Beim FC Wettingen ist Ruhe eingekehrt . Erstmals seit sieben Jahren steht das Fanionteam an der Tabellenspitze der 2. Liga. Präsident und Trainer äussern sich zum Höhenflug des Traditionsvereins.
Endlich ist es wieder so weit: Wettingen steht an der Spitze der 2. Liga, hat die Tabellenführung am Wochenende dank einem Auswärtssieg in Koblenz übernommen. «Super, einfach toll», sagt Präsident Pierluigi Ghitti. «Wir standen bestimmt schon sechs, sieben Jahre nicht mehr zuoberst.» Ganz bewusst tritt er aber auf die Euphorie-Bremse. «Wir müssen jetzt am Boden bleiben und so weitertschutten wie zuletzt.»
Aus dem Ziel des Vereins macht er zwar kein Geheimnis: Es lautet Aufstieg in die 2. Liga Interregional. «Jedes andere Ziel wäre mit unserer talentierten Mannschaft und der tollen Infrastruktur mit dem Stadion Altenburg fehl am Platz.» Doch Ghitti, seit drei Jahren Präsident, will verhindern, dass die Erwartungen sofort wieder ins Grenzenlose steigen.
Als Wettingen im Jahr 2007 den Aufstieg in die 2. Liga Inter schaffte, war der Enthusiasmus grenzenlos. Der damalige Präsident erklärte: «Wir wollen in der ersten Saison stinkfrech oben mitspielen. In der zweiten Saison wollen wir den Aufstieg in die 1. Liga ins Auge fassen. Danach würde ich das Stadion Altenburg noch so gerne renovieren.» Hochmut kommt vor dem Fall: Wettingen stieg sofort wieder ab.
«Wir müssen zu unseren Wurzeln zurückfinden», sagt Pierluigi Ghitti. «Ich bin neben dem Stadion aufgewachsen, der FC war in den erfolgreichen Zeiten ein ‹Büezerverein›, ein Dorfclub. Wir wollen wieder eine Familie sein, die am selben Strick zieht. Schickimicki und der FC, das passt nicht zusammen.»
Bei keinem Regionalliga-Verein sind die Ansprüche und Erwartungen des Umfelds so hoch wie in der Altenburg Die glorreichen 80er-Jahre – Wettingen kickte in der Nationalliga A und 1989 gar im UEFA-Cup – sind noch immer präsent; sei es in den Katakomben, wo noch Fotos vom Duell gegen Maradonas Napoli an der Wand hängen, sei es auf der Tribüne in den Köpfen der treuen Fans.
«Wettingen ist und war schon immer ein besonderer Verein», sagt dazu Trainer Beat Studer, der in den 80er- und 90er-Jahren Profi beim FC Zürich und in Aarau war. «Die Leute hier im Dorf beschäftigen sich mit Fussball, kommen ins Stadion.» Die Identifikation sei gross, gleichzeitig seien auch die Erwartungen hoch. «Umso wichtiger, dass wir auch jetzt kühlen Kopf bewahren.» Studer: «Natürlich sind wir froh, oben zu stehen, und wir hoffen, so lange wie mögliche vorne mitspielen zu können. Aber die Spitzenteams liegen nahe beisammen, es wird eine harte Saison.»
Studer steht bereits in der dritten Saison in Folge an der Seitenlinie – keine Selbstverständlichkeit beim FCW. Präsident Ghitti sagt es so: «Früher gab es bei Trainern und Sportchefs ein Kommen und Gehen. Jetzt wollen wir Kontinuität und Ruhe in den Verein reinbringen.» Um sich langfristig in einer höheren Liga etablieren zu können, setzt der Verein auf Nachwuchsarbeit.
In den Glanzzeiten hatte Wettingen immer wieder erfolgreich Nachwuchsspieler in die 1. Mannschaft integriert. «Wir sind stolz, dass unsere A-Junioren ebenfalls auf Platz 1 stehen», sagt Ghitti. Wie gross die Identifikation mit dem FC Wettingen ist, zeigte sich diese Woche: 150 Zuschauer kamen in die Altenburg – für ein Spiel der der A-Junioren gegen Baden (Resultat: 3:4). Andere Vereine wären froh, die erste Mannschaft hätte so viele Fans.
Nächstes Heimspiel: Wettingen - Kölliken, Samstag, 22. Oktober, 17 Uhr, Altenburg.