Top-11-Ergebnis her. «Wir haben sieben Wochen voll durchtrainiert und alles unternommen, um die vier Plätze aufzuholen», sagt Wiederkehr. Mit Erfolg: An der WM holten Wiederkehr/Schmid den 10. Platz. Eine grosse Genugtuung für Daniel Wiederkehr, der für seine vielen Entbehrungen und seine drei Jahre als Ersatzmann belohnt wurde.

Nach dieser turbulenten, aber erfolgreichen Saison sind für den 26-Jährigen Ferien angesagt. Erst Mitte Oktober starten die Vorbereitungen für Rio. Und dafür wird er sein Studium zum Wirtschaftsingenieur an der Fachhochschule Windisch, das er bisher neben dem Rudersport absolviert hatte, auf Eis legen. «Im Jahr vor Olympia möchte ich mich voll und ganz auf den Rudersport konzentrieren», begründet er den Entscheid. Schliesslich will Daniel Wiederkehr in Rio nicht einfach nur am Start stehen, sondern vorne mitmischen. «Ein Platz im A-Final, also den Top 6, ist unser Ziel.»