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Wer nachts durch Baden läuft, kann es kaum übersehen: Die Leuchtreklame von General Electric ist unübersehbar. Nach einigen Beschwerden hat die Stadt Baden den Grosskonzern verpflichtet, dafür zu sorgen, dass seine Leuchtreklame künftig weniger hell leuchtet.
«Adieu Alstom, Welcome General Electric!», schrieb die Aargauer Zeitung Anfang letzten November – seither gehört Alstom Power der Vergangenheit an.
Die Übernahme des Energiebereichs des französischen Konzerns durch den amerikanischen Grosskonzern General Electric war vollzogen. General Electric (GE) Power hat seither in der Energie-Metropole Baden das Sagen.
Davon zeugt nicht zuletzt die grosse und vor allem helle Leuchtreklame auf dem Dach des GE-Bürogebäudes. Schon in der Abenddämmerung und erst recht in der Nacht leuchtet diese weit über die Stadtgrenze hinaus.
Wüsste man es nicht besser, könnte man im ersten Augenblick gar meinen, das Stadion Esp sei mit ihren Flutlichtanlagen nach Baden Nord gezügelt.
Sonderlich gestört fühlt sich bis jetzt aber offenbar niemand – zumindest ist bis jetzt nichts an die Öffentlichkeit gedrungen.
Auf Anfrage lässt GE ausrichten: «Rückmeldungen haben wir bis jetzt keine erhalten.» Man halte sich selbstverständlich an die Auflagen der Stadt, wonach die Reklame von Mitternacht bis 6 Uhr morgens abgeschaltet werden müsse.
Jarl Olesen, Leiter der Abteilung Planung und Bau bei der Stadt Baden, sagt hingegen: «Wir haben vereinzelt Rückmeldungen – vor allem auch von Ennetbadenern – erhalten, die sich ab der Reklame gestört haben.»
Nachdem die Reklame eine Zeit lang länger als bis Mitternacht geleuchtet habe, werde sie jetzt aber immer pünktlich um Mitternacht abgeschaltet.
Und wie steht es um die Helligkeit? «Da sieht auch die Stadt Baden Handlungsbedarf. GE hat uns versichert, die Helligkeit der Reklame zu reduzieren», bestätigt Olesen.
Ein Schritt, den auch Rolf Schatz begrüsst. Schatz ist Geschäftsstellenleiter des Vereins Dark Sky Switzerland, der sich den Kampf gegen die Lichtverschmutzung auf die Fahne geschrieben hat.
«Beleuchtung durch Reklamen nimmt immer mehr zu und wird zu einem immer grösseren Problem», sagt Schatz. Aus Marketingzwecken würden jetzt sogar schon Kirchen in der Nacht beleuchtet.
In den letzten 20 Jahren hätten Lichtemissionen in der Schweiz um rund 70 Prozent zugenommen.
«Das ist nicht nur für Menschen ein grosses Problem, weil sie dadurch in ihrem Schlaf gestört werden», sagt Schatz.
Auch Tiere und Pflanzen würden unter dem künstlichen Licht leiden. Zurecht habe das Bundesgericht deshalb im Jahr 2013 entschieden, dass Lichtquellen, die nicht der Sicherheit dienen, in der Nacht möglichst abzuschalten sind.
Konkret ging es um einen Streit wegen einer Weihnachtsbeleuchtung in der Aargauer Gemeinde Möhlin, die Nachbarn ein Dorn im Auge war. Das Bundesgericht entschied: «Lichtemissionen sind so weit wie möglich zu reduzieren und die Lichter – sofern sie nicht aus Sicherheitsgründen benötigt werden – von 22 bis 6 Uhr abzustellen.»
Somit wäre der Fall ja eigentlich klar. Doch Rolf Schatz, selber Gemeinderat in Langnau am Albis (ZH), ortet ein anderes Problem: «Viele Baubehörden kennen die Vorschriften nicht so genau. Und wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter.»
Manchmal braucht es aber auch gar keinen Kläger: Als das Shoppi Tivoli in Spreitenbach 2011 neu eröffnete, störten sich Anwohner an der Fassenbeleuchtung und taten dies auch in Leserbriefen kund.
Das zeigte Wirkung: Nur wenige Tage später teilten die Verantwortlichen mit, man werde die Beleuchtung künftig ab 22 Uhr abstellen.