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Auf dem Hof der Familie Sozzi werden verschiedene Arten von tiergestützten Therapien angeboten. So auch Reiten mit dem Esel Sascha. Die Zukunft des Therapiebetriebes wird nun durch eine Stiftung gesichert
Psychisch Kranke und Menschen mit einer Behinderung besuchen regelmässig den Hof der Familie Sozzi. Die Kinder und Erwachsenen pflegen, reiten oder führen die Esel oder Pferde. Andere beschäftigen sich mit den kleineren Tieren, wie den Hunden, Hühnern oder Kaninchen. Eva Sozzi begleitet sie dabei. Sie liess sich vor 15 Jahren zur Reitpädagogin ausbilden.
Reiten wirkt beruhigend
Die tiergestützte Therapie nützt auch Patienten von Institutionen wie der Arwo oder Schüler der Heilpädagogische Schule Wettingen (HPS). Bei der HPS ist die tiergestützte Therapie ein fester Bestandteil des Unterrichts. Heute ist der siebenjährige Nico auf dem Hof, der den Esel Sascha reiten wird. Er ist körperlich und geistig behindert, weshalb er auf einen Rollstuhl angewiesen ist.
Die HPS-Sozialpädagogin Christine Benz begleitet ihn: «Nico kann sich auf dem Esel völlig entspannen – und unterdessen sitzt er wie ein richtiger Jockey auf dem Tier.» Er hilft beim Putzen und Satteln mit, zeitweise kann er stehen, ansonsten bleibt er im Rollstuhl sitzen. Zwischendurch streichelt er den Esel.
Die Welt aus einer anderen Perspektive
«Die Ziele, die wir mit den einzelnen Klienten verfolgen, sind ganz unterschiedlich», sagt Eva Sozzi. «Bei Nico möchten wir die Muskulatur im Oberkörper stärken und Beweglichkeit, Gleichgewicht, Zufriedenheit und Selbstständigkeit fördern.» Auf dem Esel zu sitzen sei etwas, das er alleine machen könne: «Er wird zwar immer von zwei Personen begleitet, die den Esel führen und dafür sorgen, dass Nico nicht hinunterfällt, aber sie berühren ihn so wenig wie möglich», erklärt sie.
Auf dem Esel sehe er die Welt aus einer anderen Perspektive als im Rollstuhl. Das Ziel: «Nico soll selbstständig laufen können», sagt Luz Sozzi.
Sobald es los geht, wird Nico sichtlich entspannter. Er streckt seinen Begleitern die Zunge raus oder macht sich ein Spass daraus, den Gurt loszulassen und die Hände in die Höhe zu halten. Egal, was Nico auf dem Esel macht, das Tier bleibt ganz ruhig. «Es ist erstaunlich, wie die Tiere auf die Kinder reagieren – sie bleiben gelassen, obwohl insbesondere die Pferde Fluchttiere sind», sagt Luz Sozzi.
Je nach Krankheitsbild des Kindes werden unterschiedliche Tiere eingesetzt. «Es ist wichtig, dass die Therapeuten ausgebildet sind und wissen, wie sie mit den Kindern und den Tieren umgehen müssen.» Man dürfe die Tiere nicht überfordern.
Stiftung soll Zukunft sichern
Um die Zukunft des Therapiebetriebes zu sichern, wurde dieser in eine neu gegründete Stiftung überführt: «Mit einer Stiftung ist es einfacher, Spendengelder zu generieren, um die finanziellen Defizite zu decken», erklärt Betriebsleiter Luz Sozzi. «Nicht immer können Privatpersonen, die unser Angebot nutzen, sich die vollen Kosten leisten.»
Als Stiftung könne der Betrieb auch einfacher an einen Nachfolger übergeben werden: «Wenn wir im Pensionsalter sind, möchten wir den Betrieb nicht einstellen.»
Zudem hat die Familie Sozzi die benachbarte Liegenschaft gekauft als weitere Vorsorge für die Zukunft. «Wir möchten eine neue Kleintieranlage bauen, die für Rollstühle zugänglich ist», sagt Luz Sozzi. Die Infrastruktur soll verbessert und die privaten von den betrieblichen Räumen klarer getrennt werden. «Mein grosser Traum ist es, eine kleine Therapiehalle zu bauen», verrät Sozzi. So könnten die schwerer behinderten Klienten auch bei schlechtem Wetter therapiert werden.