Cyber-Mobbing
Fall Céline: Die Täterin mobbt auch nach dem Tod des Opfers weiter

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Die 13-jährige Céline nahm sich im Spätsommer 2017 das Leben

Die 13-jährige Céline nahm sich im Spätsommer 2017 das Leben

zvg

Der Fall Céline schockierte vor knapp zwei Jahren die Schweiz. Die damals 13-Jährige wurde von Klassenkameraden gemobbt. Auch nach der Schulzeit im Internet. Sie nahm sich im Spätsommer 2017 das Leben.

Zwei Jugendliche wurden deswegen verurteilt: ein Junge wegen Nötigung und ein Mädchen wegen versuchter Drohung und Beschimpfung. Wie «Rundschau»-Recherchen zeigen, mobbt die Täterin nun andere.

Die Eltern sprechen im SRF:

Noch aus der Jugendpsychiatrie sendete sie ein Drohvideo an ein anderes Mädchen. «Hör mal zu, du kleine Nutte: Wir werden dich finden. Und zweitens, du wirst genauso sterben wie Céline!», sagte sie darin. Das Verfahren wurde aber eingestellt. Grund war eine juristische Formalität: Auf dem Video waren zwei Personen zu sehen, die Anzeige wegen des Drohvideos richtete sich aber nur gegen die Haupttäterin.

Der «Rundschau» liegen ausserdem Chat-Protokolle von vergangener Woche vor. Darin droht die Täterin einem Mädchen: «Ich reisse dir deine Pussy auf» oder «Ich verboxe dich, du kleine Schlampe». Das beschimpfte Mädchen ging zur Kantonspolizei Zürich, diese schickten sie weg unter der Begründung, dass diese Aussagen keine Straftaten seien, sagt das Opfer. Die Kapo Zürich widerspricht. Sie bestätigt den Besuch des Mädchens, gibt aber wegen des Amtsgeheimnisses keine weiteren Informationen preis.

In der «Rundschau»-Reportage rufen die Eltern die Politik dazu auf, etwas zu tun: «Uns ist klar, unsere Tochter kommt nicht mehr zurück. Aber es muss sich etwas ändern.» Sie wollen, dass der Straftatbestand Cybermobbing eingeführt wird.

Rechtlich nicht nötig, meint Strafrechtsprofessor Jonas Weber im Gespräch mit SRF: Cybermobbing sei durch klassische Straftatbestände wie Drohung, Beschimpfung oder Nötigung bereits abgedeckt. Politisch könnte die Einführung von Cybermobbing allerdings eine präventive Wirkung haben. (jaw)

Der gesamte «Rundschau»-Beitrag wird heute Abend um 20.05 Uhr auf SRF1 ausgestrahlt.