Der Aargauer Fahrlehrerverband kritisiert die Wahl des besten Fahrlehrers und falsche Erfolgsquoten. Die Wahl sei nicht repräsentativ.
Der «Superfahrlehrer» erhitzt selbst Wochen nach der Berichterstattung die Gemüter. So steht Roger Wintsch, Präsident ad interim des Aargauer Fahrlehrerverbands (AFV), dem Vorgang des Wettbewerbes skeptisch gegenüber. Er kritisiert die Wahl des Superfahrlehrers allgemein. Da diese auf einer Online-Plattform stattgefunden habe, sei sie nicht repräsentativ. Denn: «Fahrlehrer, die ihre Schüler nicht zur Teilnahme motivieren, finden in dieser Wahl schlicht und einfach nicht statt.»
Wintsch stört sich vor allem an einem: «Es gibt Billigfahrschulen, die ihre Fahrschüler schon beinahe penetrant um eine Rückmeldung auf einer solchen Plattform bitten.» Nicht nur das: Es sei dem AFV zu Ohren gekommen, dass einige Fahrlehrer auch noch Wochen oder gar Monate nach der praktischen Prüfung darauf bestehen würden, dass ihre Schüler ihre Stimmen abgeben. Es kursieren zudem noch heftigere Gerüchte, dass es Berufskollegen gäbe, die eine Rückmeldung finanziell honorieren würden.
Zu den sehr günstigen Lektionen, wie sie in Baden etwa die Fahrschule Florin anbietet, sagt Wintsch: «Fahrlehrer, die so günstige Stunden anbieten, müssen bis zu 30 Prozent mehr Lektionen anbieten als seriös kalkulierende Berufskollegen.» Nur so könnten sie ein gleiches Lohnniveau erreichen.
Wintsch meint zwar, dass billig nicht immer schlecht sein müsse, es jedoch oft einen Haken gebe bei Dumping-Preisen: «Es gibt Fahrschulen, bei denen die Fahrlehrer pro Lektion beispielsweise nur 13 Kilometer fahren dürfen.» Jeder zusätzlich zurückgelegte Kilometer werde dem Fahrlehrer vom Lohn abgezogen. Wintsch erklärt: «Bei dieser Taktik wird den Schülern viel und oft erklärt.» Ob man dabei noch von einer Fahrschule sprechen könne, wenn gezwungenermassen wenig Auto gefahren werde, sei fraglich. Solche Abmachungen würden aber natürlich nicht in einem Arbeitsvertrag auftauchen.
Fallen die Schüler einer Fahrschule aufgrund eines solchen Vorgehens vermehrt bei der Fahrprüfung durch, muss die Schule andere Anreize schaffen. Zum Beispiel über den Preis. So kann es Wintschs Meinung nach gut sein, dass eine schlechte Erfolgsquote ein Grund für günstige Preise sei.
Was bekannt gegebene Erfolgsquoten angeht, rät auch Wintsch zur Vorsicht. Auf die Frage, wieso Billigfahrschulen denn nicht schlechtere Quoten als teurere Anbieter haben, antwortet er: «Diese von den Fahrschulen kommunizierte Erfolgsquote wird von offizieller Stelle aus Gründen des Datenschutzes nicht kommentiert.» Ob die Quoten also bei allen Fahrschulen stimmen, können die Fahrschüler nicht überprüfen.
Roger Wintsch appelliert an die Fahrschüler, bei der Auswahl der Fahrschule sorgfältig zu sein, denn: «Mit einer missglückten Fahrausbildung müssen die betroffenen Schüler unter Umständen über Gebühr Glück haben, dass sie gesund nach Hause kommen.»