Baden
Er kam als Flüchtling in die Schweiz: Baden wäre heute ohne ihn ein Stück ärmer

Sein Freundeskreis hat dem Künstler Attila Herendi im Stadthaus von Baden einen herzlichen Empfang zum 80. Geburtstag bereitet. Das Original war jedoch nicht immer eines: Vor 60 Jahren kam er als politischer Flüchtling in die Schweiz.

Roman Huber
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Attila Herendi, Künstler des Herzens.

Attila Herendi, Künstler des Herzens.

Roman Huber

Es war trotz Sonntag ein grosser und illustrer Kreis – fast zu gross und überwältigend für den Jubilar selber –, der es sich gestern nicht nehmen liess und dem Badener Künstler und Stadtoriginal Attila Herendi im Stadthaus zum 80. Geburtstag gratulierte.

Dass sein runder Geburtstag in eine Zeit fällt, in der die Flüchtlingsströme aus Syrien und von anderswo die Medien und Menschen täglich beschäftigen, hat Symbolcharakter.

Stadtammann Geri Müller erinnerte, dass dieser Attila Herendi vor knapp 60 Jahren als ungarischer Flüchtling in die Schweiz nach Baden gefunden hat und dort ein wesentlicher kultureller und gesellschaftlicher Teil dieser Stadt geworden ist.

Als «Maler für Allerlei, manchmal für Kunst» (Selbstbeschreibung) machte sich Herendi einen Namen. Doch vielmehr hat er dies als Mensch getan, dessen Menschenfreundlichkeit und Wärme bei der Begegnung auf der Strasse, im Gespräch, oder auch in der Diskussion mit ihm über das politische Geschehen in der Welt, spürbar wird, was ihn so in Baden so einmalig macht.

Wohl deswegen hat der «geborene Ungar, sozialistische Realist oder realistische Sozialist», als das er sich jeweils bezeichnet, Menschen mit Herz gesucht und sie in unnachahmlicher Authentizität porträtiert.

Seine berührend nahen Porträts von Annarosa Giacomelli, einst Partisanin, dann Emigrantin und Wirtin im Restaurant Kreuzliberg, und daneben von Franka Donelli, der legendären Serviertochter (die Gemälde hängen derzeit im Stadthaus), sind Beweise dieser Kunst, wie Attila Herendi seine Mitmenschen zu erspüren vermochte. Ergänzend dazu zeichnete er mit kunstvoller Schrift die Worte auf, die sein Herz sprach. Zusammen mit seiner Frau Helen genoss Attila die stille Ehrung.