Mit seinem Konzert hat Faber die Saison im "Royal" beendet. Dabei äusserte er sich auch zur bevorstehenden Schliessung des Kulturbetriebs.
Nebelschwaden hüllen die Bühne ein, Posaunenklänge wabern durch den platschvollen Konzertsaal. Es ist sengend heiss und die Luft dampft.
Faber nuckelt noch rasch am Bier, schnallt sich die Gitarre um und hüpft auf die Bühne. Die Zuschauermenge johlt. Mit tiefer und wuchtiger Grabesstimme singt der Shootingstar aus Zürich: «Nur die wirklich blöden Fische schwimmen gegen den Strom.»
Sein Reibeisenbass ist für einen erst 24-Jährigen so ungewöhnlich wie die selber geschrieben, oft vor Ironie triefenden Songs. «Wenn Du am Boden bist, weisst Du, wo Du hingehörst», röhrt er auf der «Royal»-Bühne in Baden und die Masse schunkelt fröhlich mit.
Oder: «Bleib Dir nicht treu, halt Dich an keiner Regel fest.» Mit den Antithesen zu gängigen Lebensweisheiten hält der seit einer Tournee mit Sophie Hunger erfolgreiche Musiker dem Publikum einen Spiegel vor.
So tiefgründig sieht Faber sein Schaffen nicht. «Ich wundere mich, dass meine Texte in den Medien oft als provokant bezeichnet werden. So reden doch alle in meinem Alter», sagt er vor dem Gig im Hinterhof des «Royals».
Dort spielt er mit den Bandkollegen, die sich «Goran Koc y Vocalist Orkestar Band» nennen, eine Runde Fussball. Wie kleine Jungs jagen sie dem runden Leder hinterher und sorgen später bei ihrem Auftritt mit ihrem reifen musikalischen Können für Verblüffung.
Posaunist Till spielt auch Schlagzeug, Goran Klavier und Akkordeon – alle sind Multiinstrumentalisten und klingen live wie ein ganzes Orchester. Obwohl sie nur zu viert sind.
«Alles dreht sich nur ums Geld»
Faber, der eigentlich Julian Pollina heisst, stellt auch seine neue CD «Sei ein Faber im Wind» vor, die Anfang Juli erscheint. «Einer von uns beiden war ein Arschloch, und das warst Du...», tönt es da.
Aber auch Liebesballaden wie «Lass mich nicht mehr los» kommen zu Gehör. Der Newcomer, der mittlerweile 150 Konzerte im Jahr gibt und in Deutschland erfolgreicher ist als in der Schweiz, beherrscht die Klaviatur der Gefühle.
Stilistisch will er sich nicht festlegen lassen. Aber mit seiner Meinung, was die Schliessung des Badener Kulturbetriebs inklusive vorgesehener Umwandlung zu einem Baubüro angeht, umso mehr. «Diese Katastrophe sollte mit allen Mitteln verhindert werden», begehrt er auf und schimpft: «Es ist eine Schande, dass sich wieder einmal alles nur ums Geld dreht.»
Nico Schulthess und Andriu Deflorin vom Betreiberteam des «Royals» geben sich diplomatischer. «Wir leisten bis Ende Jahr vollen Einsatz und würden uns natürlich wünschen, dass es weiter geht», sagen die beiden und betonen: «Es freut uns enorm, dass wir einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung haben.»
Am 1. Juni wird eine Petition mit über 6000 Unterschriften gegen die «Royal»-Schliessung eingereicht.
Deflorin: «Alle wissen, dass dieses Kulturhaus uns Betreibern, dem Publikum und der ganzen Stadt wahnsinnig am Herzen liegt. Der Entscheid über die royale Zukunft liegt jedoch nicht bei uns.»