Neuenhof
«Entscheide bringen auch mal Verlierer»: Gemeinderats-Kandidat Christoph Güdel im Interview

Sieben Kandidaten für zwei freie Gemeinderatssitze in Neuenhof: Wer sind sie? 4. Folge: Christoph Güdel (Grüne).

Martin Rupf
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Christoph Güdel will Gemeinderat von Neuenhof werden.

Christoph Güdel will Gemeinderat von Neuenhof werden.

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Nach dem Rücktritt von Susanne Voser als Gemeindeammann und Andreas Muff als Gemeinderat sind am 9. Februar in Neuenhof zwei Gemeinderatssitze zu besetzen. Sieben Kandidaten stellen sich zur Wahl. Wir stellen Ihnen die Kandidaten mit einem identischen (von allen bereits beantworteten) Fragekatalog vor. 4. Teil: Christoph Güdel (Grüne).

Wieso wollen Sie Gemeinderat von Neuenhof werden?

Neuenhof habe ich seit meinem Zuzug sehr positiv erlebt: Es ist eine Agglomerationsgemeinde mit einem dörflichen Kern, der von bäurischer Vergangenheit zeugt, und spannenden modernen Bauten wie der Webermühle, die schon früh für eine verdichtete Form des Wohnens gestanden haben. Bei der Weiterentwicklung von Neuenhof als attraktiven Wohnort dabei zu sein, reizt mich sehr. Als Grüner setze ich mich für den Umweltschutz und eine starke Gemeinschaft ein.

Wieso sind Sie geeignet für dieses Amt?

Ich würde mich als reflektierten Menschen bezeichnen und bin mir bewusst, dass Entscheide manchmal auch Verlierer mit sich bringen; ich bin sicher niemand, der vorlaut daherredet und überall dreinschiesst. Aber ich vertrete meine Standpunkte, auch solche, die auch Visionen zulassen. Als Lehrer habe ich viel mit Menschen zu tun und weiss, wie wichtig in einer Gemeinschaft das Verhältnis zwischen den Kommunikationspartner*innen und die Klarheit der Botschaft ist.

Ihr Kommentar zum Rücktritt von Ammann Susanne Voser. Haben Sie den kommen sehen?

Der Rücktritt der Frau Gemeindeammann kam für mich unerwartet: Ich habe Frau Voser immer als eine besonnene Politikerin mit positiver Ausstrahlung wahrgenommen. Sie hatte ja noch vieles vor und war im Bestreben, Neuenhof stetig weiterzubringen. Ich denke, ihr Wille und ihre Taten verdienen unsere Achtung.

Steckbrief

Christoph Güdel (34) hat in Basel Germanistik studiert (BA) und an der FHNW die Sekundarlehrerausbildung absolviert. Aufgewachsen in Oberrohrdorf, wohnt er seit 2015 in der Webermühle und arbeitet im Kanton Zürich. Seit seiner Volljährigkeit politisiert er bei den Grünen. Hobbys: Lesen und diskutieren, gutes Essen und Trinken. (az)

Ihre grösste Stärke, Ihre grösste Schwäche?

Zu meinen grössten Stärken zähle ich den Sinn für die Sprache: Wie wir etwas schreiben, sagen, planen, hat viel damit zu tun, wie gut die Dinge in unserem Leben herauskommen. Das ist in der Politik nicht anders: Ich will nebst der pragmatischen Verwaltung des Amtes dafür einstehen, dass wir motiviert in die Zukunft gehen. Was mir etwas abgeht, ist der Sinn für Selbstvermarktung. Das braucht man als Politiker natürlich. Und privat bin ich eher der Geniesser als der Sportler.

Begrüssen Sie die geplante Weiterführung der Limmattalbahn durch die Gemeinde Neuenhof?

Ja, unbedingt. Die LTB ist Teil des künftigen ÖV-Netzes und wir können erst abschätzen, welche Bedeutung sie einst haben wird. Zusätzliche ÖV-Kapazität kann nie schaden. Kritisch betrachte ich dagegen Verkehrsprojekte, welche die Kapazitäten auf der Strasse erhöhen wollen, wie dies im Projekt «Oase» angedacht ist. Als kantonales Projekt wird die LTB zudem grösstenteils auch kantonal finanziert werden, also heisst es, bloss nicht den Anschluss verpassen.

Heute leben rund 8500 Menschen in Neuenhof. Bis 2030 sollen es über 10'000 sein. Begrüssen Sie diese Entwicklung?

Ja. Man kann beim Bevölkerungswachstum in der Schweiz natürlich geteilter Meinung sein, aber Fakt ist, die Bevölkerung nimmt laufend zu. Und da finde ich es wichtig, dass wir in Gegenden, wo wirtschaftlich die Post abgeht, tatsächlich einen urbanen Raum schaffen. Neuenhof befindet sich arbeitsplatztechnisch im Grossraum Zürich, sodass es Sinn macht, dass wir wachsen und nicht die Gemeinden fernab auf grüner Flur.

Soll sich Neuenhof in naher Zukunft mit umliegenden Gemeinden zusammenschliessen. Wenn ja, mit welchen.

Mit Baden. So kann man Synergien noch stärker nutzen und auch zusätzliches Potenzial freisetzen. Eine grössere Stadt packt Sachen stärker an. Neuenhof muss in seiner Grösse auch keine Angst haben, zum reinen Aussenquartier abzusteigen. Mental ist für viele Neuenhofer*innen ihr Dorf ja längst in der Stadt eingemeindet.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen in Neuenhof?

Die Finanzen stellen klar eine Herausforderung dar. In Neuenhof ist dies auch kein hohles Geschwätz, sondern Realität. Es gilt also, dass wir uns als Gemeinde auch anderweitig definieren als nur über den Steuerfuss, ohne dabei allerdings grössere Zusatzkosten zu verursachen.