Die Wettinger Politik hat aufregende Monate hinter sich. Nachdem Markus Haas (FDP) im Herbst nicht wiedergewählt wurde, hat er es nun zurück in den Gemeinderat geschafft. Damit bleibt die Zusammensetzung gleich wie die vergangenen vier Jahre. Wo die Wettinger Parteien Verbesserungspotenzial sehen.
Am Sonntag wurde Markus Haas (FDP) deutlich zurück in den Wettinger Gemeinderat gewählt, mit mehr als 2000 Stimmen Vorsprung auf Konkurrent Markus Bader. Dass es für den langjährigen SVP-Einwohnerrat gegen den bis Ende Jahr amtierenden Gemeinderat Haas schwierig würde, war klar. Alle Parteien ausser der SVP standen hinter Haas.
Dass er so klar gewählt wurde, überraschte die Ortsparteien dennoch. Auch seine Hauspartei, die FDP. Seine Wahl habe sich abgezeichnet, «aber nicht in dieser Deutlichkeit», sagt Präsident Simon Burkart. Er habe dies mehr als verdient, vor allem wegen seines Leistungsausweises im Ressort Soziales. Haas, der selten so im Rampenlicht stand wie in den vergangenen Wochen, könne sich nun hoffentlich in aller Ruhe wieder auf sein Ressort konzentrieren, sagt Burkart.
Für die FDP hat sich mit der Wahl nun doch noch der Wunsch erfüllt, den sie bereits vor den Gesamterneuerungswahlen im Herbst äusserte: dass der Gemeinderat in der gleichen Zusammensetzung weiterarbeiten kann.
Fast alle von der AZ angefragten Parteien sehen aber Verbesserungspotenzial bei der Kommunikation des neuen alten Gemeinderats. Burkart genauso wie Jürg Baumann, Ortsparteipräsident der SVP, für die das Wahlergebnis keine allzu grosse Überraschung gewesen sei. «Durch die offiziellen Statements der anderen Parteien war anzunehmen, dass er gewählt wird», sagt Baumann. Für ihn ist klar, dass die Wählerinnen und Wähler an den Erneuerungswahlen ein Zeichen setzen wollten, weil sie mit der Wettinger Politik nicht einverstanden waren.
Baumann hofft, dass der Gemeinderat dieses Zeichen aufnimmt und von nun an zum Beispiel den Einwohnerrat frühzeitig informiere und keine Schnellschüsse mehr mache, die nur wenig Zeit lassen, sich intensiv mit einem wichtigen Geschäft zu befassen.
Die Mitte CVP wünscht sich eine offenere Kommunikation. «Damit es weniger Missverständnisse gibt», so Präsidentin Ursi Depentor. Von der Bevölkerung erwartet sie im Gegenzug, dass Infoabende der Gemeinde auch besucht werden. Und dass sich die Menschen zuerst näher informieren, «bevor man ausruft». Der Rechenschaftsbericht etwa sei öffentlich zugänglich.
Sie will nun die vergangenen, aufreibenden Monate abhaken und freut sich darauf, dass wieder Ruhe einkehren kann. Das Wahlresultat sei für die Mitte ein «schönes Zeichen aus der Bevölkerung». Auch die SP ist froh um dieses deutliche Signal: «Das zeigt uns, dass Konstanz gewünscht und gefordert ist», sagt Co-Parteipräsident Christian Oberholzer. Er hat an der Arbeit des Gemeinderats der vergangenen vier Jahre nichts auszusetzen, «aber was man so liest und hört, dann gibt es offensichtlich bei der Kommunikation Verbesserungsbedarf», sagt er. Wahrscheinlich sei das bei der SP weniger ein Problem, weil sie im Gemeinderat – gleich wie die Mitte CVP und nun auch wieder die FDP – mit zwei Mitgliedern vertreten ist und sie sich in der Regel gut informiert fühlen. «Für mich ist es auch eine Holschuld», sagt er.
Für GLP-Ortsparteipräsident Orun Palit ist es auch die Kommunikation mit den Parteien, die verbessert werden muss, im Speziellen mit jenen, die nicht im Gemeinderat vertreten sind. Dass eine SVP als zweitgrösste Partei Wettingens weiterhin nicht im siebenköpfigen Gemeinderat vertreten ist, findet er auf lange Sicht zwar schlecht für die hiesige Demokratie. Dennoch hat sich mit der Wahl von Haas auch der Wunsch seiner Partei erfüllt, die ihn ebenfalls zur Wiederwahl empfohlen hat. Dies auch zur Überraschung von Haas selbst. Dieser sei ihnen aber näher als ein Bader und habe am Hearing zum Beispiel versprochen, an Fraktionssitzungen der GLP teilzunehmen, wenn dies gewünscht ist. «Wir schätzen das sehr und haben auch das Gefühl, dass er einiges in Angriff nehmen will, damit nicht alles beim Alten bleibt.» Man werde nun sehen, ob den Worten auch Taten folgen werden.