Killwangen
Es regt sich nun Widerstand gegen den neuen Pétanque-Platz

Die Gemeinde plant eine Pétanque-Anlage für den Verein und die Generation «Silber». Doch nun werden kritische Stimmen laut.

Sabina Galbiati
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«Beim Projekt handelt es sich um einen generationsübergreifenden Begegnungsort», sagt der zuständige Gemeinderat Patrick Bellini (CVP).

«Beim Projekt handelt es sich um einen generationsübergreifenden Begegnungsort», sagt der zuständige Gemeinderat Patrick Bellini (CVP).

archiv/Olivier Messerli

Im Vorfeld der Killwanger Gemeindeversammlung vom kommenden Mittwoch gibt derzeit vor allem ein Traktandum zu reden: «Begegnungsort ‹Silber›, Realisierung Projekt Pétanque-Infrastruktur». Der Gemeinderat unterbreitet der Versammlung einen Kreditantrag mit einem Bruttobetrag von 146 900 Franken.

Damit soll auf dem Ackerland neben der Spielwiese bei der Schulanlage Zelgli eine neue, öffentliche Pétanque-Anlage mit acht Bahnen und einer Beleuchtungsanlage erstellt werden. Sie wird die alte Anlage, die lediglich drei Bahnen hat, ersetzen. «Die alte Anlage reicht für den Verein ‹Pétanque Freunde Killwangen› (PFK) mit seinen 47 Mitgliedern nicht mehr aus, um ihren Sport auszuüben oder Turniere durchzuführen», heisst es in der Vorlage.

Dort steht weiter: «Die primäre Nutzung der Anlage obliegt dem PFK-Verein. In Abstimmung mit dem Verein kann die Infrastruktur über die Gemeinde durch Dritte genutzt werden.» Der Pétanque-Verein finanziert zusätzlich ein Clubhäuschen sowie einen Materialraum in Form von Container-Anlagen mit 26 500 Franken.

Das Projekt «Silber», dessen Name auf die Generation 50+ anspielt, bei der die Sportart beliebt sei, wurde vergangene Woche an einer Infoveranstaltung den Stimmbürgern vorgestellt. Spätestens seit dem Anlass wurde Kritik laut am Projekt. Gar nicht einverstanden mit der Vorlage ist unter anderem der Killwanger Peter Koch, der sich bereits an der Veranstaltung kritisch äusserte.

Gegenüber dem «Badener Tagblatt» sagt er: «Dass der Gemeinde mit einem Kreditantrag von 146 900 Franken die Infrastruktur für einen privaten Verein aufgebürdet werden soll, finde ich eine Frechheit.» Es sei eine Verschwendung von Steuergeldern, die besser zur Tilgung der Gemeindeschulden und für dringende Strassensanierungen verwendet würden. Er schlägt vor, «die alte Anlage am bestehenden Standort um ein bis zwei Bahnen zu erweitern», zumal die neue Anlage auch ein Verschleiss von Kulturland sei.

«Beleuchtung braucht es nicht»

Ein weiterer Kritikpunkt, den Koch ins Feld führt, ist die Beleuchtungsanlage: «Für diesen Sport braucht es keine Beleuchtung, da er tagsüber und eher in den Sommermonaten, wenn es ohnehin länger hell ist, gespielt wird.» Und schliesslich würden nur 35 der 47 Vereinsmitglieder aus Killwangen kommen.

Der zuständige Gemeinderat Patrick Bellini (CVP) weist die Kritik zurück, wonach die Pétanque-Anlage nur dem Verein zugutekomme. Beim Projekt handle es sich um einen generationsübergreifenden Begegnungsort. «Die Kiesfläche, auf der die acht Pétanque-Bahnen situiert werden, lässt sich für verschiedenste Anlässe nutzen, denn die Bahnen sind durch Spannseile voneinander abgetrennt.» Entferne man diese, so entstehe eine Fläche, auf der im Sommer beispielsweise der Schülermittagstisch stattfinden oder der Elternverein einen Spielnachmittag organisieren könne.

«Sicher steht die Nutzung durch den Pétanque-Verein im Fokus, jedoch ist es ein erklärtes Ziel des Gemeinderats, die Vereine von Killwangen zu fördern und zu unterstützen», sagt Bellini. Dass nur 35 Mitglieder aus Killwangen kommen, schmälere die Berechtigung nicht. «Schliesslich benützen beispielsweise unsere Fussballer auch Spreitenbacher Sportplätze.»

«Beleuchtung gehört dazu»

Weiter sei die Idee, dass je nach Nutzung dieser Begegnungsort erweitert werden könne. «Als Vision ist ein Sitzplatz mit Tischen und einem Sonnensegel angedacht.» Dies werde jedoch erst realisiert, wenn die Bevölkerung den Platz regelmässig nutze. Was die Beleuchtung betrifft, so gehöre diese mit Kosten von 10 000 bis 15 000 Franken zum Gesamtkonzept.

«Wenn man den Platz für Anlässe nutzen möchte, insbesondere in den Übergangsmonaten, braucht es eine Beleuchtung», sagt Bellini. Zum Verschleiss von Kulturland stellt der Gemeinderat klar: «Es handelt sich um eingezontes Land für öffentliche Bauten und Anlagen. Die Gemeinde verpachtet es einem Landwirt zur Zwischennutzung.»

Die alte Anlage hinter dem Sportplatz will der Gemeinderat nicht erweitern, weil für die Turnhalle und den Sportplatz ein Projektauftrag zur Sanierung erteilt worden ist. «Wir wollen die Fläche der alten Pétanque-Anlage für den Sportplatz vorerst freihalten», sagt Bellini.

Auch zu den Kosten nimmt er Stellung: «Was die Investitionskosten betrifft, so verkraftet die Gemeinde diese gut.» Der Swisslos-Sportfonds Aargau hat bereits einen Subventionsbeitrag von rund 55 000 Franken zugesichert, sodass die Gemeinde netto noch 92 000 Franken zu zahlen hätte.

Verein wirbt mit Flyer

Dass mit Gegenwind aus der Bevölkerung zu rechnen ist, darauf deutet auch der Flyer hin, den der Pétanque-Verein diese Woche in die Haushalte verteilt hat, und mit dem er für das Projekt «Silber» wirbt.

«Es gibt Leute, die das Projekt unnötig finden», sagt der ehemalige Gemeinderat sowie Initiant und heutige Vizepräsident des Pétanque-Vereins, Leo Dittli. «Pétanque ist bei Pensionären und Senioren beliebt und man sollte auch für sie etwas machen.» Mit dem Flyer wolle man Unentschlossene und Zweifler überzeugen.

«Ich habe mit vielen Leuten über das Projekt gesprochen. Nebst Zuspruch gab es auch Kritik.» Weil der Verein kantonale Cup-Turniere durchführen will, stellte sich die Frage nach genügend Parkplätzen.

«Doch es würden maximal drei Vereine mit je vier Spielern zu Besuch kommen.» Dittli, der als Gemeinderat die alte Pétanque-Anlage beim Fussballplatz realisiert hatte, betont: «Der Verein wird nicht Besitzer des Platzes sein, sondern die Gemeinde. Wir haben unsere fixen Spieltage. Wenn jemand den Platz dann für ein Fest braucht, können wir auch mal an einem anderen Tag spielen. Wir sind diesbezüglich offen», sagt Dittli.