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Lutz Fischer-Lamprecht will für die EVP ins Rennen um den Gemeinderatssitz steigen. Angst vor der Konkurrenz hat er nicht: «Ich würde nicht antreten, wenn ich nicht mit einer echten Chance rechnen würde.»
Seit die EVP des Bezirks Baden 1933 gegründet wurde, war die Partei während insgesamt 40 Jahren mit einem Sitz im Wettinger Gemeinderat vertreten. Mit dem Rücktritt des damaligen Vizeammanns Heiner Studer 2013 verlor sie ihren Sitz erstmals seit den 1980er-Jahren. Nun will die kleine Partei ihren Sitz zurückerobern. Bereits Ende Februar hat die EVP Wettingen-Limmattal angekündigt, sie werde bei den Gesamterneuerungswahlen im Herbst um einen Sitz im Gemeinderat kämpfen. Seit gestern ist bekannt, wen die evangelische Volkspartei ins Rennen schicken will: den reformierten Pfarrer und Einwohnerrat Lutz Fischer-Lamprecht. Ihn werden die interne Findungskommission und der Vorstand an der Parteiversammlung im Juni zur Nomination vorschlagen.
In ihrer Medienmitteilung begründet die Parteileitung, «Lutz Fischer-Lamprecht ist kommunikativ, sachbezogen und lösungsorientiert». Er gehe auf die unterschiedlichsten Menschen zu, nehme sie ernst und engagiere sich für Lösungen, welche dem Gemeinwohl dienen würden. Alt-Vizeammann und Mitglied der Findungskommission Heiner Studer sagt: «Ich stehe voll und ganz hinter unserem Kandidaten.» Lutz Fischer-Lamprecht habe eine schnelle Auffassungsgabe und denke ganzheitlich. «Zudem hat er einen ökonomischen Hintergrund und kann mit Zahlen umgehen.» Der 49-jährige Fischer-Lamprecht studierte nebst Theologie Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Er ist zudem Stiftungsratspräsident der Pensionskasse der reformierten Landeskirche Aargau. Als Politiker ist er Einwohnerrat wie auch Präsident der Regionalpartei und der sechsköpfigen Findungskommission.
Fischer-Lamprecht ist vor gut einem Jahr für Helen Suter in den Einwohnerrat nachgerückt. Damals wurde er auch in die Geschäftsprüfungskommission gewählt. Zuvor war er Mitglied der Einbürgerungskommission. Zu seiner Motivation, für den Gemeinderat zu kandidieren, sagt er: «Das Amt als Gemeinderat ist eine spannende Aufgabe und man kann mehr mitgestalten, als im Einwohnerrat.»
Bereits jetzt steht fest, dass die Konkurrenz im Herbst gross sein wird: Die CVP wird ihren im Februar an die FDP verlorenen Sitz zurückholen wollen; die SVP wird den freiwerdenden Sitz ihres Gemeinderats Daniel Huser verteidigen; die übrigen sechs Gemeinderäte treten – Stand heute – zu den Gesamterneuerungswahlen wieder an.
Doch die EVP mit ihren drei Sitzen im Einwohnerrat lässt sich von der Konkurrenz keineswegs einschüchtern. Mit Alt-Gemeinderat (1950 bis 1961) Edwin Hunziker und Alt-Nationalrat Heiner Studer, der ab 1986 Gemeinderat und ab 1994 Vizeammann war, habe man bewiesen, dass auch eine kleine Partei mit einem mehrheitsfähigen Kandidaten Chancen auf einen Sitz in der Exekutive habe. Heiner Studer: «Ich selber wurde bei einer Kampfwahl gegen einen SVP-Kandidaten in den Gemeinderat gewählt und siegte im Rennen um den Vizeammann-Sitz gegen einen FDP-Kandidaten.» Fischer-Lamprecht: «Uns ist wichtig, dass die Bevölkerung spürt, dass die EVP Verantwortung für Wettingen übernehmen will.» Die Partei wolle eine Alternative bieten, sagt er und fügt an: «Ich würde nicht antreten, wenn ich nicht mit einer echten Chance rechnen würde.»
Ob die Findungskommission weitere Anwärter für die Kandidatur geprüft hat und welche das allenfalls gewesen sind, wollte Fischer-Lamprecht nicht kommunizieren. Nur so viel: «Der Entscheid fiel einstimmig aus.»