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Baden
In Baden gab es früher Skirennen, Schlittenkarawanen und Hockeyspiele. Doch dann entfloh die Kälte in die Berge. Auf den eisigen Spuren von Badens Vergangenheit.
Früher konnten auch die Daheimgebliebenen dem Wintersport frönen, denn Schnee und Eis gab es zur Genüge. Die Suche im BT-Archiv brachte einiges ans Licht.
«Der Eisweiher hat seine grosse Zeit. Die schöne und kalte Witterung hat gestern halb Baden hinausgelockt und Jung und Alt ergingen sich im gesunden Schlittschuhsport», berichtet das BT am 14. Januar 1929. Das Schlittschuhlaufen war damals in Baden Tradition. Hiess es doch bereits im BT vom 14. Januar 1881 «der grosse Weiher ist so weit gereinig, dass die Eisbahn von Schlittschuhläufern benutzt werden kann».
Im Mai 1914 beantragte die Forstkommission, es sei den ganzen Winter hindurch eine «Schlittschuhlauf-Gelegenheit» zu schaffen. Spätestens ab den 1920er-Jahren konnten sich das Volk in der Sporthütte beim Weiher aufwärmen und Tee trinken oder Grog (heisses Wasser mit Zucker und einem Schuss Rum).
Zudem war dort der Preis für das Schlittschuhlaufen zu bezahlen: im Jahr 1921 50 Rappen für Erwachsene, 20 Rappen für Kinder. Ein Abo kostete 5 Franken für Erwachsene, für Schüler einen Franken. Vielen älteren Badenern dürfte der launige Appenzeller Sennenhund des Hüttenwartes noch in Erinnerung sein, wenn auch nicht in der besten.
Im Herbst 1930 baggerte man den Weiher aus, sodass die Eisfläche zwar grösser wurde, es aber fortan länger dauerte, bis das Eis eine Dicke von mindestens 12 Zentimetern erreichte. Das Eisfeld war so beliebt, dass das Musikhaus P. Bürli einige Monate später eine «Kraftverstärker-Anlage» installierte. «Insbesondere die Schüler können nun unter erstklassiger Musikbegleitung den schönen Sport ausüben», schrieb das BT. Zur selben Zeit richtete die Stadtbachgarage R. Bolliger einen Shuttle-Bus ein, der zwischen Schulhausplatz und Weiher verkehrte.
«Besonders in den Kriegswintern zwischen 1939 und 1945 wurde die Eisbahn stark benutzt», schreibt Franz Streif in seinem Artikel über den Dättwiler Weiher, erschienen in den Badener Neujahrsblättern 2011. Die Städtischen Werke installierten zwei Scheinwerfer; der Samariterverein umsorgte allfällige Verletzte; die Polizei patrouillierte regelmässig. Wie beliebt das «Städtische Eisfeld» war, davon zeugt der Leserbrief-Verkehr aus dem Jahr 1940.
Vom Weiher zur Schadenmühle
Nebst dem Dättwiler Eisfeld gab es auch noch ein kleines Feld an der Burghalde. Hier konnten sich vor allem die Eis-Tänzer und -Pläuschler vergnügen, weil das Hockey-Spielen dort verboten war. Nach 1950 verlagerte sich das Treiben definitiv auf den Schadenmühleplatz. Die Mitarbeiter des Werkhofs bespritzten den Platz, sobald die Temperaturen auch tagsüber sich unter Null Grad einpendelten.
Auch hier fuhr man von Musik begleitet im Scheinwerferlicht seine Runden. Und der EHC Baden hatte damit ein Spielfeld erhalten, das allerdings nur hinter den Toren mit einer hohen Holzbande umfasst war. Der Werkhof bewirtschaftete das Eisfeld, das maschinell mit einer Bürste jeweils am Morgen gereinigt wurde.
Spätestens ab 1974, mit der Eröffnung des Sportzentrums Tägerhard und dessen Kunsteisbahn, nahm das Interesse am Natureis auf dem Schadenmühleplatz ab – und der Weiher, nur noch Tummelplatz für Nostalgiker, gefror kaum mehr.
Die bekanntesten Skipisten
Die Städtischen Eisbahnen waren nicht das einzige Wintervergnügen, das sich den Badenern bot. Auf der Allmend lag links im vorderen Eichtal ein Übungshügel beinahe vor der Haustür. Und im hinteren Eichtal stand jeweils «viel junges Skivolk auf den Brettern». Die Skistrecke startete damals beim Restaurant Baldegg, führte über die Felder auf dem Eichtalboden bis zum damaligen Bauernhof. Ein Gebiet, das heute fast komplett überbaut ist. Die männlichen Bezirksschüler lernten dort beim Kadettenunterricht das Skifahren.
Von der Baldegg schlittelten Jung und Alt durch den Wald bis hinunter zur Allmend, die wagemutigen Meierhöfler sogar steil den Waldweg hinunter bis in ihr Quartier.
Der Ur-Badener Franz Streif erinnert sich noch gut: «10 bis 15 Minuten schlittelte man bis in die Allmend.» Die Kinder banden mehrere Schlitten zu Schlittenkarawanen zusammen, um an Geschwindigkeit zu gewinnen. Wer runter wollte, musste aber zuerst hinauf – auf demselben Weg. «Also riefen wir Oee-Oee, wenn wir auf den Schlitten nach unten sausten.» So sollten diejenigen gewarnt werden, die bergauf stiegen.
Die Meierhöfler und Dättwiler hatten im Segelhof ihre Skipiste, die im Zuge des Baubooms in Dättwil von Einfamilienhäusern verdrängt wurde. Überhaupt machte es die Klussituation von Baden möglich, dass man auch in andern Quartieren auf kürzeren Skipisten und Schlittelstrecken dem winterlichen Vergnügen nachgehen konnte, so unter anderem im Kappelerhof, am steilen Bord in der Aue, im Meierhofquartier im Ziegelhau und gegenüber im Kehl, zur Zeit, als noch kein Altersheim stand.
Auch auf der «Parsenn Badens» am nördlichen Lägernhang oberhalb des Höhtals bei Ehrendingen herrschte vor allem an den Sonntagen ein reger Skibetrieb. Das BT schrieb am 30. Dezember 1940: «Der Schnee ist pulvrig und reichlich vorhanden. Sofern dieses Winterwetter noch andauern sollte, kann Baden allen Anforderungen eines Wintersportplatzes genügen.» Und dann: «Chumm mit i d’Winterferie nach Bade!»