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Baden
Am Dienstagabend ist die 12. Ausgabe des internationalen Festivals für Animationsfilm im Trafo in Baden eröffnet worden. Mit einem gezielten Schlag durchtrennte Festivalleiterin Annette Schindler die rote Holzlatte.
Wie ein echter Ninja und mit blossen Händen eröffnet Festivalleiterin Annette Schindler im Trafo die 12. Ausgabe des Fantoche: Mit einem gezielten Schlag durchtrennt sie für einmal nicht die rote Schlaufe, sondern eine Holzlatte – schliesslich steht das diesjährige internationale Festival für Animationsfilm ganz im Zeichen von Japan.
So verwundert es auch nicht, dass Sängerin und Schauspielerin Fabienne Hadorn teilweise im Kimono gekleidet und mit weiss geschminktem Gesicht durch den Abend führt.
Zusammen mit Musiker Gustavo Nanez und Animationsfilmer Immanuel Wagner entführt sie die Zuschauer in die Geschichte des japanischen Animationsfilmes.
Hadorn taucht immer wieder in die Vergangenheit des japanischen Animationsfilms ein. So stellt sie unter anderem die Figur Nausicaä des japanischen Filmemachers Hayao Miyazaki vor, deren Geschichte in der westlichen Fassung stark gekürzt wurde.
«Als dies beim Film über Prinzessin Mononoke ebenfalls versucht wurde, sandte angeblich das japanische Filmstudio Ghibli dem amerikanischen Produzenten ein authentisches, japanisches Schwert mit der einfachen Inschrift ‹no cuts› – keine Schnitte», erzählt Hadorn. Seither könnten japanische Filme weltweit ungeschnitten gesehen werden.
Japanische Kultur hautnah
Japan steht aber nicht nur wegen des ergiebigen Animationsfilmschaffens im Fokus: In diesem Jahr feiert das asiatische Land zusammen mit der Schweiz das 150-jährige Bestehen ihrer diplomatischen Beziehungen.
An zahlreichen Austellungen könne man die japanische Kultur hautnah erleben, sagt der japanische Botschafter Ryuhei Maeda: «Eine davon ist das Fantoche.» Er habe gelesen, dass Animation leichtfüssig, unterhaltsam, innovativ und experimentell sein könne. «Ich wünsche mir, dass die Zuschauer ein solch buntes Bild von den japanischen Animationsfilmen, aber auch vom Land selber erhalten.»
Festivalleiterin Annette Schindler greift dies auf: «Filme stehen oft für Träume, repräsentieren Wünsche und Sehnsüchte.» Sie könnten aber auch Abgründe dieser Welt vor Augen führen.
«Diesen Filmen kommt an diesem Festival eine besondere Bedeutung zu.» Schindler macht so auf den zweiten Programmschwerpunkt «Krieg und Frieden» aufmerksam, der Bezug nimmt auf den «Frieden von Baden», der vor 300 Jahren den Spanischen Erbfolgekrieg beendete. «Ein solcher Friedensvertrag könnte die Welt an vielen Stellen wieder brauchen.»
Wie jedes Jahr findet das Animationsfestival nicht nur in den Kinosälen statt. So fährt beispielsweise nachts ein Bus durch die Stadt Baden, von dem aus Bilder an die Häuserfassaden projiziert werden. «Ist das legal?», möchte Hadorn wissen. «Natürlich», bestätigt Schindler mit einem Schmunzeln.
Alle Redner des Abends müssen sich vor ihrem Auftritt einer Aufgabe stellen. Stadträtin Gabriela Berger lässt mit einem Hüpfer Papierschnipsel regnen, in Anlehnung an den Waldgeist Totoro aus dem Film «Mein Nachbar Totoro». Isabelle Chassot, Direktorin des Bundesamtes für Kultur, hingegen lässt Kinotickets als Papierflieger durch den Saal segeln. Und Regierungsrat Alex Hürzlerer darf noch eine gute Nachricht verkünden: «Ich freue mich besonders, dass der Aargauer Regierungsrat das Fantoche auch die nächsten drei Jahre finanziell unterstützen wird.»
Animationsfilmfestival Fantoche: Baden, 2. bis 7. September, Kino Trafo, Orient und Sterk.