Papa Moll ist eigentlich ein Badener, bisher waren die Bad Zurzacher aber geschickter in der Vermarktung. Das könnte sich ändern: In den Plänen zum Sekundarstufenzentrum Burghalde steckt eine Hommage an seine Schöpferin Edith Oppenheim.
Papa Moll erlebt gerade einen Höhenflug. Die Comicfigur der Zeichnerin Edith Oppenheim-Jonas ist beliebter denn je. Kurz vor Weihnachten läuft der Spielfilm in den Schweizer Kinos an, letzte Woche erschien der 30. Band der Comicserie: «Papa Moll und der fliegende Hund». Der Kurort Bad Zurzach vermarktet sich schon seit 2010 als Papa-Moll-Land – inklusive Papa-Moll-Bad, Papa-Moll-Minigolf und Papa-Moll-Weg, der Anfang Oktober eröffnet wurde.
Eigentlich ist Moll aber Badener. Seine Schöpferin Edith Oppenheim (1907–2001) verbrachte fast ihr ganzes Leben in Baden. Sie kam als Kind mit ihrer Familie aus Deutschland hierher, weil ihr Vater als Ingenieur eine Stelle bei BBC fand. In der Vermarktung von Papa Moll als Werbeträger waren die Bad Zurzacher bisher aber schlicht geschickter als die Badener.
Jetzt könnte die Stadt Baden dem Flecken bald Konkurrenz machen. Auf den Plänen für das geplante Sekundarstufenzentrum Burghalde, über welches das Badener Stimmvolk Ende November abstimmt, ist nämlich ein Papa-Moll-Platz eingezeichnet.
Edith Oppenheim lebte mit ihrer Familie an der Burghaldenstrasse, von der Stadt konnte sie in den Fünfzigerjahren den nahen Pavillon der Villa Burghalde mieten. Oppenheim nutzte ihn als Atelier, hier entstanden zahlreiche Papa-Moll-Zeichnungen.
In den Plänen zum Sekundarstufenzentrum taucht nun erstmals eine kleine Hommage an die Künstlerin in ihrer Heimatstadt auf. «Noch ist der ‹Papa-Moll-Platz› nur ein Arbeitstitel», sagt Julius Schulz, Projektleiter der städtischen Abteilung Planung und Bau.
Falls der Baukredit angenommen würde, könne es aber durchaus sein, dass der Platz beim Atelier später einmal so heisse. Zurzeit diene der Name vor allem der leichteren Orientierung zwischen Architekten und Landschaftsarchitekten. Das Atelier mietet heute Oppenheims Sohn Roy Oppenheim. Er nutzt es als Archiv für Gemälde, Zeichnungen und Schriften aus dem Nachlass seiner Mutter.
Oppenheim und seine Frau Rachela würden sich freuen, gäbe es in Baden bald einen Papa-Moll-Platz: «Die Ausstellung im Historischen Museum in Baden zum 100. Geburtstag meiner Mutter 2007 war sehr gut besucht», sagt Roy Oppenheim. «Es wäre an der Zeit, dass es auch in Baden einen nachhaltigen Ort der Erinnerung gäbe.»
Bevor Edith Oppenheim das Atelier von der Stadt Baden mieten konnte, diente es zeitweise als Trafohäuschen. Davon zeugen bis heute drei zugemauerte Fenster. Ursprünglich wurde der Pavillon aber als Gartenhaus in der prächtigen Parkanlage der Villa Burghalde erstellt. Die Villa entwarf das Architekturbüro Curjel & Moser 1904 für Ingenieur Conrad Baumann-Stokar, Schwager von BBC-Gründer Walter Boveri.
Die Entwürfe für die Parkanlage mitten in den Badener Rebbergen stammten vom belgischen Gartenarchitekten Evariste Mertens. Der Pavillon mit Ausblick über die Stadt und das Limmattal wurde auf einer der hohen Mauern im Terrassengarten im selben neobarocken Stil erbaut wie die Villa Burghalde. 1929 kaufte die Stadt Baden die Villa, heute dient sie als Musikschule.
Falls das Badener Stimmvolk am 26. November Ja sagt zum Baukredit für das neue Sekundarstufenzentrum, könnte Baden endlich einen eigenen Erinnerungsort an die Papa-Moll-Erfinderin Edith Oppenheim bekommen.