Baden
Er sieht die Schönheit im Banalen

Andy Wildi kommt für neue Ausstellung in der Galerie anixis in seine alte Heimat zurück.

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Vor 33 Jahren verliess der Künstler Andy Wildi seine Heimatstadt Baden und zog gen Süden ins Tessin. Nun ist er für eine Ausstellung zurück. Alex Spichale

Vor 33 Jahren verliess der Künstler Andy Wildi seine Heimatstadt Baden und zog gen Süden ins Tessin. Nun ist er für eine Ausstellung zurück. Alex Spichale

Alex Spichale

Zwei Haarföhne, «Schüfeli und Bäseli» oder ein parkierter Jeep neben einem Leuchtturm: Andy Wildi kürt in seinen realistischen Bildern Alltägliches zum Motiv und verleiht sogar einer Metzgerei mit ihrer Fleischauslage im Schaufenster eine eigenwillige malerische Schönheit. Menschen sind auch auf seinen neusten Acrylwerken, die er zurzeit in der Badener Galerie anixis präsentiert, nie sichtbar. Aber sie hinterlassen Spuren. Die Tafel mit den Angeboten des Tages neben der Metzgerei, das an die Wand gelehnte Fahrrad oder ein aufgespannter Sonnenschirm weisen auf ihre Existenz hin.

«Ein Mensch im Bild dominiert sofort. Ich will aber den Fokus auf das Unauffällige richten. Die Patina einer Hausmauer beispielsweise oder einen banalen Gegenstand, wie eben den Föhn», meint Wildi. Humor ist ein wichtiges Element in Wildis Oeuvre. Da zieht ein Elefant mit Affe auf dem Kopf gemächlich den Zirkuswagen, ein Vogel Strauss rennt hektisch nebenher. Der Kreative erteilt sich strenge Auflagen, was Perspektive, Proportionen und Farbverteilung angeht und macht immer eine Skizze, bevor er sich an die Leinwand setzt.

Die flirrende Sommerhitze ist in vielen Gemälden fast körperlich spürbar. Wildi zieht es ganz klar gen Süden. Deshalb verliess er vor 33 Jahren seine Heimatstadt Baden und zog mit Frau Helena Zaugg Wildi ins Tessiner Dorf Novaggio. Dort sitzt er Tag für Tag in seinem Atelier und malt oder schreibt (im Januar 2017 erscheint sein zweites Buch «Der grosse Magier»). «Ich bin ein introvertierter Mensch und liebe die Einsamkeit», gesteht er. Schon als Bub wusste der heute 67-Jährige, dass er einmal Maler werden will. Nach seiner Ausbildung an der Schule für Gestaltung und Kunst in Zürich hielt er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, um seiner Leidenschaft zu frönen. Seit 30 Jahren kann Wildi von seinem kreativen Beruf leben und bezeichnet das als «enormes Glück».

In Baden hinterliess er Spuren

Stets schlummert ein wenig die Angst in ihm, dass irgendwann die Ideen für neue Motive ausgehen. «Ich habe bisher ungefähr tausend Bilder geschaffen und manchmal das Gefühl, schon fast alles gemalt zu haben», sinniert er – und macht doch immer weiter.

In Baden hinterliess er bleibende Spuren, sei es mit der Deckenmalerei «Amtsschimmel» im Amtshaus, dem fliegenden Haus auf einer Fassade in der Wettinger Bahnhofstrasse oder dem 3-Meter-Farbstift aus Holz, der in der Badener Bezirksschule hängt. An seine frühen Jahre in der Limmatstadt hat er gute Erinnerungen. «Ich gestaltete Bühnenbilder fürs ‹Claque› und verschiedene Badenfahrten», blickt er zurück.

In der Galerie anixis präsentiert sich Wildi in einer Doppelausstellung mit seinem Tessiner Kollegen Lorenzo Cambin. Dessen filigrane kinetische Skulpturen mit Elementen, die schwingen wie Halme im Windhauch, setzen einen guten Kontrast zu Wildis realistischem Stil.

Ausstellung von Andy Wildi: Zusammen mit Lorenzo Cambin; bis 11. Dezember; Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr und Sa, 14 bis 18 Uhr. Nächste Anlässe: mediterranean music festival mit En Chordais (GR), So, 13. November, 18 Uhr; Begegnung mit den Kunstschaffenden, So, 20. November, 14 bis 17 Uhr. Galerie anixis, Oberstadtstrasse 10 in Baden.