Baden
Facebook und Füllfeder können sich begegnen

Die Podiumsdiskussion «Dialog zwischen Alt und Jung» mit der Aargauer Ständerätin Pascale Bruderer zeigte auf, wie Projekte mit mehreren Generationen fruchten.

tabea baumgartner
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Lebendiges Podiumsgespräch mit Ständerätin Pascale Bruderer Wyss, dem ehemaligen Brugger Stadtammann Rolf Alder und der Moderatorin Isabel Iten (rechts). tab

Lebendiges Podiumsgespräch mit Ständerätin Pascale Bruderer Wyss, dem ehemaligen Brugger Stadtammann Rolf Alder und der Moderatorin Isabel Iten (rechts). tab

Wie war es, als die Berliner Mauer fiel? Und wie schreibt man eine SMS? Zwei Fragen, zwei Generationen treffen aufeinander. Das Thema «Dialog zwischen Alt und Jung» beschäftigt. Rund 70 Menschen der älteren Generationen kamen auf Einladung von Pro Senectute Aargau zur Podiumsdiskussion nach Baden.

«Mami, warum grüssen die mich nicht?» Sonja Sabelli, Sportgruppenleiterin von Pro Senectute, kennt die Frage von ihren Kindern. «Es gibt furchtbar griesgrämige alte Leute», sagt Helen Rösch, Pensionärin aus Ennetbaden. «Das erschüttert mich.» Sie halte ihren Kaffeeschwatz nicht nur mit älteren Leuten, sondern treffe sich auch mit den Jungen. Gegenseitige Wertschätzung sei unabdingbar. Rösch: «Es braucht Zeit, bis das Vertrauen da ist. Aber es lohnt sich.»

Küchenchef Sven Grüter kocht tagtäglich für ältere Menschen in der Rehaklinik Bad Zurzach. Wie man Sauerkraut selber herstellt, habe er von seiner Tante gelernt. «Das Alter bietet einen grossen Schatz an Wissen», sagt Grüter. Rolf Alder, Lehrer und ehemaliger Stadtammann von Brugg, sieht in Projektwochen von Schulen ein grosses Potenzial. Alder: «Das Feuer zwischen den Generationen soll entfacht werden.»

Als Nationalratspräsidentin hatte Pascale Bruderer Wyss den Dialog zwischen Alt und Jung zu ihrem Kernanliegen gemacht. «Der Brückenschlag zwischen den Generationen ist mir ein Herzensanliegen», sagt die Ständerätin. «Es ist ein Nehmen und ein Geben.» Die Gesellschaft profitiere viel davon, wenn Erfahrungen weitergetragen werden. «Ältere Menschen haben so viel zu bieten», sagt Bruderer.

Ist der Austausch zwischen Jung und Alt in einer Zeit der rasanten Veränderungen überhaupt noch möglich? Die einen tauschen sich auf Facebook aus, die anderen schreiben ihre Nachrichten mit dem Füllfederhalter. Die Grossmutter kennt das beste Schmorbratenrezept, die Enkelin weiss um die Tücken des Internets. Warum sollen Jugendliche ihre Computererfahrungen nicht weitergeben können? Wie lernen Jugendliche mehr über die Geschichte, als wenn sie Zeitzeugen befragen? Solche Generationenprojekte (www.generationen.ch) laufen tagtäglich.

Im Aargau ist das Projekt «Generationen im Klassenzimmer» besonders beliebt: Seniorinnen und Senioren investieren ihre Zeit, um die Kinder beim Lernen zu unterstützen. Respekt, Wertschätzung und Interesse braucht es von beiden Seiten. Bruderer: «Wenn wir offen aufeinander zugehen, kommt viel zurück.»

Weitere Podiumsdiskussion: Do, 26. April, 19 Uhr, Rehaklinik Bad Zurzach